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FC Karbach bringt dreimalige Führung nicht über die Zeit

Herzpatienten sollte man derzeit vielleicht von einem Besuch der Karbacher Oberligaspiele abraten. Nach dem rasanten Heimspiel gegen Wiesbach mit einer 4:5-Niederlage folgte nun ein 4:4-Unentschieden beim FSV Salmrohr, bei dem sich in der letzten Viertelstunde fünfmal das Ergebnis änderte. Nach dem Schlusspfiff fühlte sich der Punktgewinn auswärts trotzdem für die Karbacher wie eine unnötige Niederlage an.

Von Arno Boes. Viel ging in dieser Saison für den FSV, der sein Team mit vielen jungen Spielern bestücken musste, noch nicht. Und dann verletzte sich auch noch vor der Begegnung gegen den Tabellenführer der Stammtorwart, so dass Trainer Paul Linz den noch in der Oberliga unerfahrenen Simon Schmitt zwischen die Pfosten beordern musste. Der machte schließlich seine Sache mehr als ordentlich. Auf dem Papier also eine Ausgangssituation, bei der die Karbacher klarer Favorit waren. Und schon nach zwei Minuten führten sie, nach einem Freistoß schoss Selim Denguezli das 0:1 für die Hunsrücker. Salmrohr versuchte es mit langen Bällen in die Spitze, gefährlich wurde es aber nicht. Karbach hatte Chancen fast im Minutentakt, Sören Klappert und Tobias Jakobs gelang es aber mehrfach nicht, den Ball zum Ausbau der Führung ins Netz zu bringen. In der 15. Minute meldete der Stadionsprecher etwas voreilig den Ausgleich für Salmrohr, Schiedsrichter Mario Schmidt erkannte aber auf ein Foul im Fünfmeterraum an Karbachs Torwart Florian Bauer und erkannte den Treffer der Hausherren nicht an. Erst vier Minuten vor der Pause gelang den Karbachern das längst überfällige 0:2, Tobias Jakobs nahm einen weiten Einwurf von Tim Puttkammer auf und traf aus dem Strafraum heraus wuchtig ins Tor. Viele Chancen, nur 2 Tore – das veranlasste Trainer Torsten Schmidt zur Warnung, dass man am Ende mit einem 2:2 dastehen würde, wenn man nicht mit mehr Biss die zweite Halbzeit angehen würde. Doch das hatte auch Paul Linz seinen Spielern mit auf den Weg gegeben und die nutzen einen Freistoß in der 54. Minute zum Anschlusstreffer. Die Karbacher hatten weiter ihre Chancen, vor allem, als in der 58. Minute Enrico Köppen nach überstandener Krankheit ins Team kam. Doch wie schon im ersten Durchgang wurden diese Möglichkeiten nicht genutzt. Nach einem Foul in der 74. Minute am Salmrohrer Ozoh leistete sich dieser eine Tätlichkeit an Lukas Klappert, die rote Karte für den Salmrohrer war die Folge, Gelb für den Karbacher. Das war allerdings auch der einzige Ausrutscher in einer ansonsten relativ fair geführten Partie. Nun in Überzahl mussten die Karbacher den Vorsprung noch über die Zeit bringen, doch die bis dahin dicht stehende Abwehr der Hunsrücker zeigte plötzlich Unsicherheiten. Und die nutzen die Gastgeber zum 2:2-Ausgleich in der 84. Minute. Dann kam die Phase, von denen beide Teams wohl noch lange sprechen werden. In der 90. Minute gelang Enrico Köppen nach einem Eckball die erneute Führung zum 2:3 für Karbach. Zwei Minuten Nachspielzeit zeigte der Unparteiische danach an. Direkt in der ersten davon glich Salmrohr mit einem perfekt geschossenen direkten Freistoß erneut zum 3:3 aus. Den Gegenzug brachten die Karbacher nochmal in den Strafraum des FSV, dort schubste Gianluca Bohr den ballführenden Enrico Köppen um, der Elfmeterpfiff folgte. Sören Klappert verwandelte und wieder führten die Karbacher in der 92. Minute. Schiedsrichter Schmidt ließ angesichts dieser Treffer das Spiel weitere Minuten laufen und in der 95. nutzte Bohr ein Getümmel im Karbacher Strafraum zum 4:4-Endstand. Damit machte er seinen Fehler wenige Minuten zuvor wett, Team und Fans der Salmtaler jubelten und waren mit dem Punkt und der kämpferischen Leistung der Mannschaft mehr als zufrieden. Auf der Karbacher Seite hingegen war die Enttäuschung groß, was Torsten Schmidt in der Pressekonferenz so zusammenfasste: „Ich bin nicht sauer über das Unentschieden, sondern vor allem auf mein Team. Da machen wir vier Tore auswärts, fangen uns aber wie schon in der Woche zuvor wieder so viele Tore ein. Und vorne haben wir Chancen fast im Minutentakt und belohnen unser überlegenes Spiel nicht mit Toren. Salmrohr hat gekämpft und sich reingehangen und auch in Unterzahl seine Chancen genutzt, wobei wir sie dazu fast eingeladen haben. Ich weiß, dass wir als Team und auch individuell gut genug sind, um in der Oberliga Meister werden zu können. Deshalb bin ich sauer, dass meine Mannschaft sich so unnötig die Punkte nehmen lässt. Glückwunsch an Paul Linz und sein Team, sie haben sich den Punkt über ihr Engagement verdient.“ Beide Trainer sind befreundet, telefonieren auch ab und an und tauschen sich aus. Nun haben die Karbacher zwei Heimspiele hintereinander. Am kommenden Samstag geht es auf dem Quintinsberg um 15.30 Uhr im Lokalderby gegen Rot-Weiß Koblenz. Der Oberliga-Aufsteiger 2016 war zuletzt Anfang 2015 in Karbacher zu Gast, gewann damals das Rheinlandligaspiel mit 2:3. Und auch die letzten beiden Partien in dieser Saison in der Oberliga gewannen die Koblenzer, womit ihr Selbstbewusstsein gegen den Tabellenführer sicher gestärkt sein dürfte. Die Karbacher sollten also das Spiel gegen die Nachbarn, die auf dem zehnten Tabellenplatz stehen, nicht auf die leichte Schulter nehmen.


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