Nussecken, Fußballträume und Weihnachtszauber
Lieber Herr Horn, welche schönen Erinnerungen aus Ihrer Kindheit haben Sie, wenn Sie an Weihnachten denken?
Hier sind sie, meine Top 10 Kindheitserinnerungen zum Heiligabend: Plätzchenduft, Leise rieselt der Schnee, Wunderkerzen, Christmette, Spargelröllchen, Jogginghose, „hoffentlich krieg ich das Bonanza Rad“, morgens Baden und Haarewaschen mit Apfelshampoo, duftend "Wir warten aufs Christkind" gucken dürfen, und über Allem kreisend, die Angst davor, dass das Christkind vielleicht ja doch nicht kommen wird.
Welche besonderen Rituale und Traditionen pflegten Sie und Ihre Mutter Lotti während der Weihnachtszeit in Trier?
Die Kindheit des kleinen Guildo war geprägt von der unendlichen Leichtigkeit des Seins, sprich, größte Flexibilität, was Rituale und Traditionen angeht. Mal war der Baum bei uns groß, mal klein, mal zum wieder Einpflanzen, mal humorlos gefällt. Mal aus Plastik, dann aus anderen Verbundstoffen, mal bunt, mal schlicht, mal opulent. Die Speisen, mal vegetarisch, mal steakversessen. Die Hornfamilie mal festlich, mal in Jogging gekleidet.
Unsere weihnachtliche Konstante war die Wärme und Liebe zueinander. Alles Andere, ein schillernder Baukasten, aus dem wir uns, je nach Lust und Laune bedient haben.
Gibt es ein bestimmtes Weihnachtsgericht oder Gebäck, das Ihre Mutter zubereitete und das für Sie untrennbar mit Weihnachten verbunden ist?
Das klassische Spargelröllchen mit Spargel aus dem Glas, versteht sich. Ach ja, halbierte gekochte Eier mit Remoulade.. ansonsten: viel selbstgebackenes Naschwerk. Allen voran die sogenannte Nussecke.
Welche Rolle spielte Musik in Ihrer Familie während der Festtage? Gab es bestimmte Lieder oder Künstler, die bei Ihnen zu Hause besonders geschätzt wurden?
Siehe Oben (Felxibilität)! Mal dies, und mal das. Der weihnachtliche Soundtrack im Hause Horn spannte einen dynamischen Bogen von Heintje, über die Petersburger Domspatzen, bis hin zu Deep Purple. Ich bin mir sicher, das schallt noch heute in unseren Weihnachtskonzerten wieder!
Erinnern Sie sich an ein Weihnachtsfest aus Ihrer Kindheit, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? Was machte es so einzigartig?
Mit 5 Jahren habe ich meine erste Fußballausstattung geschenkt bekommen. Mit Stollenschuhen und dem Vereinstrikot vom Eisenbahn Turn und Sportverein, ETuS Trier 1926 e.V.. Ein Erweckungserlebnis. Mitsamt den Fußballschuhen ging´s Abends ins Bett! Fortan wollte ich Fußballprofi werden, was ich aber später in Profimusiker änderte, als ich mein erstes Schlagzeug bekam.
Welche Werte hat Ihnen Ihre Mutter mit auf den Weg gegeben, die Sie bis heute prägen, besonders in der Weihnachtszeit?
Im Advent ist Naschen eine Tugend!
Haben Sie bestimmte Familientraditionen aus Ihrer Kindheit an Ihre eigenen Kinder weitergegeben? Wenn ja, welche?
Im Advent ist Naschen eine Tugend!
Wie wichtig ist für Sie die Stadt Trier in Bezug auf Ihre Weihnachtsfeiern und familiären Erinnerungen?
Egal, wo auch immer ich wohne… Ich bin und bleibe ein Trierer Junge, durch und durch! Wenn es in Trier schneit und fröstelt, krieg ich im Bergischen Land kalte Füsse und rote Ohren.
Ihre Mutter ist bekannt für ihr Nussecken-Rezept, das Sie auch bei Konzerten verteilen. Welche Geschichte steckt hinter diesem Rezept, und warum sind Nussecken für Sie so besonders?
Zur gleichen Zeit, als ich die Orthopädischen Strümpfe ins Leben gerufen habe, befand sich meine Mutter in einer extremen Backphase. Zuhause sagten wir: Mutti ist im Bagwahn! Das ganze Jahr über duftete unser schnuckeliges Heim nach Naschwerk jedweder Art. Überall stapelten sich die Plätzchendosen und eines Tages habe ich mir eine Box mit Nussecken geschnappt um sie beim Konzert christlich an unser Publikum zu verteilen. Einmal getan, wollten unsere naschkatzigen Fans nie wieder ohne! Der Brauch war geboren. Und die horn´sche Nussecke sollte bald in aller Munde sein.
Sie veranstalten seit vielen Jahren Weihnachtskonzerte in der Europahalle Trier. Wie fühlt es sich an, in Ihrer Heimatstadt aufzutreten, und welche Bedeutung hat dieses jährliche Ereignis für Sie persönlich?
Die beiden Tourabschlusskonzerte in Trier sind jedes Jahr etwas ganz Besonderes für mich. Das geht tief rein und treibt mir selbst im fortgeschrittenen Alter Entenpelle über den wachsenden Torso.
Es macht mich pupsfroh und glücklich und dankbar, dass selbst nach 35 Jahren Hornseins, immer mehr Fans die wertvollen beiden Tage vor Heiligabend mit den Orthopädischen Strümpfen in der Europahalle teilen möchten.
Unsere Combo ist über die Jahre musikalisch gereift, bunter, wilder und noch orthoposteliger geworden, als sie es jemals war. Spielten wir vor 20 Jahren im Advent noch ein klassisches Horn Schlagerkonzert mit maximal 3 bis 5 Weihnachtstiteln angereichert, ist "Weihnachten mit Guildo" heute eine mehreckige Weihnachtsrevue für Hörer aller Fachbereiche, zum Abtanzen, Mitsingen, Schwelgen, Lachen und desweilen auch besinnlich in sich einkehren. Wir lieben das, was wir jeden Abend auf die Bühne zaubern und das merkt man uns glaube ich auch an.
Das Alles wiederum mit einem Publikum teilen zu dürfen, aus dem mir so viele Gesichter vertraut sind und ich immer wieder auch alte Schulbegleiter unter unseren Gästen entdecke, ist für mich ein riesiges Geschenk. Ich weiß das mehr als zu schätzen! Und deshalb gibts beim Tourabschluss in meiner schönen Heimatstadt Trier nur eine Losung für die Orthopädische Familie: Mit Freude, Hingabe und offenem Visier: Vollgas voraus!
Wie sieht ein „typisches“ Weihnachten bei der Familie Horn aus? Gibt es Traditionen, die Sie jedes Jahr aufrechterhalten?
Definitiv: Ich komme körperlich erschöpft, aber erleuchtet von meiner Weihnachtstour nach Hause. Wir nehmen uns in die Arme und freuen uns, dass wir uns haben! Und dann landet das Christkind in LongHornCity!
Interview: Andrea Fischer