Holocaust-Überlebender aus Trier spricht vor der UNO
Vorgeschlagen hatte ihn der Zentralrat der deutschen Sinti und Roma. Christian Pfeil kam in einem KZ-Lager zur Welt, viele Mitglieder seiner Familie wurden in Auschwitz ermordet. Seit Jahren setzt sich Christian Pfeil für die Aufarbeitung der Geschichte ein. Mit seiner Rede vor der UNO will er auf den erstarkenden Antisemitismus und die Situation der Sinti und Roma in den Balkan-Staaten aufmerksam machen.
Foto: BR Alpha/ Michaela Wilhelm-Fischer
Christian Pfeil überlebte den Holocaust
Christian Pfeil ist ein deutscher Sinto und Überlebender des Holocaust an 500.000 Sinti und Roma im gesamten deutsch besetzten Europa. Er stammt aus Trier im heutigen Rheinland-Pfalz, wo er noch heute lebt. Er wurde 1944 im Ghetto Lublin im deutsch besetzten Generalgouvernement Polen geboren. Seine Eltern und älteren Geschwister waren im Mai 1940 in das Generalgouvernement Polen deportiert worden. Hier wurden sie von der SS und der Polizei gezwungen, unter menschenunwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit zu leisten.
Es grenzt an ein Wunder
Wie durch ein Wunder überlebten Christian Pfeil und seine engsten Angehörigen diese Tortur. Viele andere Mitglieder seiner Familie wurden dagegen ermordet. Darunter vier Kinder seines Großonkels, die im Jahr 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert wurden.
Rückkehr nach Trier
Nach der Befreiung aus den Lagern im Generalgouvernement kehrte die Familie von Christian Pfeil in ihren Heimatort Trier zurück. Christian Pfeil baute sich in Trier eine erfolgreiche Existenz als Gastronom auf, die immer wieder durch rechtsextreme und rassistische Gewalttaten überschattet wurde, die ihn selbst und die von ihm betriebenen Restaurants trafen. Seit vielen Jahren setzt sich Christian Pfeil für die Stärkung des lokalen Gedenkens in seiner Heimatstadt Trier ein und trug zur Errichtung eines im Jahr 2012 eingeweihten Gedenkortes für die aus Trier deportierten Sinti und Roma bei.
Straße soll nach Familie Pfeil umbenannt werden
Besonders wichtig ist Christian Pfeil, dass in Trier nun auch namentlich seiner Angehörigen gedacht werden soll. So soll die Straße, in der die Familie Pfeil bis 1940 lebte, nach einem seiner in Auschwitz-Birkenau ermordeten Cousins, in Willi-Pfeil-Straße umbenannt werden.
Eine Stimme der Überlebenden
Christian Pfeil vertrat in der Vergangenheit das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma im International Auschwitz-Komitee und hielt als Stimme der Überlebenden die zentrale Gedenkrede zum Europäischen Holocaust Gedenktag für Sinti und Roma am 2. August 2022 in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau.
Foto: Jens Jeske/Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
=>> Dokumentarfilm über das Leben von Christian Pfeil von Michaela Wilhelm-Fischer: https://www.ardmediathek.de/video/zeuge-der-zeit/christian-pfeil-trotz-allem/ard-alpha/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzEyZjEwYWU4LTZhOWEtNDM4MC1iMzQ4LTk3ZjZjODMyZmEzZQ
=>> Die Veranstaltung findet zwischen 11 und 12 Uhr EST am 26. Januar statt, also zwischen 17 und 18 Uhr deutscher Zeit. Sprechen werden unter anderem der UN-Generalsekretär und der Präsident der Generalversammlung.