

ADD-Präsident Thomas Linnertz würdigte heute Wilhelm Reinhardt aus Trier mit der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz. Reinhardt, Holocaust-Überlebender und Zeitzeuge, wird damit für sein herausragendes ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. „Heute stehen Sie, Herr Reinhardt, als Zeitzeuge und Holocaustüberlebender Sinti, im Mittelpunkt dieser Feierstunde. Bis ins hohe Alter setzen Sie sich für Integration, Aufarbeitung der Geschichte des Holocaust und solidarisches Handeln ein. Es ist mir eine Ehre, Ihr Lebenswerk in diesem Rahmen zu würdigen“, sagte Linnertz bei der Ordensübergabe.
Wilhelm Reinhardt wurde kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs als Sohn eines Sinto und einer Jüdin geboren. Bereits in seiner frühesten Kindheit war er dem Hass und der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Die rassistische Ideologie der Nazis riss seine Familie auseinander, zahlreiche Angehörige wurden ermordet. Seine Mutter konnte ihn und seine beiden Brüder nur retten, indem sie die Kinder getarnt in einem christlichen Kinderheim unterbrachte. „Die zutiefst bewegende Geschichte Ihrer Vergangenheit, die mit unermesslichem Leid erfüllt war, hat Sie angetrieben, vielen Menschen Ihre Lebensgeschichte zu vermitteln, um so an die Schrecken der Verfolgung und der Unterdrückung von Sinti und Roma zu erinnern. Diese Erinnerung dient als Mahnung, dass sich diese Geschichte nicht erneut wiederholen darf“, betonte Linnertz in seiner Laudatio.
Seit den 1980er Jahren engagiert sich Wilhelm Reinhardt im Landesverband Deutscher Sinti und Roma Rheinland-Pfalz, zunächst im Ältestenrat und bis heute als ehrenamtliches Mitglied im Landesrat. Mit großem Einsatz kämpft er für die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus, für die Integration von Sinti und Roma und für ein Miteinander ohne Vorurteile. Besonders wichtig ist ihm dabei, die Erlebnisse und das Leid der Überlebenden als Teil der deutschen Erinnerungskultur sichtbar zu machen. Denn der Völkermord an den Sinti und Roma wurde nach dem Krieg lange verdrängt, die wenigen Überlebenden gesellschaftlich ausgegrenzt.
Ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen ist das 2012 in der Trierer Altstadt errichtete Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Sinti und Roma. Dieses Mahnmal erinnert an das Leid der Opfer und ist Ausdruck des Willens, den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma dauerhaft ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Die Errichtung des Mahnmals geht maßgeblich auf die jahrelange Initiative des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Rheinland-Pfalz und das beharrliche Engagement von Wilhelm Reinhardt zurück.
„Es ist mir eine besondere Freude, Ihnen heute als Anerkennung Ihrer Lebensleistung, gleichsam als Dank der Gesellschaft, namens des Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer, die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz zu überreichen“, so Linnertz abschließend. Mit dieser Auszeichnung wird Reinhardts unermüdlicher Einsatz für Aufklärung, Erinnerung und Integration gewürdigt – ein Engagement, das weit über sein persönliches Schicksal hinausreicht und für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung ist.