Johannes Mager

»Die Kinder sollen Fragen stellen«

Daun. Von einem metallischen Gerippe umhüllt schiebt sich Plattform um Plattform in die Höhe. Doch in etwa einem Jahr soll in Daun die bunte Junior Uni stehen.

Am Rande Dauns nimmt die Junior Uni Formen an. Mit einer bunten Fassade wird sie in rund einem Jahr erstrahlen.

Am Rande Dauns nimmt die Junior Uni Formen an. Mit einer bunten Fassade wird sie in rund einem Jahr erstrahlen.

Bild: Lepper-Stiftung

Noch ist das Betonkonstrukt am »Alten Weg« in Daun grau und luftig. Die Junior Uni auf dem Gelände der ehemaligen Brotfabrik ist das größte Projekt, das die Lepper-Stiftung bislang umgesetzt hat. Die Vorstandsvorsitzende Doris G. Lepper und ihr Stellvertreter Tyrone Winbush besuchen die Baustelle immer wieder, um sich ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten zu machen. Seit dem letzten Besuch sind wieder einige Wochen vergangen. Aktuell werden die Wände des 6. Obergeschosses geschalt. Sieben Stockwerke wird da Haus umfassen. »Ende August stehen wir ganz oben«, verspricht Bauleiter Erich Doll von Zenz Massivbau. »Wir haben schon einige Häuser gebaut, aber das hier ist etwas ganz Besonderes«, sagt Doris G. Lepper. Das Konzept der Bildungseinrichtung stammt von der Junior Uni Wuppertal. »Wir werden fast alles so machen dort«, sagt Peter Lepper, Vorsitzender des Kuratoriums der Lepper-Stiftung.

Kennen gelernt hatte Lepper die Junior Uni Wuppertal durch einen Vortrag im Rahmen einer Veranstaltung, den er sich eigentlich gar nicht anhören wollte. Doch das Konzept begeisterte ihn. An der Junior Uni Daun sollen junge Menschen im Alter zwischen vier und 20 Jahren ohne Notendruck Kurse belegen, die sich vor allem den so genannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) widmen. Gerade für die Jüngeren soll das Wissen spielerisch vermittelt werden. »Die Kinder sollen Fragen stellen«, sagt Doris G. Lepper. Deswegen bleiben zum Beispiel sämtliche Leitungen, die im Gebäude unter der Decke hergeführt werden, sichtbar. Die Kinder sollen ein technisches Verständnis entwickeln.

Programm der Junior Uni wird Kinder-Interessen angepasst

Einen Vorgeschmack auf die künftigen Kurse gibt es bereits in den aktuellen Sommerferien. Ende August wird es für Sieben- bis Zehnjährige einen Kurs über Piratinnen und Piraten geben. Elf- bis 14-jährige können Anfang September in Kooperation mit der Astronomischen Vereinigung Vulkan Eifel am hohen List e.V. etwas über den »Mond & himmlische Riesen« erfahren. Wenn die Junior Uni an den Start geht, ist das Programm, das zu dem Zeitpunkt angeboten wird, noch nicht fix. Sie sollen an das Interesse der Teilnehmer angepasst werden. Die MINT-Fächer seien oft das, was an Schulen fehlen, sagt Doris G. Lepper. Peter Lepper hat dabei auch die Zukunft Branche im Blick, der auch das Unternehmen TechniSat angehört. TechniSat wurde von Peter Lepper gegründet und gehört inzwischen zur Lepper-Stiftung. Das Interessieren und die Ausbildung von Nachwuchskräften dient in seinen Augen auch der Zukunftssicherung. »Wir brauchen mehr IT-Leute, die auch die Fertigungsschritte lernen«, sagt er: »Wir müssen zum Beispiel in der Entwicklung elektronische Bauteile mehr tun.«

Deshalb gibt es auch Überlegungen, später vielleicht ein Duales Studium an der Junior Uni anzubieten. »Das müsste man dann politisch beantragen«, so Lepper. Dafür wird schon jetzt der Platz einkalkuliert. »Da ich aus der Stahlindustrie komme, denken wir in Tonnen. Besser jetzt großzügig denken, als später keinen Platz haben«, findet Peter Lepper: »Wir wollen, dass die jungen Leute hierbleiben. Wir wollen nicht, dass Daun zur Opa-Stadt wird.« Aus diesem Grund erfahre man auch so viel Unterstützung von den Verwaltungen, ergänzt Doris G. Lepper. Beiden liegt zudem daran, die Kinder aus so genannten »bildungsfernen Schichten« zur Bildung zu führen und zu zeigen, dass Lernen Spaß macht. Diese Förderung ist Doris G. Lepper auch aus persönlichen Gründen wichtig. In jungen Jahren unterrichtete sie selbst als Lehrerin. Das Studium dazu wurde ihr durch ein Stipendium ermöglicht.

»Nach den Sommerferien wollen wir zielgerichtet damit beginnen, Dozenten zu gewinnen«, verrät sie. »Wir haben schon Anfragen von Leuten erhalten, die Kurse geben wolle«, ergänzt Winbush. »Es ist wichtig, dass junge Pädagogen und Studenten kommen«, ist Doris G. Lepper überzeugt. Sogar ein Zwölf-Familienhaus soll errichtet werden, in dem es auch Unterbringungsmöglichkeiten für Dozenten geben soll. »Alle Dozenten, egal ob Professor oder Student, bekommen das gleiche Geld«, stellt Peter Lepper klar. Die Junior Uni soll umfangreich gedacht werden. Das betrifft unter anderem die Anfahrt. »Es gibt zum Beispiel das Problem, wie die Kinder hierherkommen. Wir sind gerade, dabei das zu regeln«, sagt Doris G. Lepper. Im Erdgeschoss der Junior Uni werden außerdem Aufenthaltsmöglichkeiten wie ein Café für die »Bringer« geschaffen. Auch Angebote sind in Planung. Das könnten für wartende Großeltern zum Beispiel Kurse zur Smartphone-Benutzung sein. Gebühren zur Teilnahme an den Kursen der Junior Uni sollen übrigens nicht entrichtet werden. »Das wird alles von der Stiftung getragen«, sagt Peter Lepper: »Gebühren wären diskriminierend.«


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