Lydia Schumacher

Tragischer Tod der Kämpferin wider das Vergessen

Christa Karoli ist infolge ihrer Verletzungen in einem Koblenzer Krankenhaus verstorben. Wahrscheinlich hatte sie das Feuer, das am 30. Dezember in ihrer Wohnung ausgebrochen war, selbst verursacht.
Im fünften Stock dieses Hauses mit insgesamt 24 Wohnungen war das Feuer ausgebrochen. Brandursache waren wohl brennende Kerzen.

Im fünften Stock dieses Hauses mit insgesamt 24 Wohnungen war das Feuer ausgebrochen. Brandursache waren wohl brennende Kerzen.

Bild: Privat

Gerolstein. Einer ersten Polizeimeldung zufolge war die 73-jährige Bewohnerin jener Wohnung, in der das Feuer kurz vor Jahresende ausgebrochen war, schwer verletzt in ein Koblenzer Krankenhaus gebracht worden. Das Polizeipräsidium Trier teilte dem WochenSpiegel jetzt auf Anfrage mit, dass vermutlich »fahrläsiges Verhalten« der Wohnungsinhaberin die Ursache für den Brand im Hochhaus in Gerolstein gewesen sei. Brennende Kerzen sollen das Feuerverursacht haben, so das Ermittlungsergebnis.

Indes ist bekannt geworden, dass es sich bei der Wohnungsinhaberin um Christa Karoli handelte. Sie ist am Neujahrstag ihren Verletzungen erlegen. Die Staatsanwaltschaft Koblenz teilte jetzt auf Anfrage der Redaktion mit, dass laut Obduktionsergebnis eine »Rauchgasintoxikation« todesursächlich gewesen sei. Der Leichnam der Verstorbenen sei zwischenzeitlich zur Beisetzung freigegeben worden.

Karoli war weit über die Vulkaneifel hinaus bekannt für ihren Einsatz gegen das Vergessen der Greueltaten während der Naziherrschaft und für Menschenrechte. Als Mitglied von Amnesty International hat sie zu Beginn dieses Jahrtausends den Verein »Forum eine Welt e.V.« in Gerolstein mitgegründet, dessen Vorsitzende sie bis zuletzt war.

Der Verein empfindet Karolis tragischen Tod als »großen Verlust«. Ihr Einsatz habe stets nur ein Ziel verfolgt: Toleranz im Miteinander der unterschiedlichen Auffassungen auf Basis unseres Grundgesetzes. Sie war engagiert im ehemaligen Café Grenzenlos und im Nachfolgeprojekt »Brückentreff«, in dem Menschen mit Migrationshintergrund eine Anlauftselle gefunden haben. Sie war es, die im vergangenen Jahr das Fest der Demokratie in Daun initiierte. Und sie hatte die Initiative ergriffen für die Verlegung von Stolpersteinen für die Opfer der Nazizeit in Gerolstein.

Maaike Thijs, Beauftragte für Migration und Integration im Kreis Vulkaneifel, war zuletzt stellvertretende Vorsitzende des Forums. Nach dem Tod der Vorsitzenden hat sie jetzt, zunächst kommissarisch, die Leitung des Vereines übernommen. Sie trete in große Fußstapfen, sagte sie im Gespräch mit dem WochenSpiegel. Christa Karoli sei angesichts ihres vielfältigen Engagements ein Vorbild.

Die Verstorbene hatte bis zur Pensionierung vor etwa zehn Jahren insgesamt 42 Jahre als Lehrerin unterrichtet, zunächst in der Hauptschule in Hillesheim, dann, nach der Zusammennlegung von Haupt- und Realschule, in der Augustiner Realschule plus. Die aus Nordrhein-Westfalen stammende Lehrerin unterrichtete dort Deutsch und Arbeitslehre, doch ihr besonderer Schwerpunkt habe bei den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern Geschichte und Sozialkunde gelegen. Ihr Engagement als Vorsitzende des Vereins »Forum eine Welt« sei auch auch auf ihre Arbeit in der Schule abgefärbt. So habe sie etwa den Aktionstag »Flucht und Migration« im Jahr 2015 an der Realschule plus maßgeblich geplant. Schulleiterin Andrea Stabel: »Sie engagierte sich auch über die Maßen für ihre Schülerinnen und Schüler. Einmal ließ sie auf ihre Kosten den Klassenraum streichen, damit die Kinder es schön hatten.«

Am Freitag, 31. Januar, um 14.30 Uhr, findet in der St.-Anna-Kirche in Gerolstein eine Trauerfeier für Christa Karoli statt.


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