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Julia Borsch

"Schule anno dazumal" - Schule vor 100 Jahren (ein Auszug)

Eifelregion. Der WochenSpiegel präsentiert Beiträge des Eifelautors Joachim Schröder in der Reihe "Eefeler Verzellcher".

Historische Quellen belegen eine "harte Gangart" in der schulischen Erziehung.

Historische Quellen belegen eine "harte Gangart" in der schulischen Erziehung.

Bild: Archiv, Joachim Schröder

Also lautet ein Beschluss,
dass der Mensch was lernen muss.
(Wilhelm Busch)

 

Aus früheren Schulvisitationsprotokollen wird deutlich, wie sich das Schulleben früher abspielte, wo Schwerpunkte gesetzt wurden und wie der Schulraum auszusehen hatte. In punkto Erziehung gab es eine Vielzahl von Regelungen, z. B. welche Haltung die Schüler einzunehmen hatten. So wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die Lehrer mehr auf das "richtige" Sitzen der Schüler achten sollten. So heißt es im November 1886:

"Die Gewöhnung der Schüler an die richtige Körperhaltung ist aber nicht bloß ein Gebot der Schulgesundheitspflege, sondern zugleich ein wichtiges Disciplinarmittel; denn es ist gewiss, daß ein Kind , welches angehalten wird, auf seine äußere Haltung zu achten, sich auch innerlich zusammennehmen und Akta der Selbstbeherrschung üben muss."

 

Eine Regierungsentschließung aus demselben Jahr beschäftigt sich ebenfalls mit diesem Thema. Bei der gesundheitsmäßigen Schreibhaltung der Kinder sei auf folgendes zu achten:

"Die Füße der Schüler müssen mit ihrer ganzen Sohle auf dem Boden oder Fußbrette ruhen. Die Oberschenkel müssen mit dem größten Teil ihrer Länge auf der Bankfläche aufliegen: die Schüler dürfen also nicht auf der Kante der Bank sitzen. Der Oberkörper darf nur sehr wenig nach vorn geneigt und keinesfalls an die Tischkante der Bank angelehnt sein. Der Kopf muss möglichst gerade gehalten werden, so dass das Kinn die Brust nicht berührt. Die Schultern müssen sich in gleichlaufender Richtung mit der Tischkante befinden. Die rechte Schulter darf weder höher noch niederer stehen als die linke. Der linke Vorderarm soll ganz, der rechte wenigstens mit seiner vorderen Hälfte auf der Tischplatte liegen".

 

Im Rechenunterricht sollten "einfache, leichte Rechnungsaufgaben aus dem praktischen Leben" geübt werden. Die Schüler sollten "Gewandtheit in der Berechnung praktischer Aufgaben aus dem bürgerlichen Leben" erlangen. 1886 wurde bestimmt, "dass in jeder geschlossenen Schulabteilung in jedem Jahr wenigstens 3 Lieder neu zu erlernen sind. Bei Einübung der Lieder ist die Violine zu benützen, daher der Lehrer seine Violine stets in gutem Stand zu erhalten hat." Ein wichtiges Unterrichtsfach war die Beschäftigung im und mit dem Schulgarten. Sowohl theoretisch als auch praktisch wurden die Schüler mit diesem Bereich vertraut gemacht.

Die Eltern nahmen es oft mit der Schulpflicht nicht sehr genau, gingen ihnen doch durch deren Einführung kostenlose Arbeitskräfte und außerdem Geld verloren. Bestimmte Kinder, vor allem die aus sehr armen Familien, fehlten daher oft.

Text: Joachim Schröder
Anmerkung des Autors: Die Rechtschreibung innerhalb der Zitate wurde beibehalten.

 


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