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NABU erstattet Anzeige wegen illegaler Müllentsorgung auf dem Acker

Wittlich. Auf mehreren Ackerflächen der Gemarkung Wittlich wurde durch einen Landwirt in den letzten Wochen und Monaten Düngematerial, wahrscheinlich von einer Grünschnitt- Deponie stammend, großflächig ausgebracht.

Dieses Häckselmaterial enthält bei näherer Betrachtung erhebliche Mengen an Kunststoffresten, sodass der NABU Region Bernkastel-Wittlich e.V. die Ausbringung als illegale Müllentsorgung einschätzt und aus
naturschutzfachlicher Sicht eine Rückholung und Entsorgung des wohl deponiepflichtigen
Kunststoffabfalls sowie eine ordnungs- oder strafrechtliche Verfolgung fordert.

Ein bundesweites Problem: Plastikmüll auf Äckern


Der NABU teilt mit: "Das Problem des Plastikmülls auf Äckern aufgrund von Verunreinigungen des Düngematerials aus Kompostieranlagen besteht schon seit Jahren und das deutschlandweit. Die Landwirte bilden hier sozusagen die letzte Stufe, bevor der Müll auf die Äcker gelangt. Man könnte den Landwirten nun einfach Unwissenheit bescheinigen, aber diese Müllverunreinigung in solchen Massen ist so schwierig zu übersehen, dass man davon ausgehen kann, dass hier vorsätzlich oder zumindest grob fahrlässig gehandelt wird. Wir unterstellen mal eine große Portion Ignoranz, denn diese muss im Spiel sein, wenn man seine eigenen Ländereien in diesem Maße zumüllt. Die Frage bleibt natürlich trotzdem, warum die Landwirte überhaupt Düngematerial mit einem solch hohen Anteil an Plastikmüll kaufen und ausbringen können?

Kunststoff im Kompost: Ein anhaltendes Problem


„Kunststoffe haben im Bioabfall nichts zu suchen“, das veröffentlichte die damalige Bundesumweltministerin Svenja Schulze im September 2021. Und doch ist Plastik als sogenannter Fremdstoff bis heute in rauen Mengen vorhanden.
Wenn der Kunststoff erst einmal in den Kompost gelangt ist, lässt er sich kaum erfassen oder filtern. Dieses verunreinigte Kompostmaterial müsste dann eigentlich als „unverkäuflich“ und „nicht nutzbar“ deklariert, dem Abfallbeseitigungskreislauf zugeführt werden und dürfte niemals auf und in unsere Böden gelangen. Deshalb muss die
Verseuchung mit Plastik schon vor der Kompostierung verhindert werden.

Bewusstseinswandel bei Bürgern erforderlich

 

Es muss also schon bei uns Bürgern ein Umdenken stattfinden. Ist das Gemüse faul, sollte man es wenigstens auspacken, bevor es in die Biotonne gelangt. Und auch auf den großen Grünschnittsammelstellen ist immer wieder die Gleichgültigkeit der Menschen zu spüren, die ihre ausrangierten Pflanzen schnell mal mit dem ganzen Plastiktopf auf dem
Komposthaufen der Gemeinde/Stadt entsorgen. Noch schlimmer die Situation auf Friedhöfen. Da gehen ganze Gestecke mit allem Deko-Klimbim ab in die Biotonne.

Keine Verantwortung bei Kompostieranlagen


„Wird sich schon jemand von den Kompostieranlagen drum kümmern.“ Nein, leider nicht... Es kümmert sich niemand...
Und zum Schluss landet die Salattüte, der Pflanztopf oder eben das Gesteck vom Friedhof komplett aber schön kleingehäckselt als Düngung im Gemüse- oder Getreidefeld unserer Landwirte, denen die Problematik der mit Kunststoffabfällen kontaminierten Böden offensichtlich nicht in allen Konsequenzen bewusst ist.

Die fatalen Folgen: Mikroplastik in unserer Nahrung

 

Und nun das Fatale: der Plastikmüll bleibt nicht regungslos und ohne Folgen auf den Äckern! Regenwürmer und Kleinstlebewesen nehmen den Kunststoff als Mikroplastik auf und werden davon regelrecht vergiftet. Kleinste Partikel von Polystyrol oder Polyethylen, sogenanntes Nanoplastik, werden aber auch von den Pflanzen durch die Wurzeln
aufgenommen.
Das bedeutet für uns Menschen: Auf plastikverseuchtem Boden angebaute Lebensmittel enthalten – Plastik. Genau wie unser Grundwasser".

Text: Kerstin Jakobs


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