Anja Breuer

Vom Kinderzimmer in die Charts 

Vossenack (ab). Damals war es das Kinderzimmer, heute ist es die Sound-Schmiede von Patrick Scholl. In seinem früheren Elternhaus veröffentlicht der 44-Jährige Dance-Music unter seinem eigenen Label und erlebt diesen Sommer einen Höhenflug. Mit einer Version von »Major Tom« landet er zusammen mit »MXM« einen Top 100-Hit in den deutschen Single-Charts.

 

Patrick Scholl ist erfolgreicher Musikunternehmer. Mit seinem Label »Tough Stuff! Music« veröffentlicht der Vossenacker zahlreiche Songs auf Streamingplattformen.

Patrick Scholl ist erfolgreicher Musikunternehmer. Mit seinem Label »Tough Stuff! Music« veröffentlicht der Vossenacker zahlreiche Songs auf Streamingplattformen.

Bild: Breuer

»Schon in meiner Jugend habe ich in der Disco lieber dem DJ über die Schulter geschaut als den Frauen hinterher«, erzählt Patrick Scholl von seinen musikalischen Anfängen. Die Dance-Hits aus den 90ern, unter anderem von »Scooter« oder »DJ Quicksilver«, entsprachen genau seinem Geschmack. »Irgendwann habe ich mich dann getraut, eine CD mit Songs, die ich gut finde und bei denen ich dachte, dass sie unbedingt auf Partys gespielt werden sollen, beim DJ abzugeben«, so Scholl. Beim dritten Anlauf dann der Erfolg. »Den restlichen Abend über spielte er meinen Musik-Mix«, erinnert er sich gerne an die Zeit zurück. Ab diesem Zeitpunkt fühlte sich der Vossenacker darin bestätigt, ein gutes Gespür für Musik zu haben. Der Grundstein für seine spätere Karriere war gelegt.

Eines der größten Spotify-Netzwerke

Beim Plattenlabel eines Freundes fing er einen Nebenjob an – zunächst ging es ans Vinyle verpacken, später sichtete er Demos und wählte Songs aus. Dort entdeckte man auch den bekannten Dance-Star »Cascada«. In 2009 wagte Patrick Scholl dann nebenberuflich den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete sein eigenes Musik-Label »Tough Stuff! Music«.

Sein Talent, die musikalischen Vorlieben des Publikums schnell zu erkennen, zeigte sich bei seiner erfolgreichen Arbeit als DJ ebenso wie bei der Zusammenstellung von Playlists. Heute betreibt Scholl eines der größten unabhängigen Spotify-Netzwerke in Deutschland mit 2,4 Millionen Followern und der erfolgreichsten Party-Playlist des Landes. Scholl: »Besonders während der Pandemie erlebten meine Playlists einen enormen Aufschwung, da viele Menschen Home-Partys feierten«. Doch so ein Erfolg stellt sich nicht von alleine ein: »Er ist stark abhängig von der investieren Zeit. Seit 2018 kuratiere ich kontinuierlich meine Playlists. Zudem bedarf es einer gründlichen Analyse des Musikmarktes, um Trends zu erkennen. Das eigene Bauchgefühl spielt dabei ebenfalls eine Rolle«.

Die aktuelle Musiklandschaft ist geprägt von schnellen Beats und kommerziellen Techno-Dance-Sounds. Bei seiner Major Tom-Version bewies er großes Trendgespür: Innerhalb von vier Wochen kletterten wir auf Platz 62 der deutschen Charts. Der Erfolg des Major Tom-Hits hat auch bekannte Künstler auf ihn aufmerksam gemacht – und so wird in wenigen Tagen bereits ein neuer potenzieller Hit online gehen. »Dass ein Label wie ‚Tough Stuff! Music‘ erfolgreich sein kann, ist dank der extremen Veränderung des Musikmarktes durch die Streamingplattformen möglich. Große Unternehmen wie Sony, Warner und Universal stehen unter Druck«, so der Musikunternehmer. Mittlerweile gehört »Tough Stuff! Music« zu den fünf erfolgreichsten Indie-Dance-Labels.

Patrick Scholls Ziel ist es, erfolgreich zu bleiben und flexibel auf neue Trends zu reagieren. Dafür plant er unter anderem bekannte Acts aus der Zeit der »Neuen Deutschen Welle« für seine Arbeit zu begeistern. Zum Erfolg gehören aber auch rechtliche Aspekte, wie die Freigaben durch die GEMA, die ebenso entscheidend ist wie ein gutes Gespür für den Markt, die Zielgruppe und eine Playlist, die jeden anspricht – eine Herausforderung, die Scholl bisher mit viel Engagement und Marktkenntnis meistert.

 


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