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Nico Lautwein

+++Update+++ Eine Konzerin in Paris

Konz/Paris. Olympia 2024 war ihr großes Ziel - das hat die gebürtige Konzerin Sophia Junk geschafft. Am 5. August geht es für sie und ihr Team Richtung Paris. Sie hofft, mit der 4x100-Meter-Staffel sicher ins Finale zu laufen. Morgen wird es ernst für die gebürtige Konzerin.

Bild: © Team Deutschland / Picture Alliance

Update:

Morgen beginnen die Olympischen Spiele für Sprinterin Sophia Junk, 25, von der LG Rhein-Wied. Die in Konz geborene Leichtathletin geht mit der deutschen 4x100 m Staffel an den Start. Am Donnerstag um 11.10 Uhr findet der Vorlauf statt. Gegner der Deutschen sind Belgien und vor allem die starken Staffeln der Schweiz und Italiens. Vermutlich wird das deutsche Quartett in der Besetzung Burghardt, Lückenkemper, Junk und Haase laufen. Sollte die Staffel den Vorlauf überstehen ist am Freitag um 19.30 im Stade de France das Finale, dann mit großer Wahrscheinlichkeit auch mit den Sprintgiganten USA und Jamaika. Ein deutscher Endlaufeinzug wäre ein Erfolg und für Sophia Junk ein einzigartiges Erlebnis.

Wie haben Sie die Zeit zwischen 2022 bis 2024 wahrgenommen?

Die Zeit bis hierher war im Gesamten sehr schwierig und mit vielen Rückschlägen und Veränderungen geprägt. Im Jahr 2022 hatte ich zu Beginn der Saison eine sehr gute Form, die allerdings durch eine schwere Covidinfektion gestoppt wurde. Nach der Erkrankung war mein Körper nicht mehr in der Lage, schnell zu sprinten, da das Nervensystem massiv beeinträchtig war. Dennoch konnte ich mir durch die Leistungen aus dem Jahr 2023 einen Einzelstart über 200m bei meinen ersten Weltmeisterschaften sichern. Für meinen gesundheitlichen Zustand, den ich hatte, verlief mein WM Debüt gut. 

Durch einen Dienstunfall, der einen schweren Sturz auf meine rechte Schulter zufolge hatte, musste ich Ende 2022 operiert werden. Schon vor der OP wusste ich, dass der Rehabilitationsprozess mind. sechs Monate betragen wird. 

Demnach war auch klar, dass im Jahr 2023 keine Sommersaison von mir erwartet werden kann. Nichtsdestotrotz verlief die Reha sehr gut und ich konnte mich für eine Late Season auf die Bahn stellen. Dabei habe ich mir leider eine schwere Muskel- Sehnenverletzung am Oberschenkel zugezogen, wodurch ich erneut in zehn Wochen Reha gehen musste. 

Im Zuge dessen habe ich mich entschieden, den Trainer und das Trainingsumfeld zu ändern, da ich eine Veränderung brauchte. Ich wusste, dass wenn ich es zu den Olympischen Spiele schaffen will, dann nur, wenn ich mein Umfeld ändere und in professionellere Betreuung gehe. 

 

Wie haben Sie sich danach vorbereitet und wie haben Sie es trotzdem geschafft, den Weg nach Paris zu finden?

Der Weg nach Paris war in jeglichen Hinsichten sehr ungewiss. Zum einen stand ich zu Beginn der Vorbereitung für das Jahr 2024 verletzt auf der Bahn und zum anderen habe ich den Trainer gewechselt. Ein Wechsel bringt sehr vilel Veränderung für den Körper mit sich, wodurch nicht unbedingt gesichert ist, dass es nach einem halb oder 3/4 Jahr nach diesem Wechsel automatisch schnell auf der Bahn wird bzw. die Leistungskurve nach oben geht. 

Ich musste in jeder Sekunde mutig und selbstbewusst diesen Weg gehen, an mich und meine Fähigkeiten glauben- glaubt mir, das ist mir nicht jeden Tag wirklich gut gelungen. Dennoch hat mich das Niveau und der Sprit meiner neuen Trainingsgruppe inspiriert und mitgerissen, wodurch ich jeden Tag und mit jeder Verbesserung im Training meinem Ziel näher gekommen bin. 

Das Training war hart, ich bin nahezu in jeder Einheit über mich hinausgewachsen. Die Belastung auf den Körper war zeitweise so hoch, dass mein Pfeiffersche Drüsenfieber, welches ich im Jugendalter durchstanden habe, reaktiviert wurde. Das hat leider mein Immunsystem total durcheinander gebracht, wodurch eine maximale Leistungsfähigkeit nicht mehr möglich gewesen ist. Eine Gürtelrose war u.a die Folge und eine weniger gute Hallensaison eben auch. Dies war natürlich ein Einbruch auf dem Weg nach Paris. Nach der Hallensaison war Paris noch sehr weit weg. Durch eine Begleitung eines Sportpsychologen und eine richtige Therapie gegen die Gürtelrose und das Pfeiffersche Drüsenfieber, konnte ich zu meiner alten Stärke zurückfinden und zu Beginn der Sommersaison zeigen, was ich mir über den Winter hart erarbeitet habe. Und am Ende hat mich der Glaube an mich und meine Leistungsfähigkeit und vor allem in meine mentale Stärke nach Paris getragen. Ich bin in der besten Form meiner sportlichen Karriere und bin unendlich dankbar, den Traum von den Olympischen Spielen jetzt leben darf.

 

Hat sich das Trainingsvolumen in Bezug auf die Olympischen Spiele verändert?

Natürlich hat sich das Volumen alleine durch den Trainerwechsel verändert. Für mich war daher das Training neu. Dennoch hat mein Trainer im Hinblick auf die Olympischen Spiele nichts verändert. 

 

Wie sieht Ihre Vorfreude auf das Turnier aus und welche Atmosphäre nehmen Sie war?

Es sind meine ersten Olympischen Spiele, diese werden sicherlich für immer in Erinnerung bleiben und einzigartig sein. Ich sitze gerade auf der Couch und verfolge schon fleißig die Spiele. Aktuell fühlt es sich unreal an, dort auch bald zu sein. Unsere Anreise ist erst am 5.8 und die Vorfreude könnte nicht größer sein. Ich habe bereits gehört, dass die Stimmung in Paris unglaublich toll sein wird. Am meisten freue ich mich darauf, in einem vollen Stadion meine beste Leistung bisher auf die Bahn bringen zu dürfen unter der besten Begleitung meiner Familie und meiner Freunde. 

 

Was haben Sie sich für Ihren Lauf am 9. August vorgenommen?

Die Vorläufe finden am 8. August statt, das Finale am 9. August. Wir möchten mit der Staffel sicher ins Finale laufen und dort dann um die Medaillen mitlaufen. Das ist natürlich ein sehr großes Ziel, aber wir haben ein super Team dieses Jahr dabei, das dieses Ziel durchaus verwirklichen kann.


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