Mario Zender

Schwere Vorwürfe gegen Tierhilfe-Verein: Veterinäramt rettet rund 60 Tiere aus Eifeler Auffangstation

Cochem. Mit richterlichem Beschluss verschafften sich am Mittwoch Polizei und Beamte des Cochem-Zeller Veterinäramtes Zugang zu einem Haus in einem Eifelort der Verbandsgemeinde Ulmen. Und trafen dort auf unhaltbare Zustände.
Von Mario Zender

In einem intensiv geplanten Einsatz hat das Cochem-Zeller Veterinäramt, so WochenSpiegel-Informationen, gemeinsam mit der Polizei am vergangenen Mittwoch rund 60 Tiere aus einem Haus in einer Eifelgemeinde im Kreis Cochem-Zell gerettet. Die Katzen und Hunde, die sich teilweise in sehr schlechtem Gesundheitszustand befanden, wurden auf verschiedene Tierheime und -hilfsvereine in der Region verteilt. Die Tiere waren offenbar über längere Zeit in einem verwahrlosten Umfeld untergebracht, was durch Beschwerden der Nachbarschaft bestätigt wurde. Mehrere Anwohner berichteten von starkem Gestank, der insbesondere im Sommer unerträglich gewesen sein soll.
In dem betroffenen Haus hat der Verein „Pfotenhilfe Handicap- und Straßentiere e.V.“, der sich nach eigenen Angaben auf die Betreuung kranker und behinderter Tiere spezialisiert hat, seinen Sitz. Der Verein wird beim Amtsgericht Koblenz unter der Vereinsnummer VR 12653 seit 2004 geführt. Seit 2015 hat der Verein eine Anerkennung als gemeinnützig.
Doch statt eines sicheren Zufluchtsorts fanden die Behörden katastrophale Zustände vor. Auf dem Gelände entdeckten die Beamten verfallene, ungepflegte Gehege sowie hunderte verrostete Dosen Katzenfutter, die seit Monaten draußen gelagert worden sein sollen. Das Mindesthaltbarkeitsdatum der Dosen mit der Chargenbezeichnung 240810 war bereits seit dem 10. August 2024 abgelaufen. Ob es sich um Spenden handelt, ist unklar, doch eines steht fest: Das Futter ist nicht mehr verwendbar und muss entsorgt werden.
Die Kreisverwaltung Cochem-Zell war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Die sichergestellten Tiere, darunter viele kranke und geschwächte Katzen und Hunde, wurden sofort medizinisch versorgt; einige mussten sogar in eine Tierklinik gebracht werden.
Verein weist alle Vorwürfe zurück
In einer ersten Reaktion auf Facebook weist der Verein die Vorwürfe vehement zurück. "Die Anschuldigungen sind haltlos!", heißt es in der Stellungnahme. Zwar räumt der Verein ein, dass einige Tiere krank seien, doch das sei die Natur eines Handicap-Vereins, der kranke und verletzte Tiere aufnehme und pflege. Weiter heißt es: „Wir haben kranke Tiere aufgenommen, das ist unsere Aufgabe, sie aufzupäppeln.“ Der Verein kündigte rechtliche Schritte gegen das Vorgehen der Behörden an und rief seine Unterstützer zu Spenden auf, um einen Anwalt zu finanzieren.
Die Vorsitzende des Vereins war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Im Gespräch mit dem WochenSpiegel bestreitet auch die 2. Vorsitzende des Vereins die Vorwürfe. Angesprochen auf die vielen verdorbenen Futterdosen im Hof, erläuterte sie, dass das Futterlager derzeit umgeräumt werde und deshalb die Dosen vorübergehend vor der Tür gelagert worden seien. Nach Recherchen des WochenSpiegel wurden drei Paletten Katzen-Nassfutter Anfang Juli als Spende an den Verein geliefert. Seitdem sollen die Dosen vor dem Vereinssitz unter freiem Himmel gelagert worden sein. Fotos, die der WochenSpiegel-Redaktion zugespielt wurden, zeigen verrostete Dosen der Marke „Happy Cat“. Warum diese nicht an andere Vereine oder Katzenhalter weitergegeben wurden, konnte oder wollte niemand aus dem Verein beantworten.

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