Zu-Tech-Trier: Arbeitswelt im Umbruch
Unsere Arbeitswelt befindet sich im Umbruch. Corona hat die Entwicklung noch beschleunigt. Schlagworte sind Digitalisierung, Fachkräftemangel, Automatisierung, New Work und Künstliche Intelligenz. Inwiefern verändert sich die Arbeitswelt und welche Chancen und Risiken ergeben sich dadurch? Wir haben mit dem Initiator der Zu-Tech-Trier, Jörg Schädlich, geschäftsführender Gesellschafter der JS&P GmbH, gesprochen.
Was hat Sie dazu motiviert, die Zu-Tech-Trier ins Leben zu rufen?
Als wir das Konzept ausgearbeitet hatten, haben wir uns immer gefragt: Wie kann man Menschen für Technik begeistern. Da wir neben unserem Unternehmenszweig der Wirtschaftsberatung auch im Bereich der Automatisierungstechnik tätig sind, haben wir dieses Fachwissen genutzt und uns überlegt, wie man die theoretisch-praktischen Erfahrungen möglichst spannend den Nicht-Fachleuten näher bringen kann. Es konnte eigentlich nur durch das Prinzip „Technik zum Anfassen“ gelingen. Potenzielle Aussteller bestätigten diese Einschätzung. Bei ihnen handelt es sich um Unternehmen, die mit zukunftstechnisch-affinen Herstellungsprozessen produzieren oder forschen. Sie erhalten von uns die Möglichkeit, diese Technologien den interessierten Besuchern zu präsentieren und natürlich ebenso, sich auf diesem Weg zu empfehlen.
Welche Ziele verfolgt die Veranstaltung?
Wir möchten Anforderungs- und Qualifikationsmerkmale aufzeigen, die im Zuge der fortschreitenden, technologischen Entwicklungen an die Arbeitswelt von morgen gestellt werden. Hier gilt es, den Menschen die Ängste vor diesen Technologien zu nehmen und sie vielmehr zu begeistern. Neben den Exponaten zum Anfassen finden ebenso fachliche Impulsvorträge und Beratungen von Seiten der Aussteller statt. Ziel ist es ebenso, dass wir mit dieser Veranstaltung eine Plattform zur Netzwerkbildung zur Verfügung stellen. Natürlich ist es auch das nachhaltige Ziel, die Stadt Trier und die Großregion wirtschaftspolitisch weiter zu entwickeln und hervorragend ausgebildete Fachkräfte heranzuziehen.
Welche aktuellen Entwicklungen in der Robotik faszinieren Sie am meisten und warum?
Die Robotik bietet in vielerlei Einsatzgebieten Erleichterungen für die Menschen. So sind im Bereich der Fertigung von Serienproduktionsteilen die Wiederholgenauigkeiten für mich immer wieder faszinierend. Faszinierend finde ich aber auch das robotergestützte Operationsverfahren im Bereich der Medizintechnik. Die Präzision und somit die Sicherheit für Arzt und Patient wird stetig weiterentwickelt. Zu diesem Thema bietet die ZU-TECH-TRIER 2023 übrigens an beiden Veranstaltungstagen jeweils um 16 Uhr einen Fachvortrag mit der Überschrift „Werden wir in Zukunft von Robotern operiert?“.
Können Sie uns einige Beispiele für innovative Technologien nennen?
Derzeit wird mit Hochdruck an alternativen Energieversorgungen und Antriebstechnologien gearbeitet. Beispielführend ist sicherlich die Wasserstoff-Energiegewinnung, die von Seiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sehr ausführlich auf unserer Veranstaltung beleuchtet und erläutert wird. Als weitere, innovative Technologie ist ebenso im Bereich der Medizintechnik die Neuronavigation zu nennen. Auch zu diesem Thema bieten wir anlässlich der ZU-TECH-TRIER 2023 an beiden Tagen jeweils 3 Fachvorträge.
Welche Herausforderungen bestehen bei der Integration von Robotik in verschiedene Branchen und wie können diese überwunden werden?
Zunächst steht die Aufgabenstellung für den Roboter in der Prüfung. Hier müssen nicht nur, aber auch die Kosten der Anschaffung bzw. die Optimierungspotenziale kalkuliert werden. Darüber hinaus müssen die Mitarbeiter über den neuen „Kollegen“ aufgeklärt und deren Akzeptanz eingeholt werden. Der kollaborative Roboter (Cobot) wird als Industrieroboter eingesetzt, der mit Menschen gemeinsam arbeitet und während des Produktionsprozesses nicht in Schutzeinrichtungen getrennt operiert. Wie können Roboter in der Medizin eingesetzt werden, um innovative Lösungen und verbesserte Patientenversorgung zu bieten? Das robotergestützte Operationsverfahren wird z. B. bereits im Trierer Krankenhaus der Barmherzigen Brüder erfolgreich in der Urologie eingesetzt. Mit diesem Verfahren wird u. a. eine Prostata–OP minimalinvasiv durchgeführt. Der Patient hat nur eine kleine Wunde und der Krankenhausaufenthalt ist von entsprechend kürzerer Zeitdauer.
Welche Rolle spielen sozial-ethische Überlegungen bei der Entwicklung und Nutzung innovativer Technologien in der Robotik?
Natürlich spielen diese Überlegungen eine gewichtige Rolle beim Programmieren und beim Einsatz von Robotern. So muss in Gänze ausgeschlossen sein, dass ein Roboter einen Menschen verletzt bzw. dass er das einzulösen hat, was der Mensch ihm zuvor als Befehl programmiert.
Welche Auswirkungen hat die Robotik auf die Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit von Prozessen und Produkten?
Der Einsatz ist vielfältig. Beispielsweise in der Landwirtschaft erkennen Roboter Unkraut mit einem Visionssystem, das sie dann mit einem Laserstrahl vernichten. Es ist also nicht mehr notwendig, chemische Unkrautvernichtungsmittel einzusetzen. Im Zuge des weiter boomenden Bedarfs an Photovoltaik werden Roboter eingesetzt, die die übergroße Nachfrage durch automatisierte Produktionsprozesse decken. Zur Umweltverträglichkeit zählt ebenso der Schutz der Gesundheit. So werden u. a. Roboter bei Lackierprozessen oder bei Bränden und Chemieunfällen eingesetzt. Auch werden oftmals körperlich anstrengende Wiederholungsprozesse von Robotern ausgeführt, wie z. B. das Greifen und Ablegen eines Reserverades in der Fahrzeugherstellung.
Welche Kompetenzen sollten zukünftige Generationen entwickeln, um in einer von Robotik geprägten Welt erfolgreich zu sein?
Natürlich sind hier die schulischen Voraussetzungen im Bereich der Naturwissenschaften bzw. der sogenannten MINT-Berufe zu nennen. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass die Menschen diese technischen Entwicklungen akzeptieren und nicht als Konkurrenz sehen. Dass der „Kollege Roboter“ mit behilflich ist, sollte anhand von Fakten aufgezeigt werden und zum Anfassen vermittelt werden.
Interview: Edith Billigmann