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Andrea Fischer

Jungbäuerin mit einem großen Herz für Tiere

Deuselbach/Region. (MW) Noch bis November ist Klara Scholtes als Milchkönigin für Rheinland-Pfalz und das Saarland im Amt. Die junge Frau aus Deuselbach (Hunsrück) erzählt von ihrer Kindheit und warum die Landwirtschaft eine so wichtige Rolle in ihrem Leben spielt.

Für Klara Scholtes aus Deuselbach hat die Liebe zu Tieren von frühester Kindheit eine große Rolle gespielt.

Für Klara Scholtes aus Deuselbach hat die Liebe zu Tieren von frühester Kindheit eine große Rolle gespielt.

Bild: Matthias Willems

Ein Moment aus ihrer Kindheit ist Klara Scholtes gut in Erinnerung geblieben. „Als wir hierhin ausgesiedelt sind, hat der Papa Kühe gekauft und hat uns gesagt, dass sich jeder eine Kuh aussuchen kann, die einem dann gehört. Als der LKW aufging, kam eine riesige weiße Kuh heraus. Da habe ich gesagt: „Das ist meine“. Sie hieß Lucy und Opa und Papa haben dann immer gesagt, ich hätte die schönste Kuh im ganzen Stall. Seitdem bin ich von den Kühen nicht mehr losgekommen“, sagt die 21jährige, die sich selbst als „kuhverrückt“ bezeichnet und schon als Kind mit ihren älteren Geschwistern immer im Stall unterwegs war, als gemolken oder gefüttert wurde.

Liebe zu Tieren seit ihrer Kindheit

Der inzwischen verstorbene Großvater ist ihr größtes Vorbild. „Als ich klein war, war er immer da, hat uns von der Schule abgeholt und auch immer viel von früher erzählt. Dass das Herz für die Tiere und die Landwirtschaft schlägt und dass man sich sicher ist, dass das, was man macht, richtig ist, auch wenn man Gegenwind bekommt. Vielleicht war es auch die „Hunsrücker Gemütlichkeit“, die er hatte und sich nicht aus der Ruhe bringen ließ, egal wie stressig es war. Ich glaube, da könnte ich mir eine große Scheibe von abschneiden“, meint die Deuselbacherin, für die die Liebe zu Tieren von frühester Kindheit eine große Rolle spielt. Eine Sache, die sie hingegen gar nicht mag, ist Langeweile. „Ich muss immer irgendetwas machen und fange auch immer irgendwelche Sachen an. Ich mache die auch fertig, aber manchmal sind es viele Sachen, die ich dann bewältigen muss. Ich bin auch relativ offen für Neues oder suche mir Sachen, die ich ändern möchte, weil ich der Meinung bin, dass man gerade in der Landwirtschaft mit dem Zahn der Zeit gehen muss, und dass was gut war, nicht immer gut bleibt. Mein Lieblingsmotto lautet „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ Man muss dann auch mal Lehrgeld bezahlen“.

365 Tage voller Verantwortung

Scholtes ist der Meinung, dass die Milchwirtschaft, trotz schwieriger Bedingungen, eine Zukunft hat. Auch sie hat sich in jungen Jahren bewusst für diesen Weg entschieden. „Man hat 365 Tage im Jahr die Verantwortung. Jeden Feiertag, jeden Samstag, jeden Sonntag. Meine Freunde oder andere Leute in meinem Alter haben diese Verantwortung nicht“, ist sich die junge Frau des Risikos bewusst. Seit 2 Jahren studiert sie in Bingen Agrarwirtschaft. Das Studium gebe ihr aber eine gewisse Sicherheit, um auch anderswo arbeiten gehen zu können und den Betrieb als Nebenerwerb zu führen. Ganz loslassen kann Scholtes den Betrieb nicht. Die Landwirtschaft nimmt schon den größten Teil ihrer Freizeit ein. Daneben ist sie in der Landjugend aktiv und engagiert sich in der Freiwilligen Feuerwehr und im Gemeinderat. Auch einen Gemüsegarten hat sie inzwischen angelegt. Und wie stellt sie sich den Betrieb in der Zukunft vor? „Auch wenn es unseren Tieren auf dem Biobetrieb in Deuselbach gut geht, würde ich gerne als erstes einen neuen Stall nach höchsten Tierwohlstandards bauen, der viel Platz hat, um unseren Tieren mehr gerecht zu werden und ein besseres Arbeiten ermöglicht“. Auch ein zweites Standbein, wie den Verkauf von Getreide kann sie sich vorstellen. „Aber man muss sich immer auch selbst treu bleiben, in dem was man vorhat“, sagt sie.

Kritik von der Tierschutzorganisation PETA

2022 wurde Klara Scholtes zur Milchkönigin gewählt. „Ich habe das Amt zu dem gemacht, was ich machen wollte und das hat auch ganz gut funktioniert. Ich hatte die Erwartung, dass ich etwas lerne und Spaß habe und das war der Fall. Ihrer Nachfolgerin würde sie raten, keine Sekunde an sich selbst zu zweifeln. „Man soll immer genau das machen, was man selber für richtig findet, und meine Nachfolgerin soll einfach nur versuchen, die Milch, die Milchwirtschaft und die Kühe, die ja selber irgendwo keine Stimme haben, gut zu vertreten“. Bei ihrer Wahl vor 2 Jahren gab es jedoch auch Kritik von der Tierschutzorganisation PETA, die sich an dem Titel „Milchkönigin“ störte und an Scholtes appellierte, den Titel abzulegen und das „Tierqualprodukt“ Milch nicht zu vermarkten. „Es ist sexistisch, speziesisch und makaber, weibliche Tiere ihr Leben lang für ihre Muttermilch zu missbrauchen und gleichzeitig eine „Milchkönigin“ zu inthronisieren, um mit ihr die Ausbeutung der Tiermütter zu bewerben“, heißt es in einer Pressemitteilung der Tierschutzorganisation vom November 2022. „Mir ist wichtig, dass jeder seine eigene Meinung hat und auch ausleben kann, aber es ist nicht richtig Unwahrheiten zu verbreiten. In dem Text stehen Dinge, die so einfach nicht stimmen“, meint Scholtes. Vor allem den im Text oft genannten Begriff „Milchindustrie findet sie schwierig. „Kühe sind Lebewesen. Es gibt einen Grund, warum man Milchwirtschaft sagt. Wir haben hier auf der Weide 45 Milchkühe gehen und das ist definitiv keine Industrie. Und ich würde behaupten, dass in Rheinland-Pfalz und im Saarland auch kein Betrieb so groß ist, dass man ihn als Industrie bezeichnen sollte oder dürfte. Wenn man Unwahrheiten verbreitet und Menschen an einen Pranger stellt, die sich jeden Tag dafür aufopfern, dass sie wertvolle Lebensmittel herstellen, dann sehe ich das schon als ziemlich unfair. Wir haben hier harte Arbeitstage mit vielen Stunden und wahrscheinlich irgendwann keine Kraft und keine Energie mehr, um uns dem entgegenzustellen und uns so pressewirksam zu machen, wie das die PETA sehr gut schafft, immer wieder solche Schlagzeilen zu bringen, um eben die Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich finde es sehr schade, dass man da sofort auch persönlich wird und wenn man Face-to-Face hingehen und sagen würde, „Hey Leute, das hier ist aber echt nicht cool, wie ihr das macht“, können wir vielleicht mal drüber reden und überlegen, ob man da vielleicht irgendetwas besser machen könnte. Dann gibt es auch keinen Bauer, der sagt „Runter von meinem Hof“. Und als Landwirt zieht man da immer den Kürzeren, weil diese Leute genau das Ziel haben, einen als Tierquäler, als Ausbeuter, als sonst irgendwas darzustellen. Sie nutzen auch die Unwissenheit von Verbrauchern aus, die sich nicht so viel mit Kühen oder Landwirtschaft generell auseinandersetzen, und nicht sehen, dass das nicht stimmt“, so die Meinung der Jungbäuerin Sarah Scholtes.

Text/Fotos: Matthias Willems


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