Simone Wunder

Pastor mit dunkler Seite

Eine Gedenktafel am Aufgang der Kirche erinnert an den ehemaligen Conder Pastor Adalbert Heil. Was viele vermutlich nicht wussten: Der katholische Priester hatte offenbar zwei Gesichter. Er soll einen Jungen missbraucht haben. Das Bistum hat nun bestätigt, dass Entschädigungszahlungen geflossen sind.

Eine Gedenktafel am Aufgang der Kirche erinnert an den ehemaligen Conder Pastor Adalbert Heil. Was viele vermutlich nicht wussten: Der katholische Priester hatte offenbar zwei Gesichter. Er soll einen Jungen missbraucht haben. Das Bistum hat nun bestätigt, dass Entschädigungszahlungen geflossen sind.

Bild: Zender

Cochem/Trier (zen). Ehemaliger Gottesmann der Pfarrei Cochem-Cond unter Missbrauchsverdacht / Bistum Trier bestätigt Geldzahlungen an mutmaßliches Opfer.
 
In Cond gibt es derzeit eine umfangreiche Diskussion über die weitere Nutzung der katholischen Kirche St. Remaclus. Das Gotteshaus soll nach den Plänen des Bistums möglicherweise verkauft werden. Dagegen – sowie gegen eine anderweitige Nutzung als Ort des Gebets – gibt es massiven Widerstand. Eine Interessengemeinschaft hat sich bereits gegründet.
An der Kirche selbst erinnert eine schlichte Basaltplatte an die Vergangenheit des Bauwerks und an dessen langjährigen Pfarrer, Adalbert Heil, während dessen Amtszeit (1955–1991) die Pfarrkirche in Cond erbaut wurde.
Nur wenige wissen jedoch, welche abscheulichen Verbrechen sich in dem direkt angeschlossenen Pfarrhaus der Kirche ereignet haben sollen.
Recherchen des WochenSpiegel ergeben nun, dass es während der Amtszeit von Pfarrer Adalbert Heil in Cond mutmaßlich zu zahlreichen sexuellen Übergriffen gekommen sein soll. Im Fokus steht der 1907 geborene Priester Heil, der 1931 zum Priester geweiht wurde. Recherchen unserer Zeitung legen offen, dass sich der Geistliche in den 1970er Jahren angeblich an einem Jungen vergangen haben soll.
Die Nachforschungen – auch seitens des Bistums – kamen ins Rollen, nachdem das mutmaßliche Opfer nach einer Lebenskrise sein Leid öffentlich gemacht hatte. Der Mann berichtete während eines Vereinstreffens in einer Sitzung, was ihm der Geistliche angetan haben soll.
Auch an das Bistum Trier wandte sich das mutmaßliche Opfer aus dem Kreis Cochem-Zell. Bistumssprecherin Judith Rupp bestätigte entsprechende Informationen: »Dem Bistum sind die Vorwürfe gegen den Geistlichen seit Dezember 2019 bekannt.« Zu weiteren Einzelheiten wollte sie sich nicht äußern.
Sie bestätigte jedoch, dass sich im Zusammenhang mit dem verstorbenen Priester ein Betroffener gemeldet habe: »Die betroffene Person hat finanzielle Leistungen in Anerkennung des Leids erhalten.«
Befragen zu den mutmaßlichen Verbrechen kann man den Geistlichen nicht mehr – er verstarb am 27. März 1999 im Alter von 91 Jahren.
 
INFO:
Zwischen 1981 und 2001 haben katholische Priester und Kirchenmitarbeiter mindestens 199 Menschen, von denen bis auf fünf Personen alle minderjährig waren, im Bistum Trier sexuell missbraucht. Der Großteil – fast 80 Prozent der Betroffenen – seien männlich, rund 20 Prozent seien weiblich gewesen.  Das Ausmaß des Missbrauchs während der Amtszeit von Bischof Hermann Josef Spital ist nun durch eine neue Studie der Universität Trier erstmals bekannt geworden.

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