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Wenn der Befehl kommt

Im Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) wird sich die Bundeswehr, nach einer Entscheidung des Bundestages, mit Aufklärungsflügen in Syrien beteiligen. Mit dabei werden auch die Tornado-Flugzeuge vom Fliegerhorst Büchel sein. Im WochenSpiegel-Gespräch schildert ein erfahrender Pilot seine Erfahrungen im Auslands-einsatz.

Oberst Bernhard Hey ist seit 1983 als Soldat im Dienst der Bundeswehr. 1985 begann er seine Ausbildung zum Piloten und seit 1995 flog er einige Jahre den Tornado im Taktischen Luftwaffengeschwader 33 in Büchel. Zuletzt war er als Kommandeur einer Lehrgruppe an der Offizierschule der Luftwaffe (OSLw) in Fürstenfeldbruck tätig. Er absolvierte rund 1.000 Flugstunden auf Tornado. Ab dem kommenden Jahr wird er in Amerika für den Flugbetrieb bei der Jetpilotenausbildung verantwortlich sein. Der eigene Einsatz Von Oktober 2003 bis Februar 2004 war er selbst im Auslandseinsatz und kann die Lage der Soldaten, die in Krisengebiete versetzt werden gut nachvollziehen. Bernhard Hey war als Kommandeur Einsatzgruppe in Kabul (Afghanistan) auf dem internationalen Flugplatz im Einsatz, der damals von Deutschland betrieben wurde. Hier gehörte er zum "Bodenpersonal" - also kein fliegerischer Einsatz. Trotzdem kann Hey aufgrund seiner langjährigen Erfahrung die Gefühlslage und die Herangehensweise der Piloten an einen solchen Einsatz gut einschätzen. Die Vorbereitungen auf den Auslandseinsatz Im WochenSpiegel-Gespräch schildert er, dass die Vorbereitung der Auslandseinsätze weitestgehend standardisiert ist und jeder Soldat im Einzelnen gut darauf vorbereitet wird. Bei der länderunabhängigen einsatzvorbereitenden Ausbildung werden innerhalb von zwei Wochen unter anderem der Umgang mit Waffen vertieft und die Regeln zum Schusswaffeneinsatz erlernt. Erst in einer einsatzlandspezifischen Vorbereitung werden Kenntnisse über Sprache, Umgangsformen und Besonderheiten des Einsatzlandes vermittelt, damit sich die deutschen Soldaten halbwegs sicher in dem Land bewegen können. Oberst Hey erklärt, dass es für Führungspersonal die Möglichkeit gibt, vor dem eigentlichen Einsatz eine Kurzreise in das Einsatzland zu machen, um erste Eindrücke zu erhalten. Wie gut der einzelne Soldat im Einsatzland mit der Bedrohung zurechtkommt, hängt sicher von der Gefahrenlage aber auch der persönlichen Wahrnehmung ab. Seiner Meinung nach kommen Soldaten die gut vorbereitet sind und die Familie betreut wissen in der Regel sehr gut mit der Situation zurecht. "Das schwierigste ist die Zeit vor dem Einsatz", beschreibt er. Wenn das Datum des Abflugs in das Einsatzland feststeht, müssen bis dahin viele Dinge erledigt werden. So muss bestimmte Kleidung besorgt werde, Impfungen müssen aufgefrischt werden, eine vorbereitende Ausbildung muss abgeschlossen sein und parallel läuft der normale Arbeitsalltag weiter. Ständig habe man innerhalb der Familie und des Jobs mit dem bevorstehenden Einsatz zu tun, doch bis er tatsächlich losgeht, dauert es noch. "Der Einsatz steht wie ein großer Berg vor einem", beschreibt er. Mit Beginn des Dienstes im Ausland, spürte er direkt Erleichterung, denn ab dann lief die Zeit rückwärts und man arbeite auf das Ende hin. Außerdem ist man ja von der eigentlichen Aufgabe im Einsatzland rund um die Uhr in Anspruch genommen. "Von der Familie getrennt zu sein, so gut wie keine Privatsphäre zu haben und das normale Leben für diesen Zeitraum aufzugeben, ist nicht leicht und umso wichtiger ist es, das Datum der Rückverlegung vor Augen zu haben. Dann kann man mit der Situation gut klarkommen." Seine Frau erklärt: "Mir hat das wirklich nicht gefallen, dass Bernhard ins Ausland musste. Doch ab dem Moment, wo er wirklich weg war, zählte ich die Zeit schon rückwärts - dann lebt man mit dieser Situation. Wenn man eine intakte Familie und gute Freunde hat, wird man aufgefangen und dann geht die Zeit vorbei." Oberst Hey erklärt, dass neben der intakten Familie aus seiner Sicht auch die intakte Einheit wichtig war. Eine Einheit, die unterstützt und dafür sorgt, dass der Soldat gut vorbereitet ist und alles hat, was er braucht, die aber vor allen Dingen der Familie zur Seite steht, sollte hier Hilfe notwendig sein. Daneben bietet die Bundeswehr mit den Familienbetreuungszentren weitere Hilfestellungen an. Die Zeit danach Nach dem Einsatz liegt die Schwierigkeit darin, so beschreibt es der Soldat, den Übergang von den Rahmenbedingungen während des Einsatzes, zum ganz normalen Alltag daheim zu meistern. Letztlich haben ja Soldat und Familie über eine lange Zeit ein sehr unterschiedliches Leben geführt. Aber auch darauf werden die Soldaten vor dem Einsatz sensibilisiert und nach dem Einsatz wird in Form von Nachsorge-Treffen mit anderen Soldaten und Psychologen versucht das Risiko posttraumatischer Störungen zu minimieren und das Familienleben schnell wieder zu normalisieren. Wenn ein Soldat also alle Angebote nutzt, wie die Vorbereitung, die Unterstützung und die Hilfsangebote, dann ist ein lockeres und ruhiges Herangehen an den Einsatz möglich. Syrien-Einsätze In Bezug auf die Aktualität der Syrien-Einsätze sagt Bernhard Hey, dass die Bedrohung schwer einzuschätzen ist. Der Abschuss des russischen Kampfflugzeuges habe die Spannung sicherlich erhöht. Er sieht auch ein mögliches Problem darin, dass es neben der Nato auch eine Vielzahl unterschiedlicher Koalitionen ohne einheitliche Führung gibt, die das Risiko nicht abgestimmter Einsätze steigert


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