Julia Borsch

Balancieren lernen für ein nachhaltiges Miteinander

Region. Nachhaltigkeitsbildung in Grundschulen im Naturpark Südeifel fördert Bewusstsein für Ökosysteme und Achtsamkeit - Interview mit Bo Raber, Naturpark-Fachkraft Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Wie lässt sich Nachhaltigkeit kindgerecht und ohne Ängste vermitteln? Ein Studientag im Naturpark Südeifel widmet sich dieser Frage und entwickelt Ansätze, um Grundschülern die Bedeutung des öko-logischen Gleichgewichts näherzubringen.

Naturpark-Fachkraft Bo Raber und Achtsamkeitscoach Marco Linhart begleiteten das Lehrteam der Grundschule Langsur bei einem Studientag zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Im Mittelpunkt des Workshops stand die nachhaltige Nutzung natürlicher und persönlicher Ressourcen. Dabei wurde die Nachhaltigkeit als stetige Suche nach Balance verstanden, die sowohl die Natur als auch das soziale Miteinander umfasst.

 

Praktische Übungen im Naturraum

Ein Achtsamkeitsspaziergang im Wald half den Teilnehmenden, die vielfältigen Facetten der Natur bewusster wahrzunehmen. Verschiedene Übungen verdeutlichten den Lehrkräften das Wechselspiel im Ökosystem, und sie probierten Unterrichtsmaterialien aus, die komplexe Zusammenhänge kindgerecht vermitteln.

Das Ziel des Modellprojekts "BNE in den Naturparken - Naturpark Südeifel" ist es, den Kindern ein fundiertes Verständnis für ökologische Zusammenhänge zu vermitteln, ohne dabei Zukunftsängste zu schüren. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz möchte die Naturpark-Schule Langsur zu einer Bewusstseinsbildung beitragen, die sowohl die Region Südeifel als auch darüber hinaus Wirkung entfaltet.

 

Bo Raber im Interview

WochenSpiegel: Welche methodischen Ansätze werden in den Naturpark-Grundschulen im Naturpark Südeifel verwendet, um Kindern eine kindgerechte und zukunftsorientierte Nachhaltigkeitsbildung zu vermitteln?

Bo Raber: Forschendes Lernen und Partizipative Methoden werden zur Stärkung der Selbstwirksamkeitserfahrung eingesetzt. Konkret am Beispiel der Topfpflanze im Klassenzimmer illustriert:
Wird die Pflanze zu viel gegossen ertrinkt sie, hat sie zu wenig Wasser vertrocknet sie. Die dynamische Balance liegt in den Händen der Kinder - regelmäßiges Wässern, abhängig davon wie warm es ist, lässt die Pflanze gedeihen. Gedeiht sie über eine lange Zeit produziert sie Nachkommen. "Der Studientag hat gezeigt, dass auch in der Grundschule die Essenz von Nachhaltigkeit vermittelt werden kann. Indem man für die jeweilige Klassenstufe geeignete Konzepte verwendet, können die Kinder spielerisch Verantwortung für sich selbst und ihr Umfeld übernehmen. Sich mit der Region und der Natur auseinanderzusetzen - davon haben letztlich alle etwas," sagt Eva-Maria Heim, Schulleiterin der Grundschule Langsur.

WochenSpiegel: Wie trägt das Konzept der "Balance" in der Naturpark-Schule Langsur dazu bei, dass Kinder ein Verständnis für Nachhaltigkeit entwickeln, ohne dabei von Zukunftsängsten belastet zu werden?

Bo Raber: Durch das Konzept der "Balance" entwickeln die Kinder ein Verständnis für Nachhaltigkeit, siehe Beispiel Topfpflanze.
Nicht zielführend ist es, Angst vor dem Klimawandel und seinen Folgen zu schüren und damit Zukunftsängste auszulösen. Vielmehr sollen die Kinder durch die Freude am Erleben der Natur dazu inspiriert werden, sich für deren Erhalt sowie die nachhaltige und klimaneutrale Entwicklung ihrer Region zu engagieren. Durch die Vermittlung von positiven Lösungsansätzen kann der Entstehung von Zukunftsängsten vorgebeugt werden.

WochenSpiegel: Welche Rolle spielen Achtsamkeitsübungen und der bewusste Naturkontakt im Unterrichtskonzept zur Förderung eines nachhaltigen Bewusstseins bei Grundschulkindern im Naturpark Südeifel?

Bo Raber: Achtsamkeitsübungen und bewusster Naturkontakt steigern das Bewusstsein der Kinder für ihr Umfeld und für die Auswirkungen des eigenen Handelns auf das Ökosystem. Mensch-Umwelt Beziehungen werden durch den Kontakt mit der Natur erlebbar. Die Kinder werden sensibilisiert für die Besonderheiten der Natur des Naturpark Südeifel und tragen dazu bei, die Zukunft der Region positiv zu gestalten.

 

Die Fragen stellte Julia Borsch

 


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