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Andrea Fischer

Freie Wähler: Koexistenz mit dem Wolf ist möglich - aber keine friedliche.

Heidenburg. "Freie Wähler" begleiten Fachvortrag im Wolfspräventionsgebiet – Wefelscheid fordert Bestandsmanagement von Umweltministerin Eder

Gerd Dumke (v.l.n.r.: Dr. Michael Weiler, Wolfsexperte und Pferdefacharzt; Silke Roth, Organisatorin, Rissbegleiterin, Landesbeauftragte des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung e.V.; Claas Osterloh, stv. Bundesvorsitzender Junge FREIE WÄHLER)

Gerd Dumke (v.l.n.r.: Dr. Michael Weiler, Wolfsexperte und Pferdefacharzt; Silke Roth, Organisatorin, Rissbegleiterin, Landesbeauftragte des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung e.V.; Claas Osterloh, stv. Bundesvorsitzender Junge FREIE WÄHLER)

Bild: Freie Wähler

Rund vierhundert Menschen folgten am Abend des 13. Dezembers der Einladung nach Heidenburg bei Thalfang, um dem Vortrag des Wolfsexperten Dr. Michael Weiler in der voll besetzten Heidenburghalle beizuwohnen. In dem wegen mehrerer Weidetierrisse und Wolfssichtungen frisch ausgewiesenen Wolfspräventionsgebiet ist die Stimmung unter den anwesenden Weidetierhaltern merkbar angespannt. Viele sorgen sich um das Wohl ihrer Tiere, viele halten Schafe und Pferde, die nicht für die Schlachtung bestimmt sind und zu denen sie über Jahre ein geradezu familiäres Band aufgebaut haben.

Dr. Weiler referierte ausführlich über die biologischen Eigenschaften des Wolfes, seine Verbreitungsgebiete, seine Fress-, Jagd- und Lernmethoden. Entscheidend sei es etwa wie beim Menschen auch, was die Jungwölfe von ihren Elterntieren beigebracht bekommen. In der sogenannten „Prägephase“ würde etwa erlernt, ob sie sich dem Menschen gegenüber scheu verhalten oder nicht, auch ob und wie Zäune überwunden werden. „Der Wolf kann springen, wenn er es gelernt hat, den vorgeschriebenen Mindestschutz von 90 Zentimetern überwindet er mit Leichtigkeit“, zeigt Dr. Weiler an verschiedenen Foto- und Videoaufnahmen auch aus Deutschland. Allein in Niedersachsen gab es laut den Zahlen der zuständigen Behörde bis Anfang Mai dieses Jahr bereits 424 vom Wolf getötete Weidetiere, davon seien 51 Prozent hinter wolfsabweisenden Zäunen getötet worden.

„So wirksam wie von Umweltministerin Katrin Eder immer dargestellt ist das Verbauen der Landschaft mit Zäunen also nicht, von den horrenden Kosten und Problemen beim Zäunen unwegsamen Geländes ganz abgesehen“, so Claas Osterloh, stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen FREIEN WÄHLER. „Und wie Dr. Weiler uns mit etlichen Bildern belegen konnte, leiden Kleintiere wie Igel, Hasen oder Vögel massiv an den Hochspannungslitzen und verenden vielfach auf qualvolle Weise. Zudem wird der Lebensraum vieler Wildtiere zerschnitten. Ein Wildwechsel, wie es bei gewöhnlichen Weidezäunen meist möglich ist, wird so verhindert. Katrin Eder muss sich fragen: Ist das wirklich der Tierschutz den Sie anstrebt?“

Auch zu der jüngst getätigten Aussage der Ministerin Eder, man müsse jetzt wieder lernen mit dem Wolf zu leben, findet Dr. Weiler klare Worte: „Was soll denn heißen, „wieder mit dem Wolf leben“? Früher wurde mit ihm gelebt, indem er konsequent bejagt und vom Menschen durch Abschreckung ferngehalten wurde. Auch heute ist eine Koexistenz in anderen Ländern, etwa in Osteuropa, möglich - Jedoch keine friedliche.“

Mit der massiven Ausbreitung des Wolfs, dessen Bestand in Deutschland jedes Jahr um mehr als 30 Prozent wächst und schon jetzt schätzungsweise 2000 Exemplare weit übersteigt, komme es zwangsläufig zu Annäherungen an den Menschen. Auch das Risiko von Tollwut nehme stetig zu, nicht einkalkuliert sei zudem die Gefahr von Herdenausbrüchen. „Gerät eine Rinderherde durch einen Wolfsangriff in Panik, hält kein Zaun mehr diese Tiere auf. Ich halte es nur für eine Frage der Zeit, bis es bei einem solchen Fall zu Personenschäden kommt. Mir ist ein Fall gut bekannt, wo eine wegen dem Wolf durchgegangene Herde Galloway-Rinder von mehr als 30 Tieren etwa 300 Meter von der A3 entfernt eingefangen werden konnte. Die Haftung liegt, auch ohne jedes Verschulden, beim Tierhalter.“

Stephan Wefelscheid, Landesvorsitzender der FREIEN WÄHLER und Parlamentarischer Geschäftsführer der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion, stellt klare Forderungen an die Landesregierung: „Wir haben schon oft und sehr deutlich vor dem was gerade passiert gewarnt. Dass sich Umweltministerin Katrin Eder weiterhin der Realität verweigert und nicht mal den Minimalkonsens der Umweltministerkonferenz umsetzen will, da ja angeblich kein Bedarf bestehe, ist ein erneuter Schlag ins Gesicht aller Weidetierhalter. Wir brauchen ein konsequentes Bestandsmanagement, allein schon damit die Wölfe wieder die Scheu vor dem Menschen erlernen.“

Derartige Schutzjagden sind seitens der EU-Verordnungen ausdrücklich möglich, etliche EU-Staaten regulieren bereits ihre Bestände. Der Wolf zählt seit 2007 nicht mehr zu den gefährdeten Arten, die Population hat den günstigen Erhaltungszustand nach Definition der IUCN bereits vor Jahren erreicht.

„Wir werden weiterhin an der Seite der Weidetierhalter stehen. Unsere Landtagsfraktion wird voraussichtlich im Februar einen erneuten Wolfsgipfel veranstalten, um den Betroffenen eine Stimme zu verleihen und den politischen Diskurs weiter zu öffnen“, kündigt Wefelscheid an.

 


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