Michael Nielen

Weihnachtslegenden

En de hellisch Naaht vom 24. auf den 25. Dezember passieren seltsame Dinge.
Manni kallt über Weihnachtslegenden.

Manni kallt über Weihnachtslegenden.

Bild: Michael Nielen

Nicht nur bei Selma Lagerlöf in Skandinavien, sondern auch beim Dichter Peter Kremer in der Eifel verwandelt sich Heiligabend um Mitternacht Wasser in Wein, die Tiere sprechen und prophezeien, beispielsweise wer im kommenden Jahr sterben müsse. Belauschen sollte man sie schon allein deshalb nicht…

Woran sich in einem Märchen Kremers ein Bauer in Waldkönigen nicht hielt. Hääv datt Luuschhörnche ens beiss senge zwei staatse Oesse net jelustet: Denn so erfuhr er, was er nicht hätte wissen wollen, nämlich dass die beiden Ochsen sich einig in der Ahnung waren, dass sie ihren Bauern im neuen Jahr würden zum Friedhof ziehen müssen.

Das sich für schlau haltende „Büürche“ dachte: „Ich verkoofen üch op Hellesseme Maaht – unn zwar witt fott - dann treckt ihr ne andere Buur nohm Kirchhoff als wie mich.“ Gesagt getan, der schlaue Bauer verkauft sein Gespann auf dem Hillesheimer Viehmarkt weit weg, damit sie jemand anderen statt seiner zum Kirchhof ziehen sollen.

Weit gefehlt: Unser Landwirt von Waldkönigen bekommt gleichwohl die Krise, schwächelt, stirbt schließlich, und als die Beerdigung geplant werden muss, stellt man fest, dass man im Nachbardorf ein Ochsengespann leihen muss, da der Waldköniger seine beiden Rindviecher gerade erst verkauft hat.

Der Bauer aber, der Heiligabend den mit Wasser gefüllten Kessel, der zu Wein geworden war, leerte, war ob dieses Wunders so erschüttert, dass er fortan kein Wort mehr sprach. „Und auf seinem Grab gedieh nie eine Blume“, so Eifeldichter Peter Kremer: „Unn die Jeschicht öss su woohr, wie ich woohr ben. Menge Vatte woss et noch genau – unn häer hätt enne jekannt, der der Keissel mött ejene Oohre jesehn hätt…“


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