

Simmerath/Turin (Fö). Für Schneesicherheit ist die deutschsprachige Gemeinschaft Ostbelgiens nicht bekannt und doch reist am Wochenende eine Delegation des BSC Bütgenbach in die Alpen, um an den »Special Olympics World Winter Games« teilzunehmen - diese finden vm 8. bis 15. März in Turin statt. »Die Organisatoren wählen meist den Standort der vergangenen Olympischen Spiele«, weiß Josef Taeter. Er ist pensionierter Sportlehrer und trainiert einige der über 50 Sportler mit Beeinträchtigung, die in Bütgenbach aktiv sind. Der dortige » Begleitende SportClub« (BSC) widmet sich seit über 30 Jahren Sportlern mit geistiger Behinderung.
»Ein behinderter Mensch, der sportlichen Aktivitäten nachgeht, hat ein stärkeres Selbstvertrauen und ein positiveres Bild von sich. Die Athleten tragen diese Errungenschaften hinaus in ihren Alltag, in ihre Schulen, an ihren Arbeitsplatz und in ihre Gemeinden. Die teilnehmenden Familien werden gestärkt, indem sie die Fähigkeiten ihrer Kinder mehr zu schätzen lernen. Freiwillige Helfer und Betreuer erfahren, welch gute Freunde diese Sportler sein können«, erklärt der Verein sein Engagement. Diese Philosophie teile man mit der Special Olympics, d.h. Menschen mit einer geistigen Behinderung die Möglichkeit zu geben, ihren Mut zu beweisen, ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu entwickeln, Freude und Glück zu empfinden und diese mit ihren Freunden, Familien, den anderen Athleten und ihrer ganzen Umgebung zu teilen.
»Nach mehreren Ausfällen sind wir jetzt endlich dabei«, sind Josef Taeter und seine Schützlinge voller Vorfreude. »Dreimal haben wir uns intensiv vorbereitet - dreimal fiel die Veranstaltung aus«, erinnert sich Taeter. Nun soll es aber klappen. Dabei ist Belgien nicht gerade als Wintersport-Nation bekannt und doch reisen 21 Sportler aus dem benachbarten Königreich am Wochenende nach Turin.
Seit dem Herbst bereiten sich die Athleten alle zwei Wochen auf ihre Wettkämpfe vor. In der Skihalle in Landgraaf wurde auf Skiern trainiert, auch im Hohen Venn war das zeitweise möglich. Spielt das Wetter nicht mit, stehen Kraft- und Ausdauertraining auf dem Programm.
»Wir reisen zunächst zwei Tage nach Turin, dann geht es weiter nach Pragelato, wo unsere Athleten ihre Wettkämpfe bestreiten«, erklärt der 65-Jährige. Seine sechs Sportler werden im Langlauf an den Wettkämpfen teilnehmen. »Es gibt zunächst Trainingsläufe, nach denen die Teilnahme in verschiedene Kategorien eingeteilt werden - dann geht es in den Kampf um die Medaillen«, so Taeter. Zwischen Trainings- und Wettkampfleistung darf nur eine Differenz von zehn Prozent sein, damit keine Wettbewerbsverzerrung eintritt.
Hendrik Ritter und Markus Knein werden im Langlauf über die 500 Meter- und 1000 Meter-Distanz an den Start gehen. Und können dabei auf jüngste Erfolge verweisen. Bei den »Internationalen Liechtensteiner Winterspielen« Ende Januar krönte sich Markus Knein über 1000 Meter zum Goldmedaillen-Gewinner, Hendrik Ritter belegte über die 500 Meter einen hervorragenden zweiten Platz. »Die Jungs kennen nur volle Pulle«, weiß Josef Taeter. »Das ist einfach toll, welchen Ehrgeiz sie entwickeln und wie sie zu leisten imstande sind.«
Neun Betreuer begleiten die 21 Sportler aus Ostbelgien im Reisebus. »Das ist schon ein enormer logistischer Aufwand - und den Großteil der Kosten müssen die Sportler selbst tragen«, moniert Taeter. Einzig die Ausrüstung werden von der Deutschsprachigen Gemeinschaft gestellt. »Stellen Sie sich einmal vor, ein Olympionik sagt seine Teilnahme ab, weil er die Hotelkosten selbst zahlen soll«, stellt er einen Vergleich auf.
Und dennoch stehe nicht die große mediale Präsenz im Fokus, sondern die Freude der Athleten an Sport und Gemeinschaft. Taeter: »Dafür machen wir das sehr gerne und freuen uns einfach auf tolle Wettkämpfe«.
Die Wettbewerbe und Veranstaltungen der Special Olympics World Winter Games finden vom 8. bis 15. März in Turin, Sestriere, Bardonecchia und Pragelato statt. Die 3.000 Athleten treten in Eiskunstlauf, Floorball, Langlauf ,Schneeschuhlauf, Short Track, Ski Alpin, Snowboard und Tanzen an. Mehr auf www.turin2025.org