Hauptamtlicher Wehrleiter ja oder nein?

In der VG Trier-Land gibt es 600 Feuerwehrleute in 30 Wehren, die das ehrenamtlich tun. Juristisch verantwortlich für die Einsätze ist der Bürgermeister der VG, deren Rat derzeit darüber diskutiert, ob es einen hauptamtlichen Wehrleiter geben soll. Ein hauptamtlicher Wehrleiter wäre für den Landkreis und die Region Trier eine Premiere. Denn bisher gibt es höchstens Wehrleiter, die bei den VG-Verwaltungen angestellt sind. Der hauptamtliche Wehrleiter würde nicht wie bisher von den Wehrführern gewählt, sondern vom VG-Rat ausgesucht.

Symbolbild: Pixabay

Michael Holstein, VG-Bürgermeister: Die Amtszeit der Wehrleitung endet im Jan. 2022. Sie hat mit viel Leidenschaft und Zeitaufwand dieses Ehrenamt ausgefüllt. Trotzdem sind Defizite entstanden, um den gesetzlichen Aufgaben §14 LBKG eines Wehrleiters gerecht zu werden. Da es immer schwieriger wird, Ehrenamtliche für solche Führungsaufgaben zu finden, die von ihrem Arbeitgeber freigestellt werden, für die VG Feuerwehr (30 Wehren, 600 Mitglieder, 200 U18) ist es nun an der Zeit, diese Funktion hauptamtlich zu besetzen. Die Aufgaben, die Verantwortung und die Rechtsansprüche sind in den letzten Jahren stetig an dieses Ehrenamt gestiegen. Die VG trägt Verantwortung und muss ihre Ehrenamtlichen schützen. Ich möchte die Feuerwehr für die Zukunft weiter entwickeln und die Ehrenamtlichen vor Ort durch das Hauptamt entlasten und unterstützen!

Alfred Wirtz, Bündnis90/Grüne: Diese Frage stellt sich uns, Bündnis90/Die Grünen, nicht. Das wichtigste ist, dass das Amt des Wehrleiters von einer kompetenten Person ausgeübt wird.Solange sich ehrenamtliche Personen aus den eigenen Reihen hierfür zur Verfügung stellen, darf sich unsere Verbandsgemeinde glücklich schätzen. Wenn dies nicht mehr der Fall ist, darf die Besetzung mit einem hauptamtlichen Mitarbeiter kein Tabu sein. Noch ist es aber nicht soweit. Aktuell hat die Verwaltung dem VG Rat vorgeschlagen, das bestehende und funktionierende System zu ändern. Wir sehen hierfür (zurzeit) keine Notwendigkeit. Es gibt notwendigere Personalien, die der VG und den Ortsgemeinden viel Geld sparen und die Arbeit effektiver machen können, zum Beispiel Bauabteilung.

Michael Grundhöfer, Freie Wähler: Wir haben uns intensiv mit diesem Thema beschäftigt und unterstützen Bürgermeister Holstein bei seinem Vorhaben. Auch einige Wehrführer vor Ort unterstützen diesen Vorstoß. Sogar die jetzige ehrenamtliche Wehrleitung sieht die Wehrleitung der Zukunft im Hauptamt. In der Zukunft werden die Aufgaben, welche an die Führung und auch an die Feuerwehr selbst gerichtet werden, immer komplexer. Allein, wenn man sich die Anforderungen anschaut, welche laut gesetzlicher Vorgaben von einem Wehrleiter erwartet werden. Wir möchten das großartige Engagement im Ehrenamt unserer Feuerwehr mit einem hauptamtlichen Wehrleiter auch weiterhin unterstützen, fördern und für die Zukunft stärken, um so den bestmöglichen Schutz der Bürger und ihres Hab und Gutes auch in der Zukunft zu gewährleisten.

Edgar Schmitt, SPD: Die Aufgaben eines Wehrleiters sind im Brand- und Katastrophenschutzgesetz (LBKG) geregelt. Ich bin davon überzeugt, dass man die umfangreichen Aufgaben einem ehrenamtlich tätigen, der neben seinem eigentlichen Beruf, Familie und Freizeit, nicht mehr weiter zumuten kann. In der VG Trier-Land gibt es rund 600 aktive Frauen und Männer, die sich in den freiwilligen Feuerwehren engagieren und einen wertvollen Dienst für unsere Gesellschaft leisten. Diesen ehrenamtlich Tätigen einen beruflich qualifizierten und fachlich versierten Hauptamtlichen Wehrleiter an die Seite zu stellen ist längst überfällig. Mit der Einführung eines Hauptamtlichen Wehrleiters stärken wir das Ehrenamt in den Freiwilligen Feuerwehren.

Zu diesem Thema hat uns eine Vielzahl von Zuschriften erreicht. So heißt es unter anderem in einem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt: »Fakt ist, die meisten Feuerwehren sehen sich ihrer Demokratie beraubt, da der hauptamtliche Wehrleiter von der Verwaltung eingestellt wird und nicht mehr durch die Wehrführer gewählt wird.» Auch Matthias Liesch, 1. Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, ist der Meinung, dass man dieses Amt solange wie möglich im Ehrenamt belassen sollte. Da die Diskussionen im Vorfeld der entscheideneden Verbandsgemeinderatssitzung (Mittwoch, 16. Dezember) anhalten, haben wir neben dem VG-Bürgermeister Trier-Land, Michael Holstein, die Fraktionsvorsitzenden der im VG-Rat vertretenen Parteien um eine Stellungnahme zum Thema »Hauptamtlicher Wehrleiter - ja oder nein«, gebeten. Die einzelnen Stellungnahmen finden Sie in der Bildergalerie. (fis)