gepostet von Julia Borsch

Die "eisernen Bibeln": Takenplatten

Region. Einen neuen Beitrag der beliebten Reihe "Eefeler Verzellcher" präsentiert Eifelautor Joachim Schröder.

Bild: Archiv/Joachim Schröder

Auch in Prüm gibt es sie - und zwar in einer wundervollen Dauerausstellung im Konvikt, Haus der Kultur: Takenplatten. Dabei handelt es sich um gusseiserne Platten, die früher in Bauernhäusern in eine Aussparung der Feuerwand zwischen Küche und Stube eingemauert wurden. Sie nahmen die Hitze des Feuers auf und gaben sie zur Stube hin wieder ab. Der Namen leitet sich ab von dem lateinischen Terminus "tegere" = bedecken.

Ofenplatten ähneln in Form und Herstellung den Takenplatten, die Seitenplatten verfügen an den Rändern jedoch über Lappen, die es ermöglichten, die zu einem Fünf-Platten-Ofen zusammengesetzten Platten mit der Rückseite in die Wand einzumauern. Sowohl Taken- als auch Ofenplatten haben in der Regel bildliche Darstellungen und zeigen bis zur Französischen Revolution meist biblische oder heraldische Motive, danach auch mythologische oder allegorische Darstellungen.

Die weite Verbreitung von biblischen Motiven in bäuerlichen Anwesen legt nahe, dass die Takenplatten dort auch als Bilderbibel dienten, die die meist des Lesens und Schreibens nicht kundigen Menschen mit biblischen Geschichten unterhielten.

Das Phänomen der Takenheizung ist auf einen eng begrenzten geografischen Rahmen beschränkt. Takenplatten wurden nur in Eisenhütten Ost-Belgiens, Lothringens, Luxemburgs, der Eifel, des Hunsrücks und des heutigen Saarlandes hergestellt. Die ältesten bekannten Platten stammen aus dem späten 15. Jahrhundert - einer Zeit, aus der sich ansonsten aus dem ländlichen Kulturkreis nichts erhalten hat.

Die beiden Takenplattenbilder im Konvikt zeigen einmal die Apostel Petrus und Paulus und zum anderen den Hl. Christophorus und Anna Selbdritt. Die letztere Bezeichnung definiert sich als "zu dritt" - also Großmutter Anna, Mutter Maria und das Jesuskind.

Auch das Prümer Heimatmuseum weist in dieser Woche auf die Takenplatten-Ausstellung im Gebäude der Verbandsgemeinde hin. Neben vielen Exponaten wird besonders auf ein Unikat hingewiesen: eine Take aus Quint mit dem Motiv "Die Anbetung der Könige", etwa um 1700 entstanden.

Das Museum Prüm, Tiergartenstraße 54, hat folgende Öffnungszeiten:
Vom 1. Juni bis 15. September dienstags, donnerstags, samstags, sonntags von 14 bis 17 Uhr.
Vom 16. September mittwochs, samstags, sonntags von 14 bis 17 Uhr.


Text: Joachim Schröder


 

 


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