

Mit den ersten warmen Frühlingstagen beginnt für viele Motorradfahrer die neue Saison. Nach einer langen Winterpause heißt es wieder: Helm auf, Maschine an und ab auf die Straßen.
Die Unfallstatistik zeigt, dass Motorradfahrer weiterhin eine der am stärksten gefährdeten Gruppen im Straßenverkehr sind. Im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Trier kam es 2024 zu 490 Unfällen mit motorisierten Zweirädern. 68,6 % dieser Unfälle wurden von den Zweiradfahrern selbst verursacht. Sieben Motorradfahrer verloren dabei ihr Leben, 118 wurden schwer und 234 leicht verletzt. Besonders zu Beginn der Saison, wenn sich Fahrer und übriger Verkehr wieder aneinander gewöhnen müssen, steigt das Unfallrisiko.
Umso wichtiger ist es, sich der Risiken des Motorradfahrens bewusst zu werden. Wer sein Zweirad über den Winter nicht bewegt hat, sollte einen gründlichen Frühjahrs-Check durchführen. Auch der Fahrer muss sich erst wieder an das Fahrverhalten und die Straßenverhältnisse gewöhnen. Tipps dazu gibt es im Interview mit dem Vorsitzenden der Kreisverkehrswacht Bitburg-Prüm e.V., Norbert Tautges.
Herr Tautges, Sie haben viele Jahre als Polizeihauptkommissar gearbeitet und sind Vorsitzender der Kreisverkehrswacht Bitburg-Prüm. Wie hat sich Ihr Blick auf die Sicherheit von Motorradfahrern im Laufe der Jahre verändert?
Norbert Tautges: Über die Jahre habe ich eine positive Entwicklung beobachtet. Motorradfahrer sind heutzutage besser ausgerüstet, und die Motorräder sind in einem besseren Zustand als früher. Besonders auffällig ist, dass immer mehr Menschen im Alter von 40 bis 50 Jahren das Motorradfahren für sich wiederentdecken.
Was sind die häufigsten Ursachen für Unfälle von Motorradfahrern, und warum sind sie besonders gefährdet?
Norbert Tautges: Ein großes Problem ist die mangelnde Sichtbarkeit der Motorradfahrer. Oft wird ihre Geschwindigkeit unterschätzt, was gerade in Kurven oder bei Überholmanövern zu gefährlichen Situationen führt. Ein weiterer Faktor ist die Unaufmerksamkeit von Verkehrsteilnehmern. Viele sind abgelenkt und nehmen Motorradfahrer nicht immer wahr, was das Unfallrisiko erhöht. Deshalb ist es entscheidend, dass sowohl Motorradfahrer als auch Autofahrer vorausschauend fahren und aufeinander achten.
Warum ist das Unfallrisiko für Motorradfahrer gerade im Frühjahr besonders hoch?
Norbert Tautges: Der Frühling birgt immer ein erhöhtes Risiko. Viele Motorradfahrer haben nach der langen Winterpause noch nicht die nötige Übung im Umgang mit ihrer Maschine. Besonders in Gefahrensituationen, in denen eine schnelle Reaktion gefragt ist, fehlen häufig die Automatismen. Zudem werden viele Motorräder vor der Saison nicht ausreichend überprüft, insbesondere auf die Bereifung und die Bremsen. Auch Wildwechsel und die Dämmerung stellen zusätzliche Risiken dar. Es dauert auch eine Weile, bis sich sowohl die Motorradfahrer als auch der restliche Verkehr wieder aneinander gewöhnen.
Was raten Sie Motorradfahrern, die nach der Winterpause wieder auf die Straße gehen?
Norbert Tautges: Zunächst sollten Motorradfahrer ihre Maschinen gründlich auf Bremsen, Reifen und den allgemeinen Zustand überprüfen. Nach der langen Pause sollten sie sich behutsam an das Fahrverhalten gewöhnen. Ich empfehle, mit Übungseinheiten auf verkehrsarmen Strecken zu beginnen, um das Gefühl für das Motorrad zurückzubekommen und, wenn möglich, ein Fahrsicherheitstraining zu absolvieren, um wieder sicherer unterwegs zu sein.
Wie wichtig sind Auffrischungstrainings, auch für erfahrene Fahrer, die nach einer Pause wieder einsteigen?
Norbert Tautges: Auffrischungstrainings sind für alle Fahrer wichtig, auch für erfahrene. Straßenverhältnisse ändern sich, neue Gefahrenquellen tauchen auf, und die Technik entwickelt sich weiter. Fahrsicherheitstrainings helfen, sich an neue Bedingungen anzupassen und auf unerwartete Situationen besser reagieren zu können. Ich empfehle, auch als erfahrener Fahrer regelmäßig Trainings zu besuchen.
Wie können Motorradfahrer ihre Sicherheit erhöhen?
Norbert Tautges: Das Wichtigste ist vorausschauendes Fahren. Besonders in Kurven und bei schwierigen Wetterbedingungen sollte man die Geschwindigkeit anpassen und immer auf andere Verkehrsteilnehmer achten. In Gruppenfahrten ist es wichtig, sich nicht von anderen zu riskantem Fahrverhalten verleiten zu lassen. Rücksichtnahme und Vernunft sollten immer im Vordergrund stehen.
Was ist Ihrer Meinung nach das größte Problem im Straßenverkehr, insbesondere in Bezug auf die Motorradsicherheit?
Norbert Tautges: Das größte Problem ist rücksichtsloses Fahrverhalten. Motorradfahrer und Autofahrer müssen gleichermaßen Verantwortung übernehmen und vorausschauend fahren. Im Frühling, wenn sich alle wieder an den Verkehr gewöhnen, steigt das Risiko. Es geht darum, nicht nur die eigene Geschwindigkeit zu kontrollieren, sondern auch die Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer im Blick zu behalten.
Haben Sie abschließend noch einen wichtigen Tipp für Motorradfahrer?
Norbert Tautges: Mein Tipp für alle Motorradfahrer ist, Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen. Fahrsicherheitstrainings sind eine Investition in die eigene Sicherheit. Es ist wichtig, sich immer wieder der eigene Fahrweise und Gefahrenquellen bewusst zu machen. Im Straßenverkehr kann jede Entscheidung über Leben und Tod entscheiden.
Interview: Nikolas Leube
Bei Zweifeln sollte immer eine Fachwerkstatt aufgesucht werden.