gepostet von Julia Borsch

Die aal Schufterei am Besch

Region. Einen neuen Beitrag aus der historischen Eifel liefert Autor Joachim Schröder in der Reihe "Eefeler Verzellcher"

Die Römer nannten die dichten Laubwälder in der Eifel "Silva arduenna".

Die Römer nannten die dichten Laubwälder in der Eifel "Silva arduenna".

Bild: Archiv Joachim Schröder

Einst war die Eifel von dichtem Laubwald bedeckt. "Silva arduenna" nannten die Römer diesen Landstrich, die ihrerseits nur geringe Waldrodungen vornahmen. Der systematische Ausbau des Landes zwischen Rhein, Mosel und Erft begann mit den Franken im 9. Jahrhundert, als eine erste Rodungsperiode einsetzte, der weitere folgten. So wurde der Eifelwald mehr und mehr gelichtet und neues Kulturland gewonnen. Im besonderen die Abteien und Grundherrschaften Prüm, Stablo - Malmedy, Echternach und St. Maximin in Trier taten sich durch Rodungen und den Aufbau einer neuen Baukultur hervor.

Die Rodungen waren hoheitlich geregelt, sie erfolgten unter strenger Kontrolle. Dies änderte sich im 13. bis 15. Jahrhundert, als rücksichtsloser Holzeinschlag zu großen Wüstungen führte. Ursachen waren die Brenn- und Bauholzbedürfnisse der Menschen, hinzu kamen Raubbau an Laub zum Füttern und Streuen des Viehs. Auch der zu frühe und ohne Bedacht erfolgte Eintrieb der Masttiere in den Wald führte zu großen Schäden des Jungwuchses. Später war es die in der Eifel betriebene Köhlerei für die seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Eisenwerke mit ihrem großen Bedarf an Holzkohle, die den Wald ruinierte. Auch die Brennkulturen der Rott- und Schiffelwirtschaft führten zur Vernichtung des Waldes und der Entstehung großer Ödlandflächen und Heidelandschaften.

Den Höhepunkt erreichte die Waldvernichtung im 18. Jahrhundert mit Beginn der preußischen Zeit. Gemeinden und private Bauern schlugen zur persönlichen Sicherung das Holz, um in teils rechtloser Zeit einer Beschlagnahme zu entgehen. Der Ödlandanteil der Eifel betrug 1840 27,9 % der Fläche, im Kreis Prüm sogar 44,9 %.
Erst die ordnende Wirkung der Forstwirtschaft brachte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts einen grundlegenden Wandel. Verordnungen wirkten regulierend, das Waldbild änderte sich (Laubwald, Fichtenhochwald, Niederwald) und die Verantwortung für den Wald stieg.

In einer Gesetzesverordnung der österreichischen Niederlande, wozu auch die Eifel gehörte, lesen wir 1754:
"Es ist erwiesen, dass zwei 30jährige Häue (Abholzungen) mehr Holz liefern als ein 60jähriger Hau, wenn 40 junge, schön gewachsene Eichenkielen und Heistern (Eichen- und Buchenstämme) je Morgen stehen bleiben, bis sie als Nutzholz verwendbar sind. Über ihre genaue Zahl, über Art und Gattung ist ein Verzeichnis anzulegen. Wo solche Eichenstämme fehlen, müssen sie gepflanzt werden. Das minderwertige Gehölz wird im Februar oder März gehauen, in Klafter geschichtet und verkauft. Die Abfuhr hat in der vorgeschriebenen Zeit zu erfolgen, wobei das Jungholz zu schonen ist. Jede Gemeinde mit mehr als 30 Morgen Busch muss diese in ordentliche Haue einteilen und die angegebene Zahl Jungstämme stehen lassen. Von den Kahlfächen ist jährlich ein Teil anzupflanzen. Gemeinden, die nur Lohhecken besitzen, sollen den zehnten Teil zu Wald machen. Um den Verbrauch von Bauholz einzuschränken, wird bestimmt, dass in der ganzen Provinz die Häuser aus Steinen oder Ziegelsteinen mit Kalk oder Lehm zu errichten sind. Jedem Haushalt stehen höchstens sechs Klafter Brennholz zu. Die Größe der Klafter (...) wird so bestimmt, dass die sog. Spanische Klafter in der Länge von 7 Schuh, genannt Sancti Lamberti Schuh, 3 1/2 Schuh hoch und ebenso breit sein soll, die Klöppeln mit eingerechnet".

Neben diesen "modernen" Verordnungen waren es vor allem staatliche Forstbehörden, die waldbesitzenden Gemeinden, Waldbauvereine und Forstberatungsstellen, die sich den Schutz der Eifeler Wälder auf ihre Fahnen schrieben.

Neben der Landwirtschaft blieb die Forstwirtschaft die wichtigste Erwerbsquelle der Eifeler Bevölkerung. Das Ziel der Forstwirtschaft war ein möglichst hoher Reinertrag durch Holzzucht. Der Niederwald war in der Eifel meistens Eichenschälwald ("Lohhecken") zur Herstellung der Lohe. Eichen- und Buchenwälder sorgten für Bau-, Möbel- und Brennholz, das rasante Vordringen der Fichte für "schnelles" Bauholz. Durch Aufforstungsaktionen, wie oben beschrieben, wurde die Eifel zu einem besonderen "Exportland" für Nutzholz, das den Wohlstand der Bevölkerung seit dem 19. Jahrhundert erheblich verbesserte.

Zur Aufforstung wurde die Fichte in besonderer Weise herangezogen, da sie den Vorzug hat, auf ungünstigerem Boden gut zu gedeihen. Zwar wurde allgemein kritisiert, dass dieser "Fremdling" die alten Eichen- und Buchenbestände gefährde und das Landschaftsbild beeinträchtige, doch war ihr Vordringen nicht mehr aufzuhalten. Der wirtschaftliche Faktor, schnelles und brauchbares Bauholz zu gewinnen, stand im Vordergrund. Die Buche wurde herangezogen für Fußbodenbretter und Eisenbahnschwellen. Außerdem lieferte sie das beste Brennholz.
Auf Grund des großes Holzvorrates entstand in unserer Gegend eine bodenständige, rohstoffbezogene Holzverarbeitungsindustrie. Schwerpunkt der Sägewerksindustrie war der Kreis Schleiden, aber an jedem Fluss ließ sich mindestens ein Werk nieder.
Der weitaus größte Teil des Holzes wird zu Bauholz verarbeitet, der Rest dient zur Herstellung von Tischlerware, Grubenholz, Pfählen und Stangen. Nur 15 % des Sägegutes verbleibt in der Eifel, das übrige wird in den Rhein - Ruhr - Raum geliefert.

Auszug aus den "Eefeler Verzellcher"
Text: Joachim Schröder


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