Thomas Förster

Zwischen Überfluss und Unentschlossenheit

Region. Mehr Stellen, weniger Bewerber: Halbjahresbilanz am Ausbildungsmarkt 2024/2025 in der Region Aachen-Düren

Wie in den letzten Jahren bereits zu beobachten, hält die Tendenz an, dass der Ausbildungsmarkt ein Bewerbermarkt ist. Damit mehr junge Menschen den passenden Einstieg finden, braucht es gemeinsames Engagement von Unternehmen, Schulen, Eltern und öffentlichen Institutionen. Die Halbjahresbilanz zeigt: Die Chancen sind da – aber sie müssen auch genutzt werden.

Wie in den letzten Jahren bereits zu beobachten, hält die Tendenz an, dass der Ausbildungsmarkt ein Bewerbermarkt ist. Damit mehr junge Menschen den passenden Einstieg finden, braucht es gemeinsames Engagement von Unternehmen, Schulen, Eltern und öffentlichen Institutionen. Die Halbjahresbilanz zeigt: Die Chancen sind da – aber sie müssen auch genutzt werden.

Bild: Agentur für Arbeit Aachen-Düren

Region. Die Agentur für Arbeit Aachen-Düren, die Handwerkskammer Aachen (HWK) und die Industrie- und Handelskammer Aachen (IHK) ziehen zur Halbzeit des Ausbildungsjahres 2024/25 eine gemischte Bilanz. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist gestiegen, doch das Interesse junger Menschen bleibt hinter dem Bedarf zurück. Im Agenturbezirk Aachen-Düren kommen aktuell auf 100 Ausbildungsplätze lediglich 83 Bewerber.

3.100 Ausbildungsplätze sind derzeit unbesetzt, während etwa 3.600 Jugendliche noch auf der Suche sind. Die Herausforderung liegt weniger im Mangel an Angeboten, sondern im passenden Abgleich zwischen Angebot und Nachfrage, sind sich die Fachleute einig.

Regional zeigen sich deutliche Unterschiede: Während in der Städteregion Aachen das Angebot überwiegt, verzeichnet der Kreis Düren einen Bewerberüberhang.

Im Handwerk steigen die Ausbildungszahlen wieder an – ein Signal wachsender Attraktivität. Um Jugendliche noch gezielter anzusprechen, setzt die HWK Aachen verstärkt auf Nachwuchsgewinnung, etwa mit dem neuen Schulprojekt »Schoolcrafter«. Auch an Gymnasien rückt die duale Ausbildung verstärkt in den Fokus als gleichwertige Alternative zum Studium.

Branchenspezifisch ist die Nachfrage etwa im Handel hoch, während in Bereichen wie Büroorganisation oder medizinischer Assistenz ein Rückgang zu verzeichnen ist. Ein Überhang an Bewerbenden zeigt sich etwa in der Körperpflege oder im Tourismussektor.

Ein weiteres Phänomen ist das sogenannte »Azubi-Ghosting« – unterzeichnete Ausbildungsverträge werden nicht angetreten. Betriebe reagieren mit verstärkter persönlicher Bindung und frühzeitiger Einbindung potenzieller Auszubildender.

Ein Praxisbeispiel aus dem Kreis Düren zeigt, wie mit individuellen Lösungen Ausbildungserfolge auch unter erschwerten Bedingungen möglich sind: Ein junger Geflüchteter absolvierte ein Schulpraktikums bei einem Unternehmen. Schnell war klar: Hier stimmt die Motivation – der junge Mann träumte davon, in Deutschland eine Ausbildung zu beginnen. Doch die Sprachkenntnisse reichten nicht aus. Gemeinsam mit dem Ausbildungsbetrieb entwickelte die Agentur für Arbeit eine Lösung: Über eine bezahlte Einstiegsqualifizierung (EQ) erhielt er die Chance, sich sprachlich und fachlich weiterzuentwickeln. Nach einem Jahr konnte er erfolgreich in die Ausbildung starten.


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