Thomas Förster

Raum für Geflüchtete wird geschaffen

»Es gibt sicher schönere Standorte. Aber wir haben keine Alternative, müssen vor der Lage bleiben. Denn Turnhallen opfern will niemand!« Bernd Goffart erklärt, warum es dringend notwendig ist, die Flüchtlingsunterkunft auf Langschoss zu erweitern.

Langschoss (Fö). »Jeden Monat werden uns etwa 30 geflüchtete Menschen zugewiesen. Wie und wo wir sie unterbringen, dazu sagt uns die große Politik nichts«, kritisiert Simmeraths Bürgermeister Bernd Goffart. Man habe im ehemaligen Internat des BGZ Raum geschaffen, das Landschulheim in Paustenbach umfunktioniert und auf der Freifläche daneben Wohncontainer errichtet. »Das klappt problemlos, obwohl es anfangs arge Bedenken gab«, zeigt sich Goffart erfreut. Zudem habe man in fast allen Orten des Gemeindegebietes Häuser gekauft und Wohnraum angemietet. »Ende des Jahres wird alles voll sein - auch, weil wir nie wissen, wann und wie viele Menschen uns wieder verlassen. Wir werden weit über unserer Kapazität belastet!« Daher sei Handeln dringend geboten und die Politik vor Ort ist diesem Appell auch mit breiter Zustimmung gefolgt.

So sollen bis zum Jahresbeginn drei Wohncontainer neben der bestehenden Flüchtlings-Unterkunft auf Langschoß errichtet werden. Acht Wohneinheiten finden in jedem Container Platz - dort werden drei bis vier Personen untergebracht, die sich Dusche und Küche teilen. Zudem gibt es einen gemeinschaftlichen Waschraum sowie eine kleine Betreuer-Einheit. »So können wir den Menschen möglichst viel Privatsphäre bieten«, unterstreicht Goffart. Zugleich legt er Wert darauf, dass die Geflüchteten für Pflege und Reinigung ihrer Räumlichkeiten selbst verantwortlich sind. »Das darf man schon verlangen«, so Goffart weiter. Ein Sozialarbeiter und der Arbeitskreis Langschoß engagieren sich vor Ort - zudem soll die Anbindung an den ÖPNV verbessert werden. »Das kostet uns zwar wieder Geld, das uns niemand erstattet, dient aber der Integration.«

Bernd Goffart kritisert die Perspektivlosigkeit für die geflüchteten Menschen. »Das ist ja alles keine Dauerlösung, aber was mit diesen Menschen geschehen soll, wo sie mittelfristig leben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen sollen, dazu gibt es aus Berlin keine Antwort.« Er unterstützt gerne Schutzbedürftige, »aber wir müssen als Einwanderungsland unattraktiver werden. Wer abgelehnt ist, bekommt in anderen Ländern keine Leistungen mehr. Bei uns kassiert er nach dem ablehnenden Bescheid mehr als zuvor«, ernten die Vorgaben aus Berlin Kopfschütteln im Simmerather Rathaus.

Obdachlosenunterkunft wird saniert

27 x 15 Meter groß ist jeder der drei Wohncontainer, die auf Langschoß errichtet werden. Platz geschaffen wird für vier Container.
Rund 600.000 Euro kostet jedes Bauwerk inklusive Ausstattung und Tiefbauarbeiten.
»Wir haben ganz Langschoß beplant, um für die Zukunft gerüstet zu sein«, erklärt Bürgermeister Bernd Goffart. Und bis Jahresende soll auch die benachbarte Obdachlosenunterkunft wieder bezugsfertig sein. Sie war seit einem Brand Ende April nicht bewohnbar.

Zukunft für den Kuhberg?

Dringenden Handlungsbedarf sieht auch die Roetgener Verwaltung bei der Schaffung von Wohnraum für Geflüchtete. Auch dort ist die Situation angespannt, doch über mögliche Unterbringungs-Standorte wie den »Kuhberg« wird kontrovers diskutiert. 2019 hatte die Roet-gener Politik entschieden, den Kuhberg nicht mehr als Sammelunterkunft zu nutzen, weil es dafür weder vom Zustand noch vom sozialen Standard geeignet sei. »Die derzeitige Unterbringungssituation ist zahlenmäßig angespannt, insbesondere Familien können nicht mehr angemessen untergebracht werden«, stellt die Verwaltung fest. Da die Unterkünfte momentan fast zum Maximum belegt sind, sind weitere Überlegungen anzustellen, um dieser Situation entgegenzusteuern. »Derzeit befinden wir uns nicht in der Lage über die Angebote zur Unterbringung von Flüchtlingen lange zu diskutieren, sondern sind zum Handeln gezwungen, wenn wir eine Unterbringung in der Gemeindeturnhalle abwenden wollen«, mahnt die Verwaltung. Sofern die Anmietung der Immobilie Kuhberg nicht weiter fokussiert werden soll, müssten zeitnah durch die Politik Alternativen aufgezeigt werden.

Der DRK-Kreisverband hat das Haus Schlehbach vom Eifelverein erworben und wollte daraus eine Jugendhilfeeinrichtung machen. Nun ist man bereit, es der Gemeinde für die Unterbringung geflüchteter Menschen zur Verfügung zu stellen. Es sei mit weiterem wegbrechendem Wohnraum durch bisher gemietete Objekte (bis zu 42 Plätzen), welche u.a. zum Verkauf stehen, zu rechnen heißt es. Zusätzlich sei mit 80 Zuweisungen zu rechnen, ehe man der Aufnahmeverpflichtung vollumfänglich nachgekommen sei. Derzeit werden 256 Personen durch das Ordnungsamt in Notunterkünften untergebracht. Eine Entscheidung der Politik steht noch aus.


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