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Andreas Bender

Neues Jahrbuch des Hunsrückvereins

Hunsrück. Der Hunsrückverein hat kürzlich in Kellenbach sein neues, 200 Seiten starkes Jahrbuch vorgestellt.

Kürzlich fand auf dem Sportplatz in Kellenbach die Vorstellung des 47. Jahrbuchs des Hunsrückvereins im Beisein der Autoren statt. Dieses Jahr fand sie als Veranstaltung zum Tag des Wanderns statt, an dem der Deutsche Wanderverband seinen 140. Geburtstag feiert. Seit seiner Gründung 1890 in Morbach - also seit mittlerweile 133 Jahren - ist auch der Hunsrückverein Mitglied im Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine und will somit auf das Jubiläum des Dachverbandes aufmerksam machen. Das neue Jahrbuch des Hunsrückvereins hält wieder eine große Fülle an Beiträgen für seine Leserinnen und Leser bereit. Erhältlich ist das Jahrbuch bei Vereinsmitgliedern, z.B. Claudia Herr (kontakt@outdoorundmedia.de) oder Julian Gröber (Groeber.Julian@web.de).

 

In einem Rückblick auf die Orgelwanderung 2022 - der ersten Orgelwanderung seit Corona - lassen Bernd Becker und Dan Zerfaß, Domkantor in Worms, in je zwei Beiträgen die Wanderung und die Stationen der Orgeln der Familie Stumm noch einmal Revue passieren: die beiden katholischen Kirchen St. Josef in Simmern und St. Michael in Kirchberg sowie die evangelische Burgkirche in Dill.

 

Dagegen macht Uwe Anhäuser in seinem Beitrag auf Denkmäler einer ganz anderen Art und Epoche aufmerksam: Menhire, die landläufig auch als Hinkelsteine bekannt sind. So erfährt man viel Wissenswertes über die Vorzeitmonumente um Waldalgesheim, Morgenbach, Starkenburg, Monzelfeld, Farschweiler, Thomm und Scheiden. Sie stellen oft den einzigen greifbaren Beleg einer frühen Besiedelung des Hunsrücks dar.

 

Dr. Volker Kneidl legt in seinem Artikel den Fokus auf das Thema Grund- und Hochwasser in Verbindung mit dem Klimawandel. Durch zunehmend ausbleibende Niederschläge über das ganze Jahr hinweg sinken die Grundwasserspiegel auch im Hunsrück. Zudem häufen sich Starkregenereignisse die zu Hochwasser bisher ungekannten Ausmaßes führen können. Wie die Gefahren solcher Extremwetter durch gezielte Planung und überregionale Vorsorge abgemildert werden können, stößt gewiss auf ein breites Interesse.

 

Der bekannte Simmerner Mundartdichter Peter Joseph Rottmann und seine Familie sind auch in diesem Jahrbuch Gegenstand des Beitrages von Dr. Achim Baumgarten, der eine Fortführung des 1. Teils aus dem Vorjahr darstellt. Diesmal stehen seine Frau Wilhelmine Rottmann, geb. Maull und seine 10 (!) Kinder im Mittelpunkt. Nebenbei erfährt man auch Wissenswertes über den Nunkirchener Markt bei Sagenroth, die polarisierte Stimmung in Boppard in den 1870er Jahren, die in einen Kulturkampf mündete sowie von einem Brand in der Simmerner Vorstadt am 30. Dezember 1879.

 

Bodo Bost geht dagegen den Spuren eines weniger bekannten Hunsrückers nach: Willy Barth. Der Sohn eines Brasilien-Auswanderers aus Lötzbeuren gründete vor ca. 70 Jahren die Großstadt Toledo in Paraná, der brasilianischen Grenzregion zu Paraguay, die heute fast eine halbe Million Einwohner zählt. Hier werden neben der Besiedlungsgeschichte Brasiliens auch die Lebensumstände der Brasilien-Auswanderer der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts greifbar. Auch der Holzhandel in Brasilien der 1930er Jahre spielt eine tragende Rolle in der Gründung Toledos durch Willy Barth.

 

Aber auch der Wald im Hunsrück kommt in der neuen Ausgabe des Jahrbuchs nicht zu kurz. In einem Beitrag beschreibt Julian Gröber die Vergangenheit der Dicken Eiche von Heidenburg, einem der mächtigsten und damals ältesten Einzelbäumen des Rheinlandes, die 1964 aus Gründen der Verkehrssicherheit weichen musste.

 

In einem weiteren Artikel geht Julian Gröber einer der frühesten schriftlich nachgewiesenen Nadelholzsaaten des Hunsrücks nach. 1649, ein Jahr nach Ende des 30-jährigen Krieges, hat man unweit des Erbeskopfs, auf sponheimischem Gebiet an der heutigen Kahlheid eine großflächige Saat von Weißtannen angelegt, die später zu beeindruckenden Bäumen herangewachsen sind.

 

Etwas weiter geht Dr. Jörn Schultheiß von der Hochschule Geisenheim, der die Entwicklung der Waldzusammensetzung im Gebiet des Nationalpark Hunsrück-Hochwald ab dem Ende des 30-jährigen Krieges tiefgehend beschreibt. Wer sich dafür interessiert, wie das heutige Baumartenkleid des Hoch- und Idarwaldes aus dominierenden Fichten- und Buchenbeständen über Jahrhunderte durch gezielte Entwicklung der Forstleute sowie der vielfältigen Waldnutzung der örtlichen Bevölkerung entstand, wird auf überraschende Erkenntnisse stoßen.

 

 


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