

Nach dem Abitur wollte Gerald Schöberl eigentlich nichts mehr wissen von Büchern und Klassenzimmern. Zwei Wege lagen vor ihm: eine Lehre als Feinmechaniker oder der Einstieg in die Restaurantküche. »Die Küche hat mich mehr interessiert als die Drehbank«, sagt der 44-Jährige rückblickend. Es war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus, eine, von der er nicht wissen konnte, dass er später mal zu den besten Köchen Deutschlands zählen würde.
Fast ein Jahrzehnt arbeitete er zunächst in verschiedenen Küchen, ohne einen festen Plan. »Ich habe immer das getan, was mir Spaß gemacht hat«, erzählt er heute. Doch mit 29 Jahren änderte sich etwas. »Es war der Moment, in dem ich wissen wollte, wie weit ich gehen kann.« Schöberl ging auf die Meisterschule, lernte dort Menschen kennen, die wie er dachten: ambitioniert, getrieben, neugierig. Danach führte ihn der Weg in die Spitzengastronomie. In Restaurants mit Sternen über der Tür lernte er Disziplin, Präzision – und seine ganz eigene Philosophie.
Heute ist Schöberl Küchenchef des Restaurants Bagatelle in Trier, wo er sich in knapp zweieinhalb Jahren einen festen Platz in der Spitzengastronomie erarbeitet hat. Auf der aktuellen Liste der besten Restaurants 2025 steht das Bagatelle auf Platz 11, deutschlandweit auf Rang 137. »Nach zweieinhalb Jahren kein schlechtes Ergebnis«, sagt Schöberl mit einem Lächeln.
Doch hinter diesem Ergebnis steht mehr als Talent. Schöberl setzt auf das, was er selbst als die Essenz des Kochens betrachtet: das Produkt. Seine Küche ist geprägt von einer klaren, fast kompromisslosen Philosophie. »Ich möchte nichts verkünsteln«, sagt er, »das Produkt soll für sich selbst sprechen.« Dabei geht es ihm nicht um spektakuläre Inszenierungen oder den Überraschungseffekt, sondern um handwerkliche Perfektion. »Ich möchte das Beste.«
Für Schöberl bedeutet Spitzengastronomie aber nicht nur Erfolg, sondern auch das ständige Ausloten der eigenen Grenzen. »In der Champions League des Kochens geht es irgendwann nicht mehr weiter, nur anders«, sagt er. Er meint damit nicht Stillstand, sondern den Punkt, an dem Perfektion keine Frage der Steigerung mehr ist, sondern der Perspektive.
Dieser Gedanke prägt seinen Alltag: der Blick für Details, die Auswahl regionaler Spitzenprodukte, der unermüdliche Wille, Qualität immer wieder neu zu definieren. Für ihn ist das Kochen keine Bühne, sondern ein Handwerk – und in diesem Handwerk sucht er nicht den schnellen Ruhm, sondern die langfristige Meisterschaft.
Gerald Schöberl gehört heute zu einer Generation von Köchen, die zeigen, dass es nicht immer einen geradlinigen Plan braucht, um Großes zu erreichen. Was es braucht, ist Leidenschaft, Disziplin und die Bereitschaft, Fragen zu stellen – vor allem die wichtigste: »Wie weit kann ich gehen?«
Diese Frage hat er zumindest in einem Bereich schon beantwortet. Nach dem »Colloseum« hat der passionierte Legobauer mit seinem 1,47 Meter hohen Eiffelturm die derzeit größte Herausforderung in der Legomodell-Community geschafft.
Als Chef de Cuisine arbeitete Gerald Schöberl von 2009 bis 2011 im Restaurant Straub’s Löwe in Leingarten und besuchte nebenher die Meisterschule der DEHOGA Akademie in Bad Überkingen. Nach seiner Meisterprüfung 2011 wechselte er auf die Insel Sylt zu Holger Bodendorf in das 5*Superior Relais & Château Hotel Landhaus Stricker.
Nach 2,5 Jahren verließ er die Insel als Souschef in Richtung Perl/Nennig an der Mosel.
Im Victor’s Fine Dining by Christian Bau angekommen, verbrachte er 5,5 erfolgreiche und lehrreiche Jahre damit, den höchsten Ansprüchen der Gastronomie gerecht zu werden. Dort verließ er auch das Haus als Souschef.
Die moderne Küche zeigt einen gelungenen Mix aus klassisch-französischen Einflüssen und interessanten japanischen Akzenten. Das Ergebnis sind aufwändig gekochte Gerichte mit einer schönen Tiefe, in denen neben regionalen Zutaten auch Top-Produkte wie Meeresfisch und Hummer zum Einsatz kommen (Michelin-Guide).