Der Gang zu den Sieben Fußfällen
Von Jerusalempilgern im späten Mittelalter ins Rheinland vermittelt, stellte er einen Bittgang durch die Dorfstraßen oder die Flur dar, wobei an sieben Wegekreuzen, Kapellen oder Heiligenhäuschen, den sogenannten Fußfällen, jeweils einer Station des Leidensweges Christi in Jerusalem betend gedacht wurde. Mancherorts haben sich eigens für den Gang gestiftete Bildstöcke, Passionsszenen darstellend, erhalten.
Seinen Namen erhielt der Bittgang von der Gewohnheit, sich an den einzelnen Stationen mit beiden Knien gleichzeitig zu Boden fallen zu lassen. Die sieben Stationen wurden aber ebenso mit den sieben Hauptkirchen der Stadt Rom in Verbindung gebracht, in denen sich in der Karwoche der päpstliche Stationsgottesdienst vollzieht, woraus sich auch der mancherorts übliche Begriff "Römerfahrt" herleitet. Man kann im heute üblichen Kreuzweggebet mit seinen 14 Stationen eine Verdopplung der sieben Stationen der Fußfälle sehen.
Der zurückgelegte Weg war naturgemäß von Dorf zu Dorf verschieden. Unterwegs wurde der "Schmerzhafte Rosenkranz" und vor jeder Station ein Vaterunser gebetet, vor Kreuzen insbesondere das Fünf-Wunden-Gebet. Vor allem als Sterbebrauch war der Gang zu den Sieben Fußfälle verbreitet: Meist beteten auf diese Weise sieben Jungfrauen aus der Nachbarschaft vor einem Begräbnis für das ewige Heil des im Sterbehaus aufgebahrten Verstorbenen. Nach dem Bittgang gab es für die Beter als verdienten Lohn Kaffee und Kuchen im Trauerhaus.
Das Wunden-Gebet
Gegrüßt seist Du Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit Dir, Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes Jesus,
dessen heilige rechte Hand ist angenagelt worden,
dessen heilige linke Hand ist angenagelt worden,
dessen heiliger rechter Fuß ist angenagelt worden,
dessen heiliger linker Fuß ist angenagelt worden,
dessen heilige Seite ist geöffnet worden.
Text: Joachim Schröder