Filmfestspiele auf der Zielgeraden
In den vergangenen sieben Tagen hat das Programm der Festspiele ihren Ostwind-Fokus entfaltet und auf vielfältige Weise das Filmschaffen osteuropäischer Länder und der ostdeutschen Geschichte erkundet. Daszu zählte auch der Sonntag, der sich in großen Teilen der DDR im Film widmete und den Fragen, die sich der filmischen Darstellung der DDR anschließen lassen. Im Rahmen eines Panels diskutierten am Nachmittag über diese Fragen der Historiker und Totalitarismusforscher Dr. Andreas Kötzing, Regisseur Andreas Goldstein und Regisseurin Katharina Marie Schubert. Bei einem lebhaften Gespräch diskutierten sie zusammen mit Festspiel-Kurator Lukas Maria Dominik darüber, wie kritisch man die westdeutsche Inszenierung von DDR-Stoffen betrachten sollte, welche Klischees vorherrschen und welche politischen Entwicklungen die Darstellung der DDR im Film beeinflusst haben. Im Anschluss durften beide anwesenden Filmschaffenden ihre Filme vor dem Festspiel-Publikum präsentieren.
Simmern habe sich verändert, sagt der 85-jährige Kameramann Thomas Mauch im Gespräch mit Filmfestspiel-Kurator Lukas Maria Dominik. Mauch, der zusammen mit Edgar Reitz HEIMAT 3gedreht hat, ist nach 18 Jahren das erste Mal wieder im Hunsrück. Es sei aber sympathisch geblieben, schiebt er hinterher. Gerade erst hat der harte Kern der Heimat-Fans über 5,5 Stunden Filmerlebnis hinter sich gebracht - jetzt dürfen sie endlich die Fragen loswerden, die sich unter den Nägeln festgebrannt haben. Thomas Mauch nimmt die Fragen dankend an. Humorvoll und mit viel Gefühl fürs Geschichten erzählen redet er über sein schwieriges Verhältnis zu Edgar Reitz, seinen Werdegang als Kameramann, Klaus Kinski, ästhetische Fragen und seine Liebe zum Schwarz-Weiß-Film. Edgar Reitz und seine Erinnerungen an Simmern interessieren das lokale Publikum natürlich am meisten. "Edgar Reitz ist ein komplizierter Mann - genauso wie Werner Herzog.", erzählt er wie aus dem Nähkästchen plaudernd und bringt das Publikum mit seinen Anekdoten zum Lachen.
Endspurt
Besonderes Augenmerk darf diese Woche jedoch nicht nur auf das feierliche Abschlusswochenende gelegt werden. Am heutigen Dienstag, 6. September, wird nicht nur Andreas Kleinerts mehrfach ausgezeichnetes Filmporträt LIEBER THOMAS (D 2022) gezeigt. Im Vorprogramm des Films wird es außerdem eine Lesung der Schriftstellerin Marion Brasch geben. Marion Brasch ist die Schwester des Dichters Thomas Brasch, dessen Leben in LIEBER THOMAS reinszeniert wird. Sowohl sie als auch der Regisseur des Films Andreas Kleinert werden nach dem Film für ein Filmgespräch anwesend sein.
Der Gast des Tages am Donnerstag ist die Regisseurin Sarah Blaßkiewitz. Die Preisträgerin des SI STAR Filmpreises wird anlässlich der Wettbewerbs-Vorführung ihres Films IVIE WIE IVIE (D 2021) anreisen und nach dem Film ein Filmgespräch auf dem Fruchtmarkt geben.
Am Freitagabend läuten die Filmfestspiele das große und feierliche Abschlusswochenende ein, mit Leander Hausmanns STASIKOMÖDIE (D 2022), eingeleitet von der Pop-Gruppe Catalina & Friends. Anwesend sein werden die Darstellerin Antonia Bill, die passionierte HEIMAT-Fans unter anderem aus ihrer Rolle in DIE ANDERE HEIMAT kennen dürften und Kameramann Michal Grabowski. Mit beiden kann das Publikum nach der Vorstellung noch ins Gespräch kommen.
Am Samstag geht es dann ums Ganze: Um 18 Uhr werden erst die Filme des beliebten Kurzfilmwettbewerbs vorgeführt und von der fünfköpfigen Jury ausgezeichnet. Insgesamt acht selbst gedrehte Filme wurden eingereicht, die sich mit dem Thema "Das Leben im Osten" auseinandersetzen.
Der feierliche Abschluss wird im Anschluss ab 20 Uhr begangen: Die Verleihung des EDGAR für den besten modernen Heimatfilm durch den Preispaten Jan Josef Liefers. Der EDGAR ist mit 2 500 Euro dotiert und wurde vom Bildhauer Thomas Duttenhöfer eigens für die HEIMAT EUROPA Filmfestspiele gestaltet. Auch der Gewinnerfilms des mit 1 000 Euro dotierte Publikumspreises, über den das Publikum im Laufe der Festspiele abstimmen konnte, wird im Rahmen der Preisverleihung bekannt gegeben.
Im Anschluss an die Preisverleihung wird Jan Josef Liefers die Rollen wechseln und zusammen mit seiner Band Radio Doria ein Konzert geben. Die bereits seit über zwanzig Jahren bestehende Gruppe spielen erbaulichen Pop-Rock und schließen die diesjährigen Filmfestspiele gebührend ab.