Mario Zender

Mit Geisterbussen in die Pleite

Cochem. Kommentar von Mario Zender zu den Finanzproblemen der Kreisverwaltung Cochem-Zell
Die Kreisverwaltung Cochem-Zell steht vor einem Finanzdesaster. 29 Millionen Euro Minus stehen für 2025 im Raum. Die Frage, wie es so weit kommen konnte, ist berechtigt.
Ein entscheidender Faktor: Die neuen, aufgeblähten Buslinien im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die Vielzahl an Buslinien, die Tag und Nacht kreuz und quer durch den Landkreis fahren, sorgt seit Monaten für heftige Diskussionen. 
Doch die erhofften Einsparungen durch Streckenkürzungen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück.
Landrätin Anke Beilstein hat angekündigt, Kürzungen im Rahmen der vertraglichen Möglichkeiten vorzunehmen. Laut Vertrag mit dem Busunternehmerkonsortium könnten bis zu zehn Prozent der Strecken eingespart werden. 
Das klingt vielversprechend: Bei jährlichen Kosten von 36,14 Millionen Euro wären das theoretisch 3,6 Millionen Euro an Einsparungen.
Doch die Realität sieht anders aus. Nach Angaben der Kreisverwaltung beläuft sich die tatsächliche Einsparung für 2025 gerade einmal auf 714.460 Euro – das sind etwas mehr als magere zwei Prozent. 
Dies seien die Kosten, die eingespart werden, da die Fahrten um zehn Prozent gekürzt wurden.
Die naheliegende Frage lautet: Wer hat solche Verträge ausgehandelt, und hat überhaupt jemand die Details geprüft, bevor sie unterzeichnet wurden?
Als wäre das nicht genug, hat die Kreisverwaltung auch finanzielle Vereinbarungen getroffen, die Kopfschütteln auslösen. 
So werden die Einnahmen der hochprofitablen Buslinie zur Reichsburg in Cochem, die jahrelang verlässlich Geld in die Kassen spülte, seit der Umstellung 2023 anteilig an benachbarte Regionen wie Koblenz, Mayen und Ahrweiler abgeführt. Die Unterschrift unter eine solche Vereinbarung wirft massive Fragen auf: Warum verzichtet der Landkreis in seiner angespannten Finanzlage freiwillig auf diese dringend benötigten Einnahmen?
Die Antwort auf diese Fragen bleibt aus, doch die Konsequenzen sind klar. 
Es braucht dringend Transparenz bei den Vertragswerken und klare Kompetenzen der Kreisverwaltung. Sie darf sich nicht länger als Handlanger des VRM präsentieren. Denn der VRM hat andere Interessen als der Landkreis Cochem-Zell.
Jetzt muss unabhängige Fachkompetenz her! 
Ein erfahrener Fachmann muss die bestehenden Vereinbarungen mit dem Verkehrsverbund Rhein-Mosel kritisch überprüfen und ein tragfähiges Konzept für Streckenführungen und Taktungen entwickeln. Das Ziel: ein schlankerer, kosteneffizienter ÖPNV.
Der Landkreis steht finanziell am Abgrund. 
Wenn nicht bald gehandelt wird, droht der Landkreis, unter anderem wegen des überdimensionierten Buskonzepts, regelrecht mit Geisterbussen in die Pleite zu fahren. Die Zeit drängt!


Mail an den Autor: mzender@weiss-verlag.de
 

 

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