Thomas Förster

Integration beginnt bei der Sprache

Städteregion Aachen. Pilotprojekt "Werkzeugkoffer Deutsch" ebnet den Weg - erster Kurs gestartet

In einem neu aufgelegten Sprachkurs lernen Geflüchtete, die in Betrieben Arbeit gefunden haben, Grundlagen, um gut kommunizieren zu können. Handwerkskammer, Städteregion, Jobcenter und Unternehmer arbeiten bei diesem Pilotprojekt eng zusammen.

In einem neu aufgelegten Sprachkurs lernen Geflüchtete, die in Betrieben Arbeit gefunden haben, Grundlagen, um gut kommunizieren zu können. Handwerkskammer, Städteregion, Jobcenter und Unternehmer arbeiten bei diesem Pilotprojekt eng zusammen.

Bild: Thomas Förster

»Wir müssen unsere Ansprüche senken und die Menschen da abholen, wo sie stehen. Dann gelingt Integration in Arbeit«, ist sich Thomas Haselhorst sicher. Wie er, so haben eine Handvoll Handwerker ein Pilotprojekt gestartet, dass ihren Mitarbeitern aus dem Ausland die tägliche Arbeit erleichtern soll.´

Region (Fö). Sprache ist die Grundlage für eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration. Aus diesem Grund hat die Handwerkskammer Aachen zusammen mit ihrer Tochterfirma QualiTec, gefördert durch das Jobcenter der StädteRegion Aachen, für ausländische Fach- und Hilfskräfte den Kurs »Werkzeugkoffer Deutsch« initiiert. In 100 Unterrichtseinheiten, verteilt auf insgesamt 20 Wochen, werden wichtige Begrifflichkeiten, interkulturelle Kompetenzen, Verhaltensregeln am Arbeitsplatz und Grundlagen für die Planung von Arbeitsabläufen vermittelt.

»Das Konzept entstand 2019 als Antwort auf die Fluchtwelle 2015«, erinnert sich Wilhelm Grafen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen. Corona habe das Projekt ausgebremst, das jetzt neue Fahrt aufnehmen soll. »Außerdem kommen immer mehr ältere Fachkräfte zu uns, denen wir den Weg in die Arbeitswelt bereiten wollen und müssen«, so Grafen.

Der Lehrgang ist ein offenes Angebot, in das jederzeit neue Mitarbeiter einsteigen können. Acht Mitarbeiter aus sechs Handwerksbetreiben und dem Kommunalen Integrationszentrum der Städteregion Aachen sind dabei, die bereits in ihren Herkunftsländern einem Handwerk (Maler, Installateur, Fliesenleger, Elektriker) nachgegangen waren. »Ihnen wird die Anerkennung verwehrt oder die Sprache ist die größte Hürde«, weißt Stefan Graaf, Geschäftsführer Jobcenter Aachen.

Der »Werkzeugkoffer Deutsch« orientiert sich stark an den Bedürfnissen der Handwerksunternehmen, die bereit waren, die Migranten trotz aller Sprachbarrieren für fünf Jahre einzustellen. »Sie merken, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind«, hat Thomas Haselhorst festgestellt, der in der Elektro- und Informationstechnik tätig ist. Freitags geht es ins Aachener BGE - die Arbeitgeber stellen sie dafür frei.

Installateur- und Heizungsbaumeister Jan Mohr möchte die Lorbeeren gar nicht selbst einstreichen, sondern lobt seine Mitarbeiter, die bei der täglichen Arbeit die tatsächliche Integration leisten.

»Wenn man uns machen lässt, finden wir auch pragmatische Lösungen«, erklärt Stefan Graaf. Mancher Migrant tue sich in klassischen Sprachkursen schwer - aber dieses praxisorientierte, auf seine Bedürfnisse zugeschnitte Angebot könne da helfen.

»Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt - daher ist dieser Kurs ein wertvoller Türöffner«, unterstreicht Dr. Michael Ziemons, Sozialdezernent der Städteregion Aachen.

Elf Prozent der Handwerksazubis im Kammerbezirk Aachen haben einen ausländischen Pass. Eins kamen sie meist aus der Türkei, heute leigen Syrien, Afghanistan und Irak vorne. »Das Handwerk ist offen für alle, die sich engagieren wollen - egal, woher sie kommen«, versicht Grafen. »Was zählt ist, wo sie hinwollen.«

Mehr zum Pilotprojekt »Werkzeugkoffer Deutsch« gibt es auf

www.hwk-aachen.de


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