Claudia Neumann

15 Jahre Gedenken in Schweich: Einsatz für Menschenwürde und Toleranz

Schweich. Arbeitsgemeinschaft setzt Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus

Ausstellungseröffnung ‚Jetzt wissen wir erst, wie schön die Heimat war‘ mit der AG Gedenken im Oktober 2023.

Ausstellungseröffnung ‚Jetzt wissen wir erst, wie schön die Heimat war‘ mit der AG Gedenken im Oktober 2023.

Bild: AG Gedenken

Erinnerung als gesellschaftliche Verantwortung
Seit 15 Jahren engagiert sich die Arbeitsgemeinschaft „Gemeinsam Gedenken Gestalten“ in Schweich für die Erinnerung an jüdisches Leben. Ihr Ziel ist es, Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus entgegenzutreten und für Demokratie einzustehen. Im Jubiläumsjahr 2025 wird einmal mehr deutlich, wie wichtig diese Arbeit ist.

Ein Zeichen gegen den politischen Rechtsruck
Populistische und demokratiefeindliche Strömungen nehmen weltweit zu. Die Arbeitsgemeinschaft aus Kirche und zivilgesellschaftlichen Partnern setzt sich mit vielfältigen Aktionen für ein respektvolles Miteinander ein. Seit 15 Jahren erinnert sie an das jüdische Erbe in Schweich und hält das Bewusstsein für Menschenwürde und Demokratie wach. Zum Jubiläum wird ein Festjahr mit zahlreichen Veranstaltungen organisiert, das unter der Schirmherrschaft von Katarina Barley, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, steht. Geplant sind Konzerte, Ausstellungen, Führungen, Wanderungen, Buchvorstellungen und Gedenkveranstaltungen. Ein feierlicher Festakt findet am Donnerstag, 3. April, um 18 Uhr in der ehemaligen jüdischen Synagoge in Schweich statt.

Wichtigkeit der Erinnerungskultur
Gedenkarbeit und das Aufarbeiten der eigenen Geschichte, insbesondere der NS-Zeit, sind essenziell für die deutsche Demokratie. „Menschenfeindliche Aussagen sind wieder häufiger zu hören, während gleichzeitig die Zeitzeugen der Shoa immer weniger werden“, betont Katarina Barley im Vorwort zum Festprogramm. Die Geschichten der Opfer lebendig zu halten sei entscheidend, um Prozesse der Entmenschlichung frühzeitig zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Auch Bischof Ackermann würdigt die Arbeit der Arbeitsgemeinschaft. Sie ermögliche es nicht nur, die Verfolgungsgeschichte aufzuarbeiten, sondern auch das Bewusstsein für jüdische Kultur und Traditionen zu erhalten. „Antisemitismus zeigt sich in offenen Feindseligkeiten, Vorurteilen oder verbalen Angriffen. Umso wichtiger ist es, diesem mit aller Entschlossenheit entgegenzutreten“, so der Trierer Bischof.

Einsatz für Toleranz und Demokratie
Sabine Bintz, Leiterin der Volkshochschule Schweich und Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft, hebt den Wert der Kooperation mit vielen Partnern hervor. „Gerade heute hat Gedenkarbeit einen hohen Stellenwert, damit sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen“, erklärt sie. Pastoralreferentin Judith Schwickerath betont, dass Gedenken Verantwortung bedeutet: „Rassisten und Populisten versuchen, die Gesellschaft zu spalten. Wir setzen dagegen ein gemeinsames Einstehen für Menschenwürde und Menschenrechte.“ Die Arbeitsgemeinschaft schafft generationenübergreifende Begegnungs- und Lernräume, um den Zusammenhalt zu stärken.

Festjahr 2025 mit zahlreichen Veranstaltungen
Das Festjahr beginnt mit einem Konzert des „Gernsheim-Duos“ (Klavier und Sopran) am Sonntag, 2. Februar um 17 Uhr in der ehemaligen Synagoge Schweich. Das Duo bringt Werke vergessener jüdischer Komponisten auf die Konzertbühne. Vom 1. April bis 10. Mai gastiert die Wanderausstellung „Du Jude – Alltäglicher Antisemitismus in Deutschland“ in der evangelischen Basilika in Trier und in der ehemaligen Synagoge Schweich. Am Freitag, 23. Mai, ab 16.30 Uhr können Interessierte bei einer Wanderung „Auf den Spuren jüdischer Grabstätten an der Mosel“ teilnehmen (Treffpunkt: jüdischer Friedhof Trittenheim). Eine weitere Führung am Sonntag, 15. Juni um 14 Uhr lädt ab der Synagoge Trier ein unter dem Titel „Was sonst verschlossen ist, öffnen wir für Sie“.

Am Freitag, 12. September um 15 Uhr findet im Niederprümer Hof in Schweich ein Vortrag mit Buchvorstellung und Friedhofsführung unter dem Titel „Steine über dem Fluss – Jüdische Friedhöfe an der Mosel“ statt. Weitere Gedenkveranstaltungen sind auf der Webseite www.juedisches-leben-vgschweich.de zu finden. Dort kann man sich auch für den Mailverteiler anmelden.

Ein starkes Bündnis für Erinnerungskultur
Die Arbeitsgemeinschaft „Gemeinsam Gedenken Gestalten“ ist Mitglied der deutsch-luxemburgischen Initiative „Grenzenlos Gedenken“ und des Schweicher Bündnisses „Demokratie lebt vom Mitmachen!“. Mit ihrer Arbeit setzt sie sich weiterhin aktiv für ein respektvolles und tolerantes Miteinander ein.


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