Mario Zender

Doppelernte für cleveren Bauern

Landwirt Udo Kneip (Foto) schaut über seine Felder bei Briedeler-Heck. Hier entsteht derzeit eine rieseige Agri-Photovoltaikanlage. »Agri-PV« verknüpft die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte mit der Solarstromproduktion auf ein- und derselben Fläche und ermöglicht eine Doppelernte.

Landwirt Udo Kneip (Foto) schaut über seine Felder bei Briedeler-Heck. Hier entsteht derzeit eine rieseige Agri-Photovoltaikanlage. »Agri-PV« verknüpft die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte mit der Solarstromproduktion auf ein- und derselben Fläche und ermöglicht eine Doppelernte.

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Landwirt Udo Kneip realisiert derzeit eine rieseige Agri-Photovoltaikanlage auf dem Briedeler Heck. »Agri-PV« verknüpft die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte mit der Solarstromproduktion auf ein- und derselben Fläche und ermöglicht eine Doppelernte.

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BRIEDEL/BRUTTIG-FANKEL. Photovoltaik-Pilotprojekt entsteht auf Feldern auf der Briedeler Heck. Bruttig-Fankeler Landwirt Udo Kneip verwendet Flächen für zweifache Nutzung.
Von Mario Zender
Auf einer 54 Hektar großen Fläche des Landwirts Udo Kneip entsteht derzeit eine der größten Agri-Photovoltaikanlagen Deutschlands. Kneip, der auf dem Birkenhof in Bruttig-Fankel mit seiner Familie eine Landwirtschaft betreibt, setzt dabei auf ein innovatives Konzept: Auf den Weideflächen im Breich Briedeler Heck werden Photovoltaikmodule installiert, unter denen weiterhin Rinder der Rasse »Limousin« grasen können. Als Landwirt Udo Kneip, der auf dem Berg von Bruttig-Fankel gemeinsam mit seiner Frau und seinen vier Kindern einen Hof mit Viehhaltung bewirtschaftet, einen Anruf von einem Investor aus Luxemburg erhielt, war der finanzielle Anreiz groß: Der Investor wollte die Felder auf der Briedeler Heck kaufen und dort Photovoltaikanlagen errichten. Doch Kneip, der mit Leib und Seele Landwirt ist, erlag nicht dem Reiz des schnellen Geldes. »Damit wären meine Wiesen für meine Tiere verloren gewesen«, war sich Kneip sicher. Doch dann kam er auf eine Idee: Warum nicht die Photovoltaikplatten so hoch montieren, dass die Rinder weiterhin bequem darunter grasen können? Gesagt, getan. Kneip hat einen Freund, der zufällig Solar-Investor und Projektierer ist und nur wenige Kilometer von Kneips »Birkenhof« in Bruttig- Fankel entfernt wohnt. Jens Marke, Unternehmer aus Treis-Karden, hat viel Erfahrung mit Solaranlagen und betreibt mehrere Solarparks. Er fand Kneips Idee perfekt und plante die Flächen um. Vier Jahre hat es gedauert, mit vielen Höhen und Tiefen, bis die Bagger nun anrücken. Für Kneip eine tolle Sache: Nicht nur, dass er von dem Investor – der rund 40 Millionen Euro investiert – ordentliche Pachterträge für seine Flächen erhält, sondern auch, weil sich seine Kühe wohlfühlen werden. »Somit haben wir eine Fläche, aber einen doppelten Nutzen«, so Kneip zufrieden. Bereits jetzt ragen die Metallpfähle, auf denen die Solarmodule montiert werden, 1,50 Meter tief in den Boden. Die Kühe werden später unter den Modulen mit einer Mindesthöhe von 2,40 Metern genügend Platz haben, um in den heißen Sommermonaten die Schattenplätze zur Abkühlung zu nutzen. Landwirtschaft und Klimaschutz vereint Das Konzept, das Kneip gemeinsam mit dem Treis-Kardener Solarunternehmer Jens Marke entwickelt hat, vereint Landwirtschaft und Solarenergiegewinnung auf einer Fläche. »Wir nutzen die Flächen doppelt – für die Viehhaltung und die Stromerzeugung«, erklärt Kneip zufrieden. Die Anlage wird eine elektrische Leistung von rund 69 Megawatt liefern, was ausreicht, um etwa 17.250 Haushalte mit Strom zu versorgen. Der Strom wird über kilometerlange Elektrokabel bis ins Umspannwerk in Würrich geleitet. Besonderes Augenmerk legte Kneip auf den Schutz seiner Tiere. Die Metallträger, die die Solarmodule stützen, mussten speziell angepasst werden, um Verletzungsgefahren für die Rinder zu minimieren. »Normale Träger haben scharfe Kanten, an denen sich die Tiere beim Reiben verletzen könnten«, erklärt Kneip. Gemeinsam mit Marke entwickelte er daher eine spezielle Konstruktion mit nach innen gedrehten Abschlüssen, die keinerlei scharfe Kanten aufweist. Für Kneip, der seinen Birkenhof mit 600 Hektar Fläche und einer Mutterkuhhaltung von 150 Kühen bewirtschaftet, ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. »Ich bin Bauer mit Leib und Seele und will von der Scholle leben«, sagt er. Durch die Agri-PV-Anlage bleibt diese Verbindung zur Landwirtschaft weiterhin bestehen, während zugleich ein wichtiger Beitrag zur Energiewende geleistet wird. In etwa einem Jahr soll die erste Kilowattstunde Solarstrom aus den Modulen auf Kneips Flächen fließen. Siehe auch: Video!

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