

Das war passiert: Am 1. Januar 2003, an einer Landstraße in der Nähe von Trier, findet ein Autofahrer neben einem Parkplatz die Leiche einer jungen Frau. Sie ist nur spärlich bekleidet, trägt aber ein sogenanntes Cochlea-Implantat, ein besonderes Hörgerät, über das die Leiche schließlich identifiziert wird. Die in Köln lebende Simone Dewenter ist 30 Jahre alt und von Geburt an gehörlos.
Gemeinsam mit ihrem Partner und einem Freund wohnt sie in einer Gehörlosen-WG. Da sie von Sozialhilfe lebt, geht sie gelegentlich mit der Freundin ihres Mitbewohners auf dem Straßenstrich im nahegelegenen Bonn anschaffen. Am Abend des 29. Dezember 2002 sind Simone und ihre Freundin wieder vor Ort. Um 21.20 Uhr sieht die Freundin, wie Simone in einen weißen Transporter steigt, danach ist sie verschwunden. Der Täter fährt mit ihr rund 150 km Richtung Trier. Auf einem Parkplatz an einer Landstraße kommt es dann aus bislang noch unbekannten Gründen zu einer Auseinandersetzung und einem Kampf, in dessen Folge Simone stirbt.
Warum der Fall wieder aufgerollt wird und warum es wichtig ist, auch nach so langer Zeit damit an die Öffentlichkeit zu gehen, darüber hat der WochenSpiegel mit Moderator Rudi Cerne, dem ermittelnden Oberstaatsanwalt (Trier) Dr. Eric Samel und Senderedakteur Ortwin Csallner gesprochen.
Das sagt Moderator Rudi Cerne:
Herr Cerne, welche neuen Erkenntnisse oder Hinweise haben dazu geführt, den Fall Simone Dewenter in dieser Spezialausgabe erneut aufzugreifen?
"Das ist ein Fall, der der Kripo all die Jahre keine Ruhe gelassen hat. Zeit könnte der Polizei in die Karten spielen, weil es oft Leute gibt, die wissen oder ahnen, wer der Täter ist, aber eine enge soziale Bindung zu dem Täter haben. Diese Bindung könnte inzwischen auseinandergegangen sein. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich jemand meldet, gerade weil so viel Zeit vergangen ist."
Wie hat sich die Resonanz der Zuschauer in der Vergangenheit auf die Präsentation von “Cold Cases” ausgewirkt, und welche Erwartungen haben Sie für die kommende Sendung?
"Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Leute sich bei Cold Cases melden und an welche Details sie sich teilweise erinnern können. Darauf baut die Kripo und so konnten schon einige Altfälle mithilfe von Aktenzeichen XY gelöst werden. Zum Beispiel der Kölner Karnevalsmord, der 36 Jahre nach der Tat aufgeklärt wurde. Opfer war eine 24-jährige Frau. Der entscheidende Hinweis kam von einem Zuschauer."
Das sagt Oberstaatsanwalt Dr. Eric Samel:
Welche neuen Ermittlungsansätze oder Technologien wurden seit der letzten öffentlichen Berichterstattung im Fall Simone Dewenter eingesetzt, um den Täter zu identifizieren?
"Seit der letzten öffentlichen Berichterstattung in dem Fall haben sich leider keine neue Ermittlungsansätze ergeben. Wir überprüfen natürlich standardmäßig in diesen Cold Cases regelmäßig immer wieder mit neuen Technologien, also dem aktuellen Stand der Technik, mögliche Spuren. Aber auch hier gab es bislang keine neuen Erkenntnisse."
Gab es in den vergangenen Jahren Hinweise oder Spuren, die nun durch die erneute Ausstrahlung des Falls in “Aktenzeichen XY” weiterverfolgt werden sollen?
"In den vergangenen Jahren haben seit der letzen Ausstrahlung des Falls sich keine Hinweise ergeben, die uns in der Sache selbst weitergebracht hätten. Natürlich gibt es immer wieder vereinzelt Hinweise, aber bislang war hier kein Hinweis dabei, der jetzt den Fall entscheidend voran gebracht hätte. Wir erhoffen uns natürlich von der neuen Ausstrahlung bei Aktenzeichen XY, dass hier nochmal Bewegung in den Fall kommt und wir vielleicht doch noch Hinweise von Zeugen oder Mitwissern erhalten können."
Das sagt Senderedakteur Ortwin Csallner:
Welche Kriterien legen Sie bei der Auswahl der Fälle für eine Spezialausgabe zugrunde, insbesondere im Hinblick auf den Fall Simone Dewenter?
"Bei Cold Cases handelt es sich eigentlich immer um schwere Verbrechen, also um Tötungsdelikte oder auch um versuchte Tötungsdelikte. Alles andere wäre ja in vielen Fällen auch schon verjährt. Wir sind immer in Kontakt mit den Polizeidienststellen. Da gibt es mittlerweile ja auch sehr viele Cold-Case-Units. Mit denen sprechen wir uns immer ab und loten dann gemeinsam aus, welche Fälle für die Sendung dann letzlich in Frage kommen."
Wie bereitet sich die Redaktion auf die Zusammenarbeit mit den ermittelnden Behören vor, um eine möglichst effektive Darstellung des Falls zu gewährleisten?
"Es ist immer so, dass ein Redakteur zu der zuständiger Dienststelle fährt, um dort mit der Polizei zu sprechen. Manchmal ist auch die Staatswanwaltschaft dabei. Man erörtert dann gemeinsam, was im Drehbuch stehen soll, was wichtig ist und worauf der ganze Beitrag letztlich abzielen soll. Wichtig ist natürlich immer zu erfahren, welche Fragen an die Zuschauer gestellt werden sollen. Ein solcher XY-Beitrag entsteht immer in sehr enger Zusammenarbeit mit der Polizei."
Die Fragen stellte Edith Billigmann.