Andreas Kurth baut den ehemaligen Bahnhof Ahütte zu einem Seminarhaus mit Café um – und will dabei den Bahnhofs-Charme der Sechziger erhalten.
Drei Gleise lagen einst vor dem Bahnhof Ahütte. Hier stiegen nicht nur Fahrgäste ein und aus, die zwischen Dümpelfeld und Lissendorf verkehrten. Auch Güterverkehr wurde hier betrieben. So nutzte zum Beispiel das Kalkwerk die Bahntrasse. 1973 wurde der Bahnverkehr eingestellt. "Damals musste die Bahn Einsparungen vornehmen und für die Eifel gab es ein großes 'Kahlschlagprogramm'. Dagegen gab es Widerstand. Auf dieser Strecke war der Widerstand nicht ganz so groß", weiß Andreas Kurth. Vielleicht, so vermutet er, lag es daran, dass es schon Überlegungen gab, dort die Landesstraße zu bauen, die heute streckenweise auf der ehemaligen Bahntrasse verläuft.
Der Bahnhof Ahütte ist ein Relikt jener Tage. Von 2010 bis 2019 stand die Anlage ungenutzt leer. Dann kaufte Andreas Kurth sie. Zum Bahnhof zählen das zweigeschossige Hauptgebäude mit Krüppelwalmdach, das ehemalige Stellwerk, der Güterschuppen und ein Nebengebäude. Kurth lebte in der Vulkaneifel, musste seine Heimat aber aus beruflichen Gründen verlassen. Doch es war eine Herzensangelegenheit, in die Eifel zurückzukehren. Also suchte er nach einer Immobilie. "Im Herbst 2018 bin ich erstmals auf den Bahnhof aufmerksam geworden und dachte zuerst: Um Gottes Willen!", erzählt er. Doch nachdem er sich mit einem Architekten ein Bild von den nötigen Sanierungen gemacht hatte, entschied er sich zum Kauf.
Vor allem will er das Ensemble gewerblich nutzen und dort gesundheitspräventive Seminare, die von der Krankenkasse unterstützt werden, anbieten. Mehr noch, es soll ein Seminarhaus auch für Externe werden. Eigene Räumlichkeiten für Seminare waren bei seiner Rückkehr in die Eifel gar nicht geplant. Doch als er den Bahnhof entdeckte, eröffnete sich ihm diese Möglichkeit. Dass Kurth Eisenbahnfan ist, war der Sache durchaus förderlich. Zeitweise fungierte er als Vorsitzender der "IG Westeifelbahn" und organisierte Schienenbusfahrten der Oelftalbahn bei Schleiden.
Die Bahnhofsschilder existieren noch
"Alte Bahnhöfe gibt es viele in der Eifel, aber nur wenige sind so original erhalten", weiß Kurth: "Boden, Fenster und Türen sind historische Substanz. Ich habe alles mitgekauft, was noch vorhanden war und bin gezielt auf der Suche nach Gegenständen." Denn den Fokus legt Andreas Kurth bei dem Objekt darauf, den Charme des Bahnhofs zu erhalten. "Wer hier ankommt, soll sich wie in einem Bahnhof der Sechziger Jahre fühlen", sagt er. Deshalb ist er froh, dass die ehemaligen "Ahütte"-Bahnhofsschilder noch existieren.
Der Charme offenbart sich beispielsweise, wenn man die einstige Wartehalle betritt. Der Charakter soll erhalten bleiben, wenn sie künftig als Seminarraum genutzt wird. Ein Café wird im und um den Güterschuppen entstehen, in den derzeit eine Küche eingebaut wird. Dort sollen auch externe Gäste und Ausflügler zu den Öffnungszeiten des Seminarhauses verweilen können.
In den beiden Obergeschossen werden derzeit Zimmer mit Dusche und WC eingebaut, die zwar einem modernen Standard entsprechen, aber dennoch den Charme des alten Bahnhofs versprühen werden. Die Sanitäranlage für Tagesgäste wird im Nebengebäude zu finden sein - dort wo sie auch einst war. "Die ehemalige Grube der Fahrgasttoilette ist sogar noch vorhanden", weiß Kurth. Das Nebengebäude ist zwar ein Nachbau aus den Achtziger Jahren, steht aber ebenfalls unter Denkmalschutz.
"Es ist ein Spagat zwischen dem Denkmalschutz und dem Willen, alles originalgetreu zu erhalten einerseits und den heutigen Anforderungen - auch bautechnisch - andererseits", sagt er. Gefördert wurde der Umbau bereits mit Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und aus Mitteln der Dorferneuerung. Aktuell hat Kurth dem LEADER-Projekt einen Antrag auf Unterstützung vorgelegt. Wird er bewilligt, will Andreas Kurth auf die Schienen, die vor dem Bahnhof wieder verlegt werden sollen, einen Schienenbus setzen - ganz so wie sie dort auch früher zu sehen waren.
Viele Menschen aus Ahütte und umliegenden Orten haben sich schon umgeschaut, was im ehemaligen Bahnhof passiert. "Viele erzählen von ihren Erinnerungen an den Bahnhof", sagt Kurth. So hat er bereits einige interessante Geschichten gehört. Nur ein Rätsel konnte er noch nicht lösen: Wo im Bahnhof damals die Fahrkarten verkauft wurden.