Original-Nachbau eines Prahms im Maßstab 1:2 / Kooperation zwischen Berufsschülern und Studenten
Ein römischer Lastkahn auf der Mosel im Jahr 2015? Was seltsam anmutet, ist ein Gemeinschaftswerk von Schülern und Lehrern der Berufsbildenden Schule Wittlich und dem Fachbereich »Alte Geschichte« der Uni Trier.
Als Alfons Schmitz vor vielen Jahren seinen Job als Leiter der BBS antrat, entdeckte er beim ersten Rundgang auf dem Gelände einen halbfertigen Kahn. Die Frage lautete: Brennholz daraus machen oder die begonnene Arbeit fertigstellen? Und was hatte es überhaupt damit auf sich?
Dass der Kahn viel zu schade für den Ofen war, stand schnell fest. Also machte sich die Bootsbau AG der Schule erneut ans Werk. Entstanden ist ein Prachtstück: Das zehn Meter lange und 1,70 Meter breite Boot, ein exakter Nachbau eines Binnenhandelsschiffs im Maßstab 1:2, erhielt den Namen »Secundinia
Vom Baum zum Boot
Jetzt wurde es dem Präsidenten der Universität Trier, Prof. Michael Jäckel im Jachthafen Monaise überreicht. Der Prahm, so die korrekte Bezeichnung des Handelsschiffs, wird künftig fachübergreifend von Altgeschichtlern und Maschinenbauern als Forschungsprojekt getestet.
Gefunden wurde die Vorlage in den 1980ern Jahren im Lac de Neuchatel/Schweiz. Damals wurde die Entdeckung als bester Schiffsfund dieser Art bezeichnet. Der Plan für die Rekonstruktion kam vom Leiter des Kompetenzbereichs für antike Schifffahrt in Mainz, Dr. Ronald Bockius. Es folgte ein intensiver Gedankenaustausch zwischen ihm und dem Leiter des Projekts an der BBS, Frank Willgerodt, sowie dem Leiter des beteiligten Comenius-Projektes.
Schließlich übernahm der Lehrstuhlinhaber »Alte Geschichte« und Experte für antike Seefahrt, Prof. Christoph Schäfer die Leitung des Projekts, das Zeiten und Städte, Praktiker und Theoretiker, alte und junge Menschen verbindet.
Vorlage aus Neuchatel
20 Schüler und Schülerinnen der Wittlicher Bootsbau-AG und 15 spanische Kollegen des Comeniusprojekts vollendeten schließlich die Idee nach dem Motto »vom Baum zum Boot«. In einem Pilotversuch führte eine Gruppe Studierende erste Tests auf dem Oberwasser der Staustufe Trier durch. Die Analyse mit modernen Messgeräten wird 2016 fortgesetzt.
Das erfolgreiche Projekt wird definitiv weitergeführt. Darauf verständigten sich BBS und Universität. Den Schülern gewährt dies einen Einblick in die Wissenschaft und Studenten erweitern ihr praktisches Wissen in den gut ausgestatteten Werkstätten der BBS Wittlich – ein Gewinn für alle Beteiligten!
pug / red Auf dem Bild Alfons Schmitz (re.), Prof. Michael Jäckel (2. v. re.) mit einigen Mitarbeitern. Foto: Uni Trier