Katharina Dahm tritt für die SPD bei der Landratswahl an
Katharina wer? Das werden sich viele fragen, die den Namen der SPD-Kandidatin zum ersten Mal hören, so auch die amtierende Landrätin Bettina Dickes (CDU). Als sie bei ihrem Jahrespressegespräch erfährt, dass Prof. Dr. Katharina Dahm bei der Landratswahl am 10. November für die SPD ins Rennen geht, räumt sie freimütig ein, die 44-Jährige aus Hüffelsheim noch nicht zu kennen.
"Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet."
Das ist aber auch nicht weiter verwunderlich, denn die Juristin, die seit März 2018 eine Professur für Arbeits-, Sozial- und Wirtschaftsprivatrecht an der Universität Mainz innehat, ist an der Nahe ein politisch noch recht unbeschriebenes Blatt. Erst 2019 trat sie in den SPD-Ortsverband ihrer Heimatgemeinde Hüffelheim ein, wo sie auch Gemeinderätin ist. Dass der SPD-Kreisvorstand sie als Kandidatin für die Landratswahl nominiert, damit habe auch sie selbst "überhaupt nicht gerechnet", erzählte die 44-Jährige auf der Ebernburg, wo sie jüngst vom SPD-Kreisvorsitzenden Michael Simon und dessen Stellvertreter Denis Alt als Kandidatin vorgestellt wurde. Bei einem Arbeitsessen mit Michael Simon habe dieser sie unverhofft gefragt, ob sie sich eine Kandidatur vorstellen könne. Für den SPD-Kreisvorstand ein begründeter Vorschlag, denn die Hüffelsheimerin habe "seit Monaten ganz vorne auf der Liste möglicher Kandidaten" gestanden, verriet Simon. Für die 44-Jährige eine "Überraschung und große Ehre" gleichermaßen.
Zunächst habe sie sich aber viel Zeit genommen, um über das Angebot gründlich nachzudenken. "Erst einmal habe ich mich informiert, was eine Landrätin im Detail alles macht", gibt Dahm Einblick in den Prozess ihrer Entscheidungsfindung. Die zweite zu klärende Frage: Was wird im Falle eines Wahlsieges aus ihrer Professur an der Uni Mainz, denn "die Arbeit dort mache ich von Herzen gerne?" Die für die Juristin zufriedenstellende Antwort: Die Uni würde sie beurlauben, die Professur könne sie später einfach wiederaufnehmen. Schließlich habe sie sich gefragt, ob sie sich persönlich gewappnet fühle, für acht Jahre Landrätin zu sein. Eine Frage, die Dahm schließlich mit einem eindeutigen "Ja!" beantwortete. "Wenn man die Chance erhält, gesellschaftlich etwas zu verändern, dann sollte man diese Chance auch ergreifen und nicht verstreichen lassen", so die SPD-Politikerin. An manchen Tagen, erzählt sie, mache es ihr schon Angst, was in der Welt, aber auch im Land und im Kreis passiere - von der Klimakatastrophe bis hin zur schleppenden Digitalisierung. Den Kopf in den Sand stecken, das sei aber nicht ihr Ding. Sie wolle "Herausforderungen angehen".
Auch "ohne dickes Parteibuch für das Amt gewappnet"
Eine Einstellung, die Katharina Dahm nicht nur im politischen, sondern auch im persönlichen Leben verfolgt. So sei ihr schulischer und beruflicher Werdegang vom Abitur bis zur Hochschulprofessur so nicht geplant gewesen. "Aber immer wieder haben sich für mich Türen geöffnet, und ich bin hindurchgeschritten", so die 44-Jährige, die es genauso nun auch mit der sich aktuell öffnenden Tür, nämlich der Kandidatur fürs Landratsamt, halten will: Nicht die Hände in den Schoß legen, sondern die Chance ergreifen und etwas daraus machen. Politisch und fachlich sieht sich Katharina Dahm "auch ohne dickes Parteibuch" für die Arbeit einer Landrätin gewappnet. Zu ihren Erfahrungen im Bereich der politischen Arbeit gehören ihr Engagement in Sachen Hochschul- und Gleichstellungspolitik. So ist Dahm nicht nur Gleichstellungsbeauftragte der Uni Mainz, sondern sie vertritt die Hochschulen für angewandte Wissenschaften in der Gleichstellung auch auf Landesebene. Sie ist Sprecherin der Landeskonferenz der "HochschulFrauen*" und damit auch Mitglied des erweiterten Vorstands der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen. Darüber hinaus seien ihre bisherigen Tätigkeiten und Erfahrungen "eine Art Werkzeugkasten", aus dem sie sich bedienen könne, um die Arbeit einer Landrätin gut zu bewältigen. Ihre Kompetenz als Arbeitsrechtsexpertin könne auch in einer Verwaltung mit Hunderten von Mitarbeitenden zum Tragen kommen. Nutzbringend für die Arbeit in der Kreisverwaltung sei zudem, dass sie als Wissenschaftlerin über ein Netzwerk von Experten verfüge. Nicht zuletzt gehe es ihr als Wissenschaftlerin immer um sachdienliche Lösungen, weshalb sie auch offen für eine parteiübergreifende Zusammenarbeit sei.
"Sie hat das Herz am rechten Fleck."
Welche Ziele würde sie als Landrätin verfolgen? "Die Kreisverwaltung ist ein Maschinenraum, der gut besetzt sein muss. Wir brauchen eine gute professionelle Personalentwicklung, eine Entschlackung der Abläufe und Fortführung der Digitalisierung", beantworte Katharina Dahm die Frage. "Außerdem brauchen wir eine Strategie für den Landkreis". Statt "von Thema zu Thema zu springen", müssten eine Zielsetzung und ein Fahrplan, um dort hin zu kommen, entworfen werden. "Der Kreisentwicklungsplan von 2023 war da erst ein erster Aufschlag", ist Dahm überzeugt. Mit voller Überzeugung hinter der in der Region noch recht unbekannten Kandidatin steht der SPD-Kreisvorstand. "Katharina Dahm wird die für den Kreis wichtigen Themen strategisch und beharrlich anpacken und angehen", ist sich der SPD-Kreisvorsitzende Michael Simon sicher. Und dessen Stellvertreter Denis Alt ergänzt: "Katharina Dahm ist politisch klar in der SDP verortet, sie besitzt aber auch eine große Offenheit. Sie ist menschlich zugewandt und hat das Herz am rechten Fleck".
Zur Person:
Katharina Dahm stammt aus einer Winzerfamilie an der Mosel. Ihr Vater wird als Polizist nach Bad Kreuznach versetzt, wo Dahm 1980 geboren wird. Sie wächst in der Hofgartenstraße auf, besucht die Grundschule Reitschule und das Stadtmauer-Gymnasium. In den 1990er Jahren bauen die Eltern ein Haus in Hüffelsheim, in dem die 44-Jährige heute zusammen mit ihrem Lebenspartner "ohne Kinder, aber mit Hündin Fritzi" lebt. "Aus gesundheitlichen Gründen kann ich keine Kinder bekommen", so Dahm. Von Kindesbeinen an ist Dahm im Bereich Leichtathletik sportlich aktiv. Beim VfL betrieb sie Leistungssport. Ihr größter Erfolg: der Deutsche Vizemeistertitel 1993 im Siebenkampf mit der Mannschaft.