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Julia Borsch

Rund um die kleine Kaffeekirsche

Region(jb). Der Allrounder Kaffee ist für viele Menschen am Morgen ein Muss. Doch was hat es mit der immergrünen Pflanze eigentlich auf sich?

Zum Inhalt:

  • Rösten, rösten, rösten ...
  • Nachhaltig, Fairtrade und umweltbewusst
  • Wissenswertes über Kaffee
  • Mehr als nur Kaffee... unsere Tipps

 

Kaffee gilt nicht nur als Muntermacher, sondern auch als Appetitzügler und als Aphrodisiakum. Wie kann man alles aus der klmeinen, schwarzen Bohne herausholen?

Die ursprünglich in Äthiopien entdeckte Kaffeepflanze wurde bereits um 900 n. Chr. erwähnt. Der Legende nach entdeckten ein äthiopischer Hirte und seine Ziege die roten Kaffeekirschen und deren aufputschende Wirkung im Südwesten des Landes. Um diese Zeit wurden die Pflanzenblätter und die getrockneten Kirschen in heißem Wasser aufgegossen und ähnlich wie Tee getrunken. Die uns heute bekannte Genussform des "flüssigen Goldes" entspringt dem osmanischen Reich: Dort wurden die getrockneten Kaffeebohnen erstmals geröstet, gemahlen und mit heißem Wasser aufgekocht. Die ersten Kaffeehäuser im deutschsprachigen Raum entstanden in den 1670er Jahren, allen voran Hamburg (1677) und Regensburg (1686).

 

Rösten, rösten, rösten ...

Ob Cappuccino, Espresso, Flat White oder Filterkaffee - für jede dieser Zubereitungsarten werden die Kaffeebohnen geröstet, denn das Röstverfahren ist entscheidend für die spätere Weiterverarbeitung der Bohne. Erst durch die Röstung erhalten die Bohnen ihren ganz besonderen Charakter. Die Arten "Coffea Arabica" (Arabica-Kaffee) und "Coffea Canephora" (Robusta-Kaffee) dominieren auf dem weltweiten Kaffeemarkt und dienen als Grundlage für alle uns bekannten Kaffeegetränke. Arabica-Kaffee ist eher mild im Geschmack. Die Bohnen sind vergleichsweise groß und zeichnen sich durch eine S-förmige Einkerbung auf der Oberseite aus. Robusta- Kaffeebohnen hingegen sind stark und prägnant im Geschmack. Die kleinen runden Bohnen weisen eine gerade Einkerbung auf.

Beim Röstverfahren werden die Kaffeebohnen erhitzt und verlieren dadurch nicht nur Wasser, sondern auch Masse. Durch die Wasserdampfbildung innerhalb der Bohne erhöht sich deren Volumen und führt so zu unterschiedlichen Kaffeearomen. Auch wenn Kaffee geschmacklich eher bitter sein kann, enthält die kleine Bohne von Natur aus Zucker. Dieser karamellisiert bei 160 bis 190°C, verbindet sich während des Röstverfahrens mit Aminosäuren und bildet neue, einzigartige Geschmacksstoffe.

Nicht nur die Temperatur, sondern auch das eingesetzte Röstverfahren sind an dieser Stelle von Bedeutung für den späteren Geschmack des Kaffees: Bei der traditionellen Trommelröstung dreht sich eine von außen beheizte Trommel, die im Inneren mit Kerben versehen ist. Innerhalb von acht bis 25 Minuten werden die Bohnen auf Temperaturen zwischen 180 und 240°C erhitzt. Diese Form der "Langzeitkaffeeröstung" gibt den Bohnen genügend Zeit, die individuellen Aromen zu entwickeln und störende Säuren abzubauen.

Hingegen nimmt eine industrielle Fließbettröstung lediglich zwei bis sieben Minuten in Anspruch. Aufgrund höherer Temperaturen (400 bis 800°C) können bei diesem Prozess bittere, unerwünschte und sogar verbrannte Röstaromen entstehen.

"Ziel aller Röstereien ist es immer, eine gleichbleibende Qualität möglichst wirtschaftlich zu erreichen", erklärt Maximilian Truong (drei & fünf - Rösterei & Café aus Traben- Trarbach) dem eff.-Magazin. Ob helle oder dunkle Röstung ist Geschmackssache. "Eine hellere Röstung betont eher die fruchtigen Noten und kann eine angenehme Süße und Säure entwickeln. Dunklere Röstungen betonen eher die Nuss- und Schokoladennoten sowie die Bitterstoffe, klassische Röstaromen werden stark ausgeprägt", erklärt Maximilian Truong weiter.

"Bei helleren Röstungen lässt sich der Ursprung des Kaffees besser herausschmecken und eine gute Qualität des Rohkaffees ist sehr wichtig. Bei dunkleren Röstungen werden die eigentlichen Aromen des Kaffees immer mehr von Röstaromen überlagert."

Durch eine dunkle Röstung entstehen mehr Bitterstoffe und weniger Säuren. Dunkel geröstete Kaffeebohnen werden vornehmlich für kürzere Zubereitungen wie in Vollautomaten oder Espressomaschinen verwendet, während Bohnen heller Röstung überwiegend für längere Brühmethoden wie Filterkaffee oder Stempelkannen verwendet werden.

 

Nachhaltig, Fairtrade und umweltbewusst

Kaffeepflanzen kommen aufgrund der besonderen klimatischen Voraussetzungen (nährstoffreicher Boden, konstant warme Temperaturen sowie ausreichend Niederschlag und Schatten) überwiegend im sogenannten "Kaffeegürtel" vor. Dieser erstreckt sich über die Gesamtheit der tropisch-äquatorialen Länder, in welchen die immergrüne Kaffeepflanze unter begünstigten Klimabedingungen das ganze Jahr über gedeihen kann.

Beim Kauf von Kaffee sollten Verbraucherinnen und Verbraucher also insbesondere auf eine faire Gewinnung der Bohnen, faire Arbeitsbedingungen für Kleinbäuerinnen und -bauern, eine Eindämmung des Klimawandels und umweltschonende Arbeitsweisen achten. Viele Firmen bieten zudem einen Ausgleich der CO2-Emmissionen und eine Nachverfolgung der zurückgelegten Strecke der Bohnen an: "Im Kaffeebereich ist es für den Verbraucher aufgrund der langen Wertschöpfungskette sehr schwer, alle Aspekte nachzuvollziehen. Im Supermarkt vereinfachen Labels wie Fair Trade oder BIO den Überblick. Sie vermitteln eine Grundsicherheit und einen Mindeststandard, der eingehalten wird, BIO einen ökologischen und Fair Trade einen sozialen Mindeststandard ", erklärt uns Maximilian Truong. "Vor allem in kleinen Röstereien spielen Qualität und Transparenz eine große Rolle".

Also: Augen auf beim Bohnenkauf!

 

Wissenswertes über Kaffee

  • Das Land Brasilien ist für 34% der jährlichen weltweiten Kaffeeproduktion verantwortlich
  • Die Schritte der Kaffeeherstellung sind: Ernte, Entpulpung/ Aufbereitung der Kaffeebohnen, Röstung, Verpacken
  • Neben Erdöl ist Kaffee eines der wichtigsten Handelsgüter weltweit
  • An Bäumen und Sträuchern wachsen die roten "Kirschfrüchte" - die eigentliche Bohne ist der Samen, der sich im Inneren der Kirsche befindet
  • Bis Ende 2050 werden 60% der weltweiten Anbauflächen der Arabica-Bohne aufgrund des Klimawandels verschwunden sein – dies ergab eine Studie der Schweizer Forschungsgruppe "Geography of Food"
  • Luxemburg hat den höchsten Kaffeekonsum in Europa: Jede Luxemburgerin bzw. jeder Luxemburger vertrinkt jährlich pro Kopf etwa 10 kg Kaffee. Der jährliche deutsche Kaffeekonsum beläuft sich hingegen auf moderate 4,8 kg pro Person
  • Die drei wesentlichen Zubereitungsarten des Kaffees sind die Flotationsmethode (hier schwimmt der Kaffee im Wasser), die Filtermethode und die maschinelle Methode, bei der der Kaffee unter Druck zubereitet wird
  • Der "Blue Mountain" ist einer der begehrtesten und teuersten Kaffees der Welt. Ein Kilogramm beläuft sich auf etwa 100 Dollar
  • Die Temperatur eines Kaffees sollte ca. 86°C bis 96°C betragen
  • Kaffee ist unbegrenzt haltbar, trocknet mit dem Alter allerdings aus und verliert an Aroma. Dies erklärt auch das durch den Gesetzgeber vorgeschriebene Mindesthaltbarkeitsdatum auf den Kaffeepackungen
  • Der Koffeingehalt in einer Rohkaffeebohne beträgt ca. 0,8 bis 1,4 % bei Arabica-Bohnen und 2,5 % bei Robusta- Bohnen

 

Mehr als nur Kaffee...

Die kleine Bohne findet nicht nur in der Küche Anwendung - unsere Tipps

01 Abgekochter Kaffeesatz eignet sich aufgrund seiner großen Nährstoffmengen hervorragend als Pflanzendünger. Kaffeesatz enthält Stickstoff, Kalium, Gerbsäure und Antioxidantien. Diese Stoffe finden sich auch in herkömmlichen Düngeprodukten wieder. Lassen Sie zum Düngen der Pflanzen den Kaffeesatz vollständig trocknen, um Schimmelbildung zu vermeiden und vermischen Sie den Satz anschließend mit Blumenerde. Am besten eignet sich diese Methode beim Umtopfen Ihrer grünen Lieblinge oder auch mal zwischendruch.

02 Vermischen Sie etwas Kaffeesatz mit einer kleinen Menge Olivenöl, sodass eine zähflüssige Masse entsteht, und tragen Sie die Mischung als Peeling auf trockene Haut auf. Waschen Sie das Peeling anschließend mit warmen Wasser ab und cremen Sie die Haut nachfolgend ein.

03 Im Sommer sind nicht nur Gäste zum Grillfest eingeladen, sondern auch Wespen. Füllen Sie eine kleine Menge trockenes Kaffeepulver in eine feuerfeste Schale und zünden dieses mit einem Streichholz oder Feuerzeug an. Wespen bleiben der Rauchquelle fern, denn Qualm signalisiert Gefahr.

04 Kaffeepulver vertreibt ungewollte und unangenehme Gerüche - vor allem im Kühlschrank. Stellen Sie dazu eine Schale mit nicht verkochtem Kaffeepulver in den Kühlschrank – der Kaffee neutralisiert hinter der geschlossenen Kühlschranktür Gerüche.

05 Rettung bei Knoblauchgeruch: nach dem Schneiden von Knoblauch haften die therischen Öle wie Kleber an den Händen. Hier einfach mit etwas Kaffeepulver die Hände gründlich waschen und somit den Knoblauchgeruch vertreiben.

06 Verbrannte und schmutzige Pfannen? Auch diese stellen für Kaffee keine Herausforderung dar. Schrubben Sie die Pfanne mit heißem Wasser und Kaffeepulver gründlich ab. Durch die grobkörnige Textur des Kaffees lösen sich angebrannte Reste nahezu problemlos!

07 Kaffeeöl selbst herstellen und damit dunklen Augenringen entgegenwirken? Aber klar! Lassen Sie dazu eine Menge Kaffeepulver mit geruchsneutralem Trägeröl (Verhältnis 2:1) für mindestens eine Woche in einem Glas ziehen. Filtern Sie das Öl, füllen es in eine Roll-On-Flasche und tragen das mit Kaffee durchzogene Öl auf die Augenringe auf. Massieren Sie das Öl sanft in die Haut ein. Und wenn es kein Öl sein soll: Tunken Sie zwei Wattepads in kalten Kaffee und legen Sie diese für zehn Minuten auf die Augenpartie. So lassen sich geschwollene Augen im Nu und mit den einfachsten Hausmitteln behandeln und Sie haben einen kleinen, achtsamen Moment in den Alltag eingebaut.

08 Wieso die Gartenparty nicht aufpeppen und statt heißem Kaffee Eiskaffee servieren? Und wenn der Kaffee nicht getrunken werden will, wieso dann nicht mal einen Cappuccino-Kuchen oder Tiramisu zaubern?

09 Peppen Sie den morgendlichen Kaffee auf und fügen Sie eine Prisa Meersalz, eine Prise Salz oder eine Kapsel Kardamom in den heißen Kaffee hinzu. Unser Tipp: Fügen Sie die Gewürze vor dem Brühprozess in den Filter hinein - so holen Sie das meiste aus dem Morgenkaffee heraus!

10 Kaffee regt das Haarwachstum an und sorgt für volleres und kräftigeres Haar. Dazu die Haare mit etwas Kaffeesatz waschen, ein paar Löffel der Länge nach in den Haaren verteilen, einmassieren und nach zehn Minuten gründlich auswaschen.

 

Fotos: unsplash/Olena Rudo/sotck.adobe.com

 


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