

Von Lydia Schumacher
Darscheid. Sebastian Krolik (36) sagt, er habe schon als kleiner Junge gewusst, dass er entweder Zirkusdirektor oder Darsteller werden würde. Dass sich beides irgendwie miteinander verbinden könnte, kam ihm damals wohl nicht in den Sinn. Wie denn auch?
Aber von vorne: Als Kind hat Sebastian Krolik jede Möglichkeit genutzt, um Menschen zu unterhalten. Mal war es eine Vorstellung des Kasperle-Theaters, die er seinen gleichaltrigen Freunden gab. Mal hat er der Verwandtschaft Lieder vorgetragen. »Als ich elf Jahre alt war, habe ich mit meinen Eltern in Bochum das Musical ‚Starlight Express‘ gesehen. Damals wusste ich, das ist genau mein Ding«, berichtet er. Ihm sei klar gewesen, dass er gleich nach dem Besuch der Realschule in Daun in diese Ausbildung starten wolle. Mit 16 Jahren hat er sich an der Musicalschule in Hamburg beworben. »Die Schule hat einen sehr guten Ruf. Dort bewerben sich jedes Jahr Hunderte, aber es gibt höchstens zwölf Plätze.«
Auf »blauen Dunst« hin und ohne sich irgendwie professionell darauf vorbereitet zu haben, sei er zur Aufnahmeprüfung gereist. Dort musste er zwei Lieder sowie einen Monolog vortragen und zeigen, ob er Talent zum Tanzen hat. »Ich habe auf Anhieb den Platz bekommen. Und meinen Eltern, die mich begleitet haben, war spätestens jetzt klar, dass ich das machen muss.« Der Vater war damals Polizist, die Mutter betrieb ein eigenes Einzelhandelsgeschäft in Daun. Sie hätten ihn immer unterstützt, sagt Krolik dankbar.
So zog er von Daun nach Hamburg, absolvierte die Ausbildung und konnte sich in der Szene einen Namen machen: »Ich hatte irgendwann große Rollen bei Stage Entertainmant, dem größten Musicalproduzenten in Europa. Die machen so was wie ‚König der Löwen‘ oder den ‚Tanz der Vampire‘, wo ich zum Beispiel die Hauptrolle hatte.«
Warum er zurück in die Vulkaneifel kam? »Mein Mann und ich waren in Berlin nicht mehr so glücklich mit den vertraglichen Situationen. Wir hatten ein kleines Down. Mein Mann war damals Hoteldirektor. Irgendwie ist dann die Idee entstanden, wir könnten zusammen ein kleines Hotel betreiben«, berichtet Krolik.
Ihnen sei gleich bewusst gewesen, dass sich das, angesichts der Preise in Berlin, eher nicht umsetzen ließe. So kamen sie in die Vulkaneifel und übernahmen vor sechs Jahren das Hotel Müller in Gemünden, das längst »Landhotel Krolik« heißt.
Als er seine Kollegen und Freunde vermisste, kam er auf die Idee, hier, vor dem eigenen Hotel, das »Weiße Rössel« zu geben. Professionelle Darsteller und Techniker hätten Lust gehabt, mitzumachen. Und Stadtbürgermeister Friedhelm Marder habe in der Rolle des Kaisers Franz Josef I. geglänzt. Krolik: »Das Publikum, und das muss man wirklich so sagen, eskalierte regelrecht. Noch Tage später brachte man uns zum Dank Blumen,«
Das war die Geburtsstunde der »Theaterfestspiele Vulkaneifel«. Nur das Dach über dem Kopf fehlte noch: »Ich entdeckte online in Wien ein zum Kauf angebotenes Zirkuszelt. Das haben wir gekauft.« Seit mittlerweile vier Jahren steht es gleich hinter der Lehwaldhalle in Darscheid. Das habe sich von der Lage her einfach angeboten, sagt Krolik. Und weil sein Nachname, aus dem Polnischen ins Deutsche übersetzt, »Kaninchen« heißt, bekam das Zirkuszelt den Namen »Kabau«, die Abkürzung von Kaninchenbau. »Das ist auch eine schöne Parallele zu Alice im Wunderland: Man geht hinein und erlebt wunderbare Dinge«, so Krolik.
Im Kabau-Zelt spielte Ralf Kramp in »Der kleine Horrorladen«. Ralph Morgenstern brillierte im vergangenen Jahr in »Sister Act«. Bald wird Sebastian Krolik selbst auf seiner Bühne stehen, in »Flashdance«. Dann ist er Darsteller und Direktor, nur nicht in einem Zirkus, sondern im eigenen Theater. Beide Wunsch-Alternativen seiner Kindheit haben sich wie ein Puzzle gefügt und sind in Erfüllung gegangen. www.theaterfestspiele.de