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Zoff um Mini-Entschädigung für Feuerwehren

DRK-Helfer und Feuerwehren bekommen unterschiedliche Entschädigung. Entscheidung der Kreisverwaltung sorgt für Unverständnis. Kreis-Feuerwehrchef Morsch kritisiert Entscheidung der Kreisverwaltung Cochem-Zell dafür, dass Ehrenamt "Feuerwehr" für Aufgaben genutzt werde, die definitiv nicht im Aufgabenbereich einer Feuerwehr liegen.

Von Mario Zender

Am kommenden Donnerstag startet der Betrieb des Cochem-Zeller Impfzentrums. Unterstützt wird das Zentrum in Landkern von Helfern des DRK und der Feuerwehr. Und bei der Feuerwehr ist es nun zu Unmut gekommen bezüglich der Entschädigung, die der Landkreis Cochem-Zell für die Unterstützung der Floriansjünger zahlt. WochenSpiegel-Recherchen ergaben jetzt, dass der Unmut berechtigt sein dürfte. Eine Anfrage bei der Kreisverwaltung Cochem-Zell ergab, dass die Feuerwehren nicht offiziell, also als Institution, angefragt wurden, sondern als ehrenamtliche Helfer. Zitat aus einer Antwort der Kreisverwaltung Cochem-Zell auf eine entsprechende WochenSpiegel-Anfrage: „Zusammen mit den Bürgermeistern der Verbandsgemeinden wurde überlegt, wen man für freiwillige Einsätze in der Impfstation gewinnen kann. Dabei wurde selbstverständlich auch an die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren gedacht, weil insbesondere diese Personen schon über viele Jahre ehrenamtlich tätig sind und dies möglicherweise für diesen wichtigen Einsatz auch sein möchten.“ Mittlerweile hätten sich auch Personen beim Kreis gemeldet, die ehrenamtlich bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützen möchten, so die Kreisverwaltung. Zitat der Behörde aus einer Antwort an den WochenSpiegel: „Darunter auch Angehörige der Feuerwehr, die dies in ihrer Freizeit tun wollen.“ Nach unbestätigten Informationen des WochenSpiegel sollen pro Tag vier Feuerwehrangehörige als Ordner eingesetzt werden. Die Einsatzzeit soll täglich von 8 bis 16 Uhr stattfinden. Da die Feuerwehrleute nach dem Willen der Kreisverwaltung Cochem-Zell nicht als Organisation eingesetzt werden sollen, sondern als „Ehrenamtliche während der Freizeit“ tätig werden sollen, verringert die Kreisverwaltung auch die Entschädigung der Feuerwehrmitglieder deutlich. Konkret in Zahlen bedeutet dies: Die DRK-Helfer, die im angrenzenden Erste Hilfe Bereich der Impfstation eingesetzt werden, erhalten laut Kreisverwaltung eine „Vergütung“ von 20 Euro pro Stunde (brutto). Die Kommunen könnten die Personalkosten anschließend mit dem Land abrechnen, so die Kreisverwaltung. Für die Feuerwehren hingegen werden deutlich geringere Kosten festgesetzt. Die Kreisverwaltung Cochem-Zell bestätigt auf Anfrage des WochenSpiegel, dass mögliche Kosten der Helfer, die mit dem Einsatz am Impfzentrum entstehen, also auch deren Fahrtkosten, als „pauschale Aufwandsentschädigung abgegolten werden können“. Dies sei auf Antrag möglich.  Die Höhe der Aufwandsentschädigung für die freiwilligen Helfer der Feuerwehr beziffert die Kreisverwaltung mit 25 Euro halbtags und 50 Euro pro ganzen Tag. Diese Zahlen sorgen für Empörung bei den Feuerwehren. Ein Feuerwehrchef einer Eifelgemeinde zeigt sich im Gespräch mit dem WochenSpiegel entsetzt. „Wir sollen bei eisigen Temperaturen im Freien den Verkehr regeln und werden mit einem Betrag von 6,25 Euro pro Stunde abgespeist. Offenbar hat die Kreisverwaltung Cochem-Zell noch nie was vom Mindestlohn gehört“, so der Feuerwehrchef, der aus Angst vor Repressalien ungenannt bleiben möchte. Für die DRK-Helfer hingegen läuft es deutlich besser. Sie dürfen die 20 Euro pro Stunde zwar nicht komplett behalten, sondern müssen die Hälfte ans DRK abführen. „Eine solche Regelung hätten wir uns auch vorstellen können“, so der Feuerwehrchef. Denn es geht demnach den Feuerwehren nicht darum, selbst Geld zu bekommen. „Wir benötigen dringend ein neues Feuerwehrauto und ein Umbau des Feuerwehrhauses steht auch noch an. Dafür könnten wir das erarbeitete Geld gut investieren“, so der Feuerwehrchef. Der Einsatz der Feuerwehr im Impfzentrum ist auch auf höchster Feuerwehr-Ebene umstritten. Nach Informationen des WochenSpiegel hat der Kreisfeuerwehrinspekteur (KFI) Markus Morsch einen Brandbrief an die Kreisverwaltung Cochem-Zell gerichtet. Darin bemängelt Morsch, dass er als KFI keinerlei Informationen bezüglich des Einsatzes der Feuerwehren in der Impfstation bekommen habe.  Deshalb hat er einen Fragenkatalog an die Kreisverwaltung gerichtet. In acht Bereichen hätte er gerne Auskunft zu den Planungen. Morsch spart in seinem Schreiben auch nicht mit Kritik an der Kreisverwaltung Cochem-Zell: „Abschließend stellt sich für die Wehrleiter und auch für mich die Frage, ob es nicht möglich wäre, diese Ordnerdienste durch einen Security Dienst durchführen zu lassen. Für uns sieht es so aus, dass wieder das Ehrenamt ´Feuerwehr´ für Aufgaben genutzt wird, die definitiv nicht im Aufgabenbereich einer Feuerwehr liegen“, so Kreisfeuerwehrinspekteur Morsch. Die Kreisverwaltung Cochem-Zell kann die Aufregung um unterschiedliche Entschädigungen offenbar nicht nachvollziehen. „In der schwierigen Pandemielage sind wir alle aufgerufen, unseren Teil zur Überwindung der Pandemie beizutragen.  Im Sinne des bekannten Zitates von John F. Kennedy („Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst.“)  gehen wir bei einer solchen gesamtgesellschaftlichen Herausforderung grundsätzlich von einer unentgeltlichen ehrenamtlichen Tätigkeit aus“, so die Mitteilung der Kreisverwaltung Cochem-Zell.  Bericht folgt!

Kommentar
Missachtung des Ehrenamtes Von Mario Zender Die Kreisverwaltung hat innerhalb kürzester Zeit ein Impfzentrum in Landkern aus dem Boden gestampft. Das verdient Anerkennung und Lob. Was sie aber jetzt mit den Cochem-Zeller Feuerwehren plant, ist unanständig und peinlich. Die DRK-Helfer bekommen für ihren Einsatz im Gebäude 20 Euro pro Stunde. Die Feuerwehren hingegen, die sich draußen bei eisigen Temperaturen als Parkplatzeinweiser den Hintern abfrieren müssen, speist man mit 6,25 Euro pro Stunde Aufwandsentschädigung ab. Wohlgemerkt inklusive Fahrtkosten!  Das kann und darf es nicht geben. Hier sind alle politischen Mandatsträger aufgefordert, diesen Missstand sofort zu abzustellen. Unsere Feuerwehren leisten hervorragende Dienste für uns alle. Tag und Nacht, an 365 Tagen im Jahr. Wenn sie dann gebraucht werden, sollen sie auch die gleiche Entschädigung bekommen wie die DRK-Kollegen. Sie aber dann als billige Parkplatzwächter für 6,25 Euro je Stunde zu missbrauchen ist unwürdig! In diesem Zusammenhang auch noch das Zitat von John F. Kennedy („Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst) anzuführen ist dreist! Die Kreisverwaltung Cochem-Zell sollte das Zitat abwandeln in „Was kann ich für meine Feuerwehrfrauen und -männer tun, damit ich sie nicht ´verbrenne´?“. Mail an den Autor: mzender@weiss-verlag.de


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