Die Prümer Brauereigeschichte - Eefeler Verzellcher
Die Brautradition ist in der Abteistadt Prüm eine sehr große und alte. Bereits zu Zeiten des Benediktinerklosters gab es - für 300 Mönche samt vielen Bediensteten - eine eigene Klosterbrauerei. Um Bier herzustellen, wurde zuerst die Rohgerste (Hafer, Roggen) gereinigt und in Wasser geweicht. Diese Masse wurde zum Keimen gebracht und gedarrt. Dabei entfernte man die Keime, trocknete und röstete die Körner. Das so entstandene Malz wurde sogfaltig geputzt, poliert und gelagert. Dann folgte der Schrotvorgang, anschließend die Erhitzung im Wasser bei etwa 60 Grad. Die so entstandene Maische musste vom Treber (Schalenrückstände ) gereinigt werden, ehe der Hopfen hinzugefügt wurde. Diese Mischung kochte der Brauer bis zu zwei Stunden in der Würzpfanne. Die Würze gelangte ins Kühlschiff, wo sie Sauerstoff aufnahm, danach kam sie in den Gärbottich. Mit Hilfe von Hefe wurde die Hauptgärung in Gang gesetzt. Dieses "Jungbier" füllte man in einen Lagertank zur Nachgärung, ehe es in Flaschen gelangte.
"Anerkannt vorzügliches, erfrischendes und bestbekömmliches Bier" wurde noch zu Beginn der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts in Prüm hergestellt und angeboten. Zuvor hatten bis zu sechs Brauereien das Prümer Land, den Raum St. Vith und Malmedy mit Bier versorgt. Prüm hatte eine große Brautradition. Die Bierproduktion war jedem gestattet, soweit sie zur Deckung des eigenen Bedarfs diente. Erst wenn das Bier verkauft wurde, war eine "Braugerechtigkeit" notwendig, die der Landesherr erteilte. Die Prümer Tradition rührte vom mächtigen Benediktinerkloster her, das nachweislich ab dem 8. Jahrhundert Bier braute.
Die dem Kloster unterstellten Orte lieferten die nötigen Naturalien wie Roggen, Gerste und Hafer. Einen "Hopfgarten" besaß die Abtei selbst. Anfang des 18. Jahrhunderts übergab das Kloster seine Brauerei an ein Mitglied der Brauereifamilie Biwer, die später den Biermarkt des gesamten Prümer Raumes beherrschte. Um 1830 zählte man im Regierungsbezirk Trier 200, 1869 in der Rheinprovinz 1961 Brauereien. Landrat Bärsch nennt 1846 vier Brauereien in Prüm, drei Jahre später zehn im Kreis Prüm. Selbst nach der Klosterauflösung im Jahre 1802 arbeitete die Prümer Klosterbrauerei weiter. Ihr Leiter Johann Biwer wird "Brauer und Bierverleger" genannt. Diese Brauerei der Familie Biwer arbeitete ohne Unterbrechung bis zum Ende des Ersten Weltkrieges.
Alle Prümer Brauereien unterhielten eine Gaststätte mit Brauereiausschank. Sie mälzten jedoch nicht selbst, sondern bezogen ihr Braumalz aus der Mälzerei Ganser in Niederprüm. Die Braugerste bezog man vielfach aus dem Rheinland, das Kühleis aus Weihern (in Prüm gab es auch einen "Eisweiher"), die eigens zur Eisgewinnung angelegt waren. Die Biwers hatten zwei Eisweiher in Niederprüm, auf der Langemarck und im Tettenbachtal. Mit Pferdefuhrwerken brachte man das Eis im Winter zu den Eiskellern, wo es für die Kühlung im Sommer gehortet wurde. Einen Felsenkeller gab es nur in der Brauerei Masson in der Tiergartenstraße. Darüber befand sich ein Kühlschiff. Diese Brauerei stellte helles Bier her, das in Fässern zu 30 Litern verkauft wurde. Als 1906 Leopold Biwer starb, übernahmen die Gebrüder Schulte, die aus Godesberg stammten, diese bedeutendste Prümer Brauerei. Sie nannte sich "Germania- Brauerei" und beschäftigte 18 Personen.
Als nach dem Ersten Weltkrieg das heute belgische Absatzgebiet verlorenging und das meiste Leergut verloren war, stellte auch diese Brauerei ihre Arbeit ein.
Quelle: Joachim Schröder in seiner Reihe "Eefeler Verzellcher"