Sprung in die Vergangenheit
Tatsächlich ist die wissenschaftliche Referentin des LVR seit Beginn der Archäologietour Nordeifel an verantwortlicher Stelle mit dabei und stellte auch dieses Mal das Programm der 17. Auflage vor. Sie wird am Sonntag, 6. Oktober, von 10 bis 18 Uhr über die Bühne gehen. Dann laden das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR), die Nordeifel Tourismus GmbH (NeT) sowie die beteiligten Kommunen im Kreis Euskirchen dazu ein, an sechs ausgewählten Bodendenkmälern einen Blick in die Vergangenheit der Nordeifel zu werfen.
Wie spannend das sein kann, zeigte sich bei der Programmvorstellung, die mitten im Wald bei Hollerath stattfand. Dort sind noch die Reste des Schanzentisches einer Skisprungschanze erkennbar, die 1934 vom Kölner Wintersportverein eröffnet und im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Bei ihrer Einweihung trug sie den Namen »Adolf-Hitler-Schanze«.
An ihren Resten führt auch die EifelSpur »Westwall« vorbei. Die Schanze wurde in der Nachkriegszeit in abgewandelter Form weitergenutzt und in den 1960er-Jahren aufgegeben. Reste der Fundamente des Sprungturmes sind ebenfalls noch im Wald erkennbar. Bei der Archäologietour erhalten die Teilnehmer anhand von Erläuterungen und historischer Aufnahmen einen Eindruck winterlicher Sportgeschichte in der Eifel.
Denn es gibt tatsächlich Zeitgenossen, die in Hollerath über den Schanzentisch gegangen und den steilen Hang hinuntergesprungen sind. Zu ihnen zählt Norbert Golbach, der nicht nur Fotos aus jener Zeit dabei hatte. »Früher«, berichtete er, »wurde der Schanzentisch mit Holzbrettern hergerichtet, der Auslauf ging am Gegenhang noch einmal rund 80 Meter den Berg hinauf.« Er erinnerte sich auch, dass die Hollerather Schüler vor Wettkämpfen wie den Westdeutschen Meisterschaften die Aufgabe hatten, morgens den Schnee auf dem Sprunghügel plattzutreten.
Auch der Hellenthaler Bürgermeister Rudolf Westerburg ist den Hang noch mit den alten Sprungskiern hinunter gefahren. »Die Abfahrt war kein Problem. Dafür war es aber sehr mühsam, die alten schweren Bretter anschließend wieder den Berg hinaufzutragen.« Zwar sei es den Menschen rund um Hollerath bekannt, dass es die Skischanze gegeben habe, »wo genau sie sich befindet, wissen viele aber schon längst nicht mehr«, so Westerburg.
Markus Ramers, Landrat des Kreises Euskirchen, ging es ähnlich. »Hier bin ich heute zum ersten Mal gewesen«, gestand er und freute sich gleichzeitig, dass mit der Archäologietour solche spannenden Orte in den Fokus gerückt werden.
Man kann sich am 6. Oktober übrigens nicht nur individuell auf Tour begeben, sondern kann gegen eine Gebühr auch an einer begleiteten Busexkursion zu allen sechs Stationen teilzunehmen. Alle Busgäste werden mit Headsets ausgestattet. Für gehörlose Menschen wird die Begleitung von einer Dolmetscherin für deutsche Gebärdensprache angeboten. An einigen Stationen wird Programm und Verpflegung angeboten, der Eintritt ist kostenlos.
Folgende Stationen erwarten die Besucher bei der Archäologietour:
- Leben im Flachmeer: Was auf den ersten Blick wie eine einfache Felswand aussieht, ist für Paläontolog*innen eine wahre Fundgrube. In dem ehemaligen Steinbruch Paulsgraben bei Nettersheim-Pesch finden sich 390 Millionen Jahre alte Fossilien aus dem Mitteldevon. In diesem Erdzeitalter lag das Rheinland in einem flachen, tropisch-warmen Meer. Verschiedene Arten haben sich hier in Schichten abgelagert. Sie erlauben Rückschlüsse auf die damaligen Umweltbedingungen und wie sich das Leben in dem Flachmeer verändert hat. Um welche Arten es sich bei den Fossilien handelt, erklären vor Ort Experten des LVR und des Geologischen Dienstes NRW.
Wasser für Tolbiacum: Wie wurde eigentlich Tolbiacum, das römische Zülpich, mit Wasser versorgt? Eine Antwort auf diese Frage fand sich 2022, als bei einer archäologischen Maßnahme an der Straße zwischen Langendorf und Merzenich Teile einer römischen Wasserleitung gefunden wurden. In den Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur erläutern Archäolog*innen woher und auf welche Weise das Wasser nach Zülpich kam. - Spuren unter dem Acker: Was heute unscheinbar unter den Feldern liegt, war vor hunderten von Jahren ein belebter Ort. Zwischen den Euskirchener Stadtteilen Billig und Rheder befand sich der vicus Belgica. Auf den Namen dieser römischen Siedlung geht der heutige Ortsname Billig zurück. Hier trafen damals überregional bedeutende Straßen aufeinander, was die Entstehung des vicus begünstigte. Bereits im 19. Jahrhundert fanden auf den ausgedehnten Ackerflächen und Wiesen erste Ausgrabungen statt. Was diese zu Tage förderten und mit welchen modernen archäologischen Methoden der Fundplatz heutzutage untersucht wird, können die Besuchenden hier während der Archäologietour erfahren.
Altes Mauerwerk: Die Burg Kallmuth in Mechernich weist eine lange Geschichte auf. Das heute in Privatbesitz befindliche Burghaus war einst der Sitz des Adelsgeschlechts derer von Kallmuth. Diese sind erstmals für das Jahr 1285 schriftlich erwähnt. Schon etwas eher existierte offenbar die Burg, denn die spätromanischen Rundbogenportale stammen aus dem beginnenden 13. Jahrhundert. Welche spannenden baugeschichtlichen und archäologischen Erkenntnisse die alten Mauern noch beherbergen, erläutern vor Ort Experten des LVR.
Licht im Stollen: In Bad Münstereifel ist die mittelalterliche Stadtmauer mit ihren Stadttoren und Wehrtürmen noch hervorragend erhalten. Dazu gehören auch die Torbögen bei der Werkbrücke nahe des Heisterbacher Tors. Sie sicherten den Durchlauf der Erft und waren ursprünglich mit einem Fallgitter ausgestattet. Auf diese Weise konnte niemand über den Fluss in die Stadt eindringen. Nach der Flutkatastrophe 2021 wurde hier ein gemauerter Stollen wiederentdeckt, der durch die Mauer führt. Was es damit auf sich hat und wie der Gang untersucht wurde, erklären Archäologen bei Führungen an der Brücke.
Sprung ins Gestern: Wer auf dem Wanderweg EifelSpur Westwall unterwegs ist, trifft bei Hellenthal-Hollerath mitten im Wald auf ein rechteckiges Mauerwerk. Kaum einer dürfte ahnen, dass es sich dabei um den Schanzentisch einer Skisprunganlage handelt. Die 1934 vom Kölner Wintersportverein eröffnete Sprungschanze wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die Betonfundamente des Anlaufturms sind aber heute noch gut zu erkennen. Die Schanze wurde in der Nachkriegszeit in abgewandelter Form weitergenutzt und in den 1960er-Jahren aufgegeben. Vor Ort können die Teilnehmenden der Tour anhand Erläuterungen und historischer Aufnahmen einen Eindruck rheinischer Sportgeschichte gewinnen.
Weitere Infos gibt es unter www.bodendenkmalpflege.lvr.de, www.nordeifel-tourismus.de oder www.kuladig.de