Frederik Scholl

Verdacht auf organisierte Umweltkriminalität: Landeskriminalamt lässt 50 Objekte in Nordrhein-Westfalen durchsuchen

Region/Euskirchen. Etwa 300 Kräfte von Polizei und Staatsanwaltschaft waren am heutigen Dienstag, 1. April, im Einsatz wegen des Verdachts schwerwiegender Umweltstraftaten in Nordrhein-Westfalen. Auch in Euskirchen wurden Objekte durchsucht
Symbolfoto: Drohnenaufnahme der Polizei NRW von Bodenarbeiten mit Raupen in einer Sand- /Kiesgruppe

Symbolfoto: Drohnenaufnahme der Polizei NRW von Bodenarbeiten mit Raupen in einer Sand- /Kiesgruppe

Bild: LKA NRW

Etwa 300 Einsatzkräfte des Landeskriminalamtes NRW, der Staatsanwaltschaft Dortmund und weiterer Polizeibehörden, darunter auch die Kreispolizeibehörde Euskirchen haben heute rund 50 Durchsuchungsbeschlüsse in dem Ermittlungskomplex "Boden NRW" in Nordrhein-Westfalen vollstreckt. Die Ermittlungen richten sich gegen mehr als 30 Beschuldigte.

Das Landesamt für Natur-, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen hat die Maßnahme begleitet und Probennahmen durchgeführt.

Die Beschuldigten stehen im Verdacht, als Teile eines organisierten kriminellen Netzwerks über einen längeren Zeitraum hinweg tonnenweise belastete Böden und Abfälle illegal entsorgt zu haben. Die Ermittlungen stehen in Zusammenhang mit den bereits im September 2024 und Januar 2025 durchgeführten Maßnahmen der genannten Stellen.

Die Maßnahmen richteten sich unter anderem gegen Transportunternehmer im Baustoffsektor und Verantwortliche von Unternehmen, welche mit der Abfallentsorgung befasst sind. Sie stehen im Verdacht, belastete Böden angenommen und diese als vermeintlich unbelastet an verschiedenen Stellen, wie etwa im Tagebau Garzweiler, in weiteren Kies- und Sandgruben, aber auch auf Baustellen (teilweise ohne Kenntnis der Bauherren) illegal entsorgt zu haben. Umfang und Grad der Belastung der entsorgten Böden sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

Die Beschuldigten stehen ferner im Verdacht, sich gefälschte und/oder inhaltlich unrichtige Wiege- und Lieferscheine verschafft zu haben. Diese waren erforderlich, um Auftraggebern und Behörden eine angeblich ordnungsgemäße Entsorgung vorzuspiegeln und eine Abrechnung über solche zu ermöglichen. Ferner dienten sie dazu, den teilweise gutgläubigen Annahmestellen eine vermeintliche Unbedenklichkeit der angelieferten Böden nachzuweisen.

Soweit Annahmestellen und Behörden die Vorlage von Analysen über die Unbedenklichkeit der Böden verlangten, stehen die Beschuldigten im Verdacht, sich über jedenfalls einen mitbeschuldigten Probennehmer inhaltlich unrichtige oder gefälschte Bodenanalysen verschafft zu haben.

Auch Mitarbeiter von Baufirmen, die den Beschuldigten Entsorgungsaufträge erteilt haben, stehen im Verdacht, an den Taten beteiligt zu sein sowie für die Auftragserteilung finanzielle und sächliche Vorteile erhalten zu haben.

Gegen die Tatbeteiligten besteht daher unter anderem der Verdacht von schwerwiegenden Umweltstraftaten, des banden- und gewerbsmäßigen Betruges sowie der Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr.

Bereits am 3. Septemner 2024 und am 21. Januar 2025 hatten in diesem Zusammenhang groß angelegte Durchsuchungsmaßnahmen stattgefunden. Daraus gewonnene Erkenntnisse hätten Hinweise auf umfangreiche Zusammenhänge zwischen den Tatkomplexen und organisierte Strukturen ergeben.

In der Folge seien die bereits bestehenden Ermittlungskommissionen beim Landeskriminalamt NRW und dem Polizeipräsidium Recklinghausen personell aufgestockt und eine weitere Ermittlungskommission in der Kreispolizeibehörde Euskirchen eingerichtet worden. Die Vernetzungsstelle Umweltkriminalität des LKA NRW (VStUK) koordiniert den Ermittlungskomplex "Boden NRW".

Die Ermittlungen dauern nach Angaben des LKA - auch mit Blick auf etwaige weitere Tatbeteiligte - an.


Meistgelesen