Stefan Pauly

Tote war Mitglied einer Sex-Sekte

Im Januar wurde im Wald zwischen Bruttig und Treis-Karden ein menschlicher Schädel gefunden. Die Kripo konnte diesen nach der Obduktion einer 51-jährigen Frau zuordnen, die in Treis-Karden gelebt hat. Was keiner wusste: Bei der Frau soll es sich um eine Schwerstkriminelle gehandelt haben, nach der mit Haftbefehl international gefahndet wurde.

Von Mario Zender

Als am 28. Januar gegen 10 Uhr ein Spaziergänger auf dem Waldweg im Bereich "Allmesch" mit seinem Hund unterwegs ist, macht er eine ungewöhnliche Entdeckung. Auf dem kleinen Schotter-Feldweg liegt ein menschlicher Schädel. Der Spaziergänger informiert sofort die Polizei in Cochem. Diese stellt den Schädel sicher. Wer die oder der Tote ist, wusste die Polizei zu Beginn noch nicht. Nur so viel: Dass es eine Frau gewesen sein muss, von der die menschlichen Überreste stammen. Nach einigen Tagen wurde die Umgebung mit Leichenspürhunden abgesucht. Schnell schlug der Spürhund an und es wurden in einem angrenzenden Steilhang weitere Skelettteile sichergestellt. Da keine passenden Vermisstenfälle vorlagen, war am Anfang noch unklar, wer die unbekannte Tote ist. Untersuchungen und Ermittlungen brachten die Polizeibeamten der Kripo Mayen dann auf die Spur der Frau. Nach WochenSpiegel-Informationen handelt es sich bei der Toten um die in Rumänien geborene Anna Nusa K.. Die 51-Jährige lebte zuletzt in Treis-Karden. Was keiner dort wusste war, um wen es sich bei der als nett und freundlich beschriebenen Frau wirklich handelt.

Zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt

Recherchen des WochenSpiegel ergaben, dass es sich bei der Frau um eine gesuchte mutmaßliche Gewaltverbrecherin handeln soll. Dies belegt auch ein internationaler Haftbefehl des Gerichts in Mure (Rumänien) AZ: 224 vom 26. November vergangenen Jahres. Zitat aus der Fahndungsmitteilung der rumänischen Polizei: "Wegen Begehung der Straftaten Bildung einer kriminellen Vereinigung, Handel mit Minderjährigen in kontinuierlicher Form, Beihilfe zum Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen und Handel mit Minderjährigen". Dafür sollte Anna Nusa K. eine - eigentlich in Rumänien - Haftstrafe von acht Jahren verbüßen. Hintergrund des Gerichtsverfahrens sollen die Aktivitäten der "Circle"-Sekte gewesen sein, bei der Anna Nusa K. Mitglied gewesen sein soll und dort, so die rumänischen Ermittler, angeblich die Aufgabe hatte, Mädchen zu "rekrutieren", die später missbraucht werden sollten. Die späteren Opfer wurden demnach offenbar an der Philosophischen Fakultät in Târgul Mure angesprochen, wo Anna Nusa K. arbeitete. Die Sektenmitglieder sollen sich, so die Ermittlungen, dann an den Mädchen bei religiösen Ritualen vergangen haben. Im Zusammenhang mit der offenbar kriminellen Vergangenheit der Frau werden unbestätigten Meldungen zu Folge weitere Täter gesucht, die allerdings untergetaucht sind. Mindestens zwei der Beschuldigten sollen ebenfalls Verbindungen in den Bereich Treis-Karden gehabt haben. In Rumänien erwartete Anna Nusa K. eine langjährige Haftstrafe. Dies könnte, so ein Ermittler, der Grund für einen Suizid der 51-Jährigen gewesen sein.


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