Klaus Desinger

Hier versteckt sich Mr. Pizza vor unserer Kamera

10. Dezember, 9 Uhr, 3,9 Grad in Idar-Oberstein. Ein kühler Dezembertag. Ortstermin des Landgerichts Bad Kreuznach bei der Pizzeria, in der im Mai um Haaresbreite Menschen ums Leben kamen (wir berichteten). Die Anklage lautet unter anderem auf versuchten Mord, schwere Brandstiftung, Versicherungsbetrug.

Viele Schaulustige hatten sich schon eingefunden, als nach und nach die Fahrzeuge die Inhaftierten aus den verschiedenen Justizvollzugsanstalten zum Tatort brachten. Vor Ort auch der vorsitzende Richter Dr. Bruno Kremer, Staatsanwalt Klaus Thönnessen und die Anwälte der insgesamt sechs Beschuldigten. Feuerwehrmann berichtete
Zu Verhandlungsbeginn erklärt ein Feuerwehrmann als Zeuge, wo er die Brandherde entdeckt hat. Insgesamt hatte es dreimal in und an der Pizzeria gebrannt. Richter Kremer versuchte sodann, den Haupteingang des Restaurants aufzuschließen, was jedoch misslang. So begaben sich die Beteiligten zum Eingang der Wohnungen auf der anderen Gebäudeseite. Der Restaurantbesitzer  erlaubte auf Nachfrage des Gerichts nicht den Zugang für die Presse. Er versteckte sich lieber hinter einem Justiz-Bulli. Auf WochenSpiegel-Nachfrage, ob bei der Besichtigung der Räumlichkeiten neue Erkenntnisse zu Tage traten, erwiderte Richter Kremer: »Das ist ein laufendes Verfahren, dazu sage ich nichts.« Bisher hatte der Hauptangeklagte noch nicht ausgesagt, will sich aber wohl in einer der nächsten Sitzungen einlassen. Mitangeklagte hatten bisher den Chef der Pizzeria schwer belastet. Brandstifter mit Tod bedroht? Er soll ihnen den Auftrag erteilt haben, ein Anwesen in der Höckelböschstraße und eben jenes Restaurant in Flammen zu  setzen. Ein komplexes Geflecht aus Auftragnehmern und Helfershelfern, das das Gericht aufzudröseln hat. Nachdem das vollständige Niederbrennen des Gebäudes nicht gelungen war, soll der Padrone seine Lakaien mit dem Tod bedroht haben. Außerdem soll er in Kauf genommen haben, dass die Mieter bei den Bränden ums Leben hätten kommen können. Nur durch glückliche Umstände kam es nicht dazu.
Der Prozess wird am 22. Dezember um 9 Uhr am Bad Kreuznacher Landgericht fortgesetzt. Foto: Klaus Desinger


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