Sachverständigentag mit Vereidigung und Fachvorträgen
Kann die Künstliche Intelligenz (KI) bei der Erstellung von Gutachten helfen, die rechtssicher eingesetzt werden sollen? Wie ist der elektronische Austausch zwischen Sachverständigen und Gerichten zu organisieren und welche Stolperfallen gilt es dabei zu kennen? Das waren Themen in zwei Impulsvorträgen des Sachverständigentages 2024 bei der Handwerkskammer (HwK) Koblenz, die sicherlich auch für die fünf „Neuen“ von großem Interesse waren. Denn neben den rund 50 „alten Hasen“ waren auch Handwerksmeister eingeladen, die als „normale“ Teilnehmer zur Veranstaltung kamen und diese als öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige verließen.
Dachdecker- und Klempnermeister Timo Eberhard, Gerüstbauermeisterin Britt Gutmann, Dachdeckermeister Pierre Frank Held, Maurer- und Betonbauermeister Udo Hennen, Stuckateurmeister Andreas Müller und Dachdeckermeister Markus Schlarb wurden zu Beginn der Veranstaltung in der neuen Mensa der Berufsbildungszentren in der August-Horch-Straße durch HwK-Präsident Kurt Krautscheid vereidigt und feierlich in die Runde der Sachverständigen aufgenommen. Dann ging es direkt in die Vorträge von Bernd Floter vom Institut für Sachverständigenwesen (Köln) und HwK-Geschäftsführerin und Justitiarin Susanne Terhorst. Zunächst wurde der elektronische Rechtsverkehr mit Gerichten erläutert, dann die Möglichkeiten, KI und Recht – auch in der Erstellung von Gutachten - zu kombinieren.
Nach einer kurzen Kaffeepause ging es für den KI-Einsatz bei der Gutachtenerstellung in einen Testlauf. Das Erprobungsfeld „Prompt-A-Thon“ bot Möglichkeiten, die KI in der gutachterlichen Arbeit einzubeziehen. Dabei wurden die Formate Hackathon ergänzt um das „prompten“, was die Texteingabe in eine künstliche Intelligenz beschreibt. Verantwortlich für diesen Part war KI-Experte Christoph Krause vom bundesweiten Netzwerk Mittelstand-Digital. Arbeitsschwerpunkte liegen hier in der Entwicklung zukunftsweisender Geschäftsmodelle, IoT-Anwendungen und dem Einsatz von KI-Methoden zur Automatisierung von Prozessen.
„Ein spannendes Ausprobieren, das uns auch zeigt, wie zügig neue digitale Möglichkeiten Einzug halten in das Sachverständigenwesen“, fasste Kurt Krautscheid, selber Dachdeckermeister, diese Veranstaltungsinhalte zusammen. „Auch hier gilt: nichts bleibt stehen und die Anforderungen an die Sachverständigen sind hoch und an modernen Entwicklungen ausgerichtet“.
Damit die Sachverständigen des Handwerks auf Augenhöhe bleiben mit solch anspruchsvollen, technischen Rahmenbedingungen, bietet die HwK Veranstaltungen wie den Sachverständigentag an. „Es ist eine Mischung aus Weiterbildung und Informationsaustausch, denn auch ein gemeinsames Abendessen zählt dazu und Gespräche bieten viel Raum für den Austausch oder Nachfragen“, beschreibt Organisatorin Susanne Terhorst das Format.
Öffentlich bestellte Sachverständige verpflichten sich in einem Eid, ihre Aufgaben unabhängig, gewissenhaft und unparteiisch zu erfüllen und die Vertraulichkeit zu wahren. Dadurch werden sie bevorzugt in gerichtlichen Verfahren eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehören neben Gerichtsgutachten auch Privatgutachten, Beweissicherungen und Schiedsgutachten. Um öffentlich bestellter Sachverständiger zu werden, durchlaufen Bewerber ein verwaltungsrechtliches Verfahren: Sie müssen besondere Fachkenntnisse, praktische Erfahrung und persönliche Eignung nachweisen. Das wird bei der Erstbestellung und nach fünf Jahren bei der Wiederbestellung überprüft. Nach der öffentlichen Bestellung können sie dann Gerichten, Privatpersonen, Versicherungen und Anwälten helfen.
Informationen zum Sachverständigenwesen gibt es bei der HwK Koblenz unter recht@hwk-koblenz.de, Telefon 0261 / 398-200.