Claudia Neumann

Neuer Ernährungsrat startet: So soll das Ernährungssystem in der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region revolutioniert werden

Trier/Region. Ziel: Nachhaltige Veränderung in der Lebensmittelproduktion und -verarbeitung

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde als symbolischer Akt ein knapp 1 Meter großes Brot aufgeschnitten und an die Gäste verteilt. Der Ernährungsrat nimmt damit seine Arbeit auf.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde als symbolischer Akt ein knapp 1 Meter großes Brot aufgeschnitten und an die Gäste verteilt. Der Ernährungsrat nimmt damit seine Arbeit auf.

Bild: Luca Natale

Am 13. März nahm der Ernährungsrat Eifel-Mosel-Hunsrück offiziell seine Arbeit auf. Bei einer feierlichen Gründungsveranstaltung im Tagungs- und Gästehaus der Barmherzigen Brüder in Trier kamen knapp 60 Vertreter aus verschiedenen Bereichen zusammen, um eine nachhaltige Veränderung des Ernährungssystems in der Region voranzutreiben.

Gemeinsame Vision für ein nachhaltiges Ernährungssystem

Die Teilnehmer kamen aus der Zivilgesellschaft, Landwirtschaft, Gastronomie, Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Handel, um das gemeinsame Ziel eines gerechteren, ökologischeren und demokratischeren Ernährungssystems zu verfolgen. Der Ernährungsrat wird sich auf die Förderung nachhaltiger Veränderungsprozesse in der Lebensmittelproduktion, -beschaffung und -verarbeitung konzentrieren und gleichzeitig Bildungsprojekte sowie Sensibilisierungsmaßnahmen zum Thema Ernährung in der Region umsetzen.

Gemeinschaftsgastronomie als Schlüssel zur Veränderung

Im Mittelpunkt der Gründungsveranstaltung stand das Thema der Gemeinschaftsgastronomie. Täglich nehmen rund 16 Millionen Menschen in Deutschland Mahlzeiten in Kantinen, Kitas, Schulen und Seniorenheimen zu sich. Diese Institutionen bieten somit ein enormes Potenzial für die Transformation des Ernährungssystems.

Patrick Wodni, Koch und stellvertretender Projektleiter der „Kantine Zukunft Berlin“, berichtete in seinem Vortrag von der erfolgreichen Umstellung von 200 Kantinen in Berlin und Brandenburg auf einen durchschnittlichen Bioanteil von 60 Prozent – und das ohne Mehrkosten! Diese Erfahrungen verdeutlichen, wie eine nachhaltige Umgestaltung in der Gemeinschaftsgastronomie positive Auswirkungen auf die gesamte Lebensmittelversorgung haben kann.

Podiumsdiskussion: Wie kann der Wandel gelingen?

In einer anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Experten darüber, wie die Transformation in der Gemeinschaftsgastronomie hin zu mehr Bio- und Regionalprodukten einen ernährungspolitischen Wandel in der Region anstoßen kann. Neben Wodni nahmen Andreas Becker, Leiter der Zentralküche des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier, Gerhard Brenner, Geschäftsführer des Kreisbauern- und Winzerverbands Trier-Saarburg, sowie Julia Hollweg vom Klimaschutzmanagement der Stadt Trier an der Diskussion teil.

Die Experten betonten die Bedeutung einer starken Vernetzung der Akteure. Ein zentrales Thema war auch die Ernährungsbildung. Andreas Becker hob hervor: „Der Wandel beginnt in den Köpfen der Menschen“ und forderte die Einführung eines Schulfachs Ernährung, um das Bewusstsein für gesunde, nachhaltige Ernährung von klein auf zu fördern.

Symbolischer Beginn: Brot als Zeichen des Wandels

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde ein etwa ein Meter großes Brot aufgeschnitten und symbolisch an die Gäste verteilt. Dieser Akt markierte den offiziellen Start des Ernährungsrats, der nun mit vereinten Kräften in der Region arbeiten will.

Aufruf zur Mitgestaltung

Um als einflussreiches Gremium wachsen zu können, sucht der Ernährungsrat noch viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich zu engagieren. Weitere Informationen und Termine für kommende Treffen werden auf der Homepage der Lokalen Agenda Trier e.V. veröffentlicht (www.la21-trier.de)

Ein Netzwerk für die Zukunft der Ernährung

Der Ernährungsrat Eifel-Mosel-Hunsrück geht aus einer im April 2023 initiierten Bewegung hervor, die verschiedene Akteure des Ernährungssystems miteinander vernetzen möchte. Ziel ist es, eine zukunftsfähige Lebensmittelversorgung in der Region zu fördern und auf kommunaler Ebene langfristig zu verankern. Organisatorisch ist der Ernährungsrat bei der Lokalen Agenda Trier e.V. angesiedelt und wird durch das „Eine Welt-Promotor:innen-Programm“ von ENGAGEMENT GLOBAL und dem Land Rheinland-Pfalz unterstützt. Die Gründungsveranstaltung wurde von der Sparkassen-Stiftung Trier, der GLS Treuhand e.V., dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier und der Quint Warenhandel GmbH gefördert.

Hintergrund: Die Idee der Ernährungsräte

Die Idee der Ernährungsräte stammt ursprünglich aus Nordamerika, wo sie als Antwort auf zahlreiche Ernährungsprobleme in städtischen Gebieten ins Leben gerufen wurden. Heute gibt es in Deutschland mehr als 60 Ernährungsräte, die sich für eine gerechte, nachhaltige und zukunftsfähige Ernährung einsetzen.


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