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Rainer Züll/red

Letzte Fahrt vom »besten Schulbusfahrer« Boro

Golbach. Der beliebte Busfahrer Boro wurde nach 52 Jahren am Steuer mit großen Emotionen von »seinen« Kindern verabschiedet.

Als Elternsprecher Christian Schütten am Morgen des letzten Schultages vor den Sommerferien den Grundschulkindern an der Bushaltestelle in Golbach die Frage stellte, wer der beste Schulbusfahrer der Welt ist, ertönte es aus allen Kinder-Kehlen: »Boro, Boro«.

Es war das letzte Mal, dass der 75-jährige Busfahrer Borisav Radovic, in der Eifel nur als »Boro« bekannt, die Kinder zur Grundschule nach Kall chauffierte. Und diese letzte Fahrt mit Lieblingsbusfahrer Boro wollten die Eltern der 21 Grundschulkinder aus Golbach nicht so ganz lautlos über die Bühne gehen lassen. Als der Inhaber des Kaller Unternehmens »Boro-Reisedienst« kurz vor acht Uhr morgens die Haltestelle an der Kapelle in Untergolbach anfuhr, erlebte er eine sehr emotionale Überraschung.

Kinder hatten die Straße mit einem rot-weißen Trassenband abgesperrt. Und ehe die Fahrt weiter nach Kall ging, bat Elternsprecher Christian Schütten Boro zum finalen Gruppenfoto mit den Kindern. Die übergaben dem treuen Chauffeur ein großes Bild mit allen Golbacher Grundschulkindern. »Das haben wir mit Boro am Kirmesmontag aufgenommen, als alle Kinder komplett waren«, so Schütten. Der übergab Boro zudem ein von allen Kindern unterschriebenes Dankschreiben der Eltern und eine Plakette mit der Inschrift: »Der immer früh aufsteht; der immer in den Spiegel schaut; der sicher fährt, und der Kinder mag – Bester Schulbusfahrer«.

»Wir und die Kinder werden Dich vermissen«, sagte Christian Schütten, während Boro die Tränen kamen, als er jedes Kind herzlich umarmte. Für ihn seien alle wie seine eigenen Kinder gewesen. Er berichtete, dass er schon die Eltern von heutigen Grundschulkindern einst zur Schule gefahren habe.

Das weiß auch Christian Schütten, der damals als Kind die Grundschulkinder aus Sötenich beneidet habe, dass sie mit Boro zur Schule fahren durften. Sogar drei Lehrerinnen, die heute Grundschulkinder in der Gemeinde Kall unterrichten, sind als Kinder von Boro zur Schule gefahren worden. Und auch der Kaller Bürgermeister Herman-Josef Esser ist als Blankenheimer Schüler mit Busfahrer Boro auf Klassenfahrt nach Frankreich gereist.

»Boro ist nicht nur ein Busfahrer, er war genauso Kummerkasten wie Motivator; einfach ein Mensch mit Herz und Seele«, so Christian Schütten. »Er sorgte bei den Kindern schon zum Tagesbeginn für gute Laune«.

Wie beliebt Busfahrer Boro war, zeigten die vielen Dankesschreiben von Kindern und Eltern, die auf dem Armaturenbrett lagen. So bedankte sich ein Kind dafür »dass sie uns manchmal Süßigkeiten gegeben haben«. Und so war es nicht verwunderlich, dass den Kindern der Abschied von nicht leichtfiel. »Kinder aus Steinfeld haben geweint, als ich mich von ihnen verabschiedet habe«, so der beliebte Busfahrer.

52 Jahre lang hat Boro Schüler im Schleidener Tal zur Schule chauffiert. Bis er sich vor 45 Jahren mit seinem Unternehmen »Boro-Reisedienst« selbstständig machte, hatte er bereits sieben Jahre er für das Schleidener Unternehmen Dardenne Bus gefahren. Seit seiner Selbständigkeit fuhr er den Schulbusverkehr zunächst für die Post, dann für die Bahn und zuletzt für die RVK, die sich am letzten Schultag ebenfalls von ihrem Lieblingsfahrer verabschiedete.

Jetzt ist Boro froh, dass er morgens nicht mehr so früh aufstehen muss. Auf seine 52-jährige Zeit als Schulbusfahrer mit hoher Verantwortung schaut er indes »glücklich und zufrieden« zurück. Es habe nie Ärger mit Kindern, mit Eltern, der Schule oder der RVK gegeben. Und auch von Unfällen sei er, trotz mehr als 1,5 Millionen gefahrenen Kilometern, gottlob verschont geblieben.

Seinen Reisedienst will Boro noch ein oder zwei Jahre fortführen, bis er einen Nachfolger gefunden hat, der sein Unternehmen übernehmen will. Bisher sei seine Suche nach Interessenten allerdings erfolglos geblieben.


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