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Edith Billigmann

Licht am Ende des Tunnels ...

Region(edi). Regina Jobelius ist zertifizierte Ernährungsberaterin aus Trier. Sie sagt: "Die meisten Krankheiten entstehen im Darm."

Zum Inhalt:

  • Morbus Crohn - wenn der Körper rebelliert
  • Ernährung - der Schlüssel zur Darmgesundheit
  • Interview mit Regina Jobelius
  • Das Darm-Universum

 

Es sind zwei Ereignisse, die Regina Jobelius‘ Leben nachhaltig geprägt und in eine andere Richtung geführt haben. Da ist zum einen der frühe Tod des an Darmkrebs erkrankten Vaters und zum anderen ihre eigene Erkrankung an Morbus Crohn, einer chronischen Entzündung im Verdauungstrakt, die als unheilbar gilt und mit Darmkrebsvorstufen in Zusammenhang gebracht wird. "Zweimal Ursache Darm als familiäre Erkankung ist zweimal zu viel", bringt es Regina auf den Punkt. "Das verändert etwas in deinem Denken."

Und so beginnt auch hier die ungewöhnliche Geschichte einer ungewöhnlichen Frau, mittlerweile vielen als "Darmexpertin" unter ihren Kunden und Influencern bekannt.

 

Morbus Crohn - wenn der Körper rebelliert

Wochenlange heftige Bauchkrämpfe mit Durchfall prägten Reginas Leben schon in jungen Jahren. Ein Schicksal, das laut Statistik zwei von 1.000 Deutschen betrifft. Die Ursache für Morbus Crohn ist bis heute nicht vollständig geklärt. Vermutlich handelt es sich um eine Störung der Immuntoleranz gegenüber der eigenen Darmflora. Werden Krankheitserreger im Darm nicht mehr vollständig beseitigt, kommt es zu einer Überreaktion des körpereigenen Immunsystems, woraus sich dann in Folge eine chronische Darmentzündung entwickeln kann.

Erwiesen ist, dass bei Morbus Crohn die drei Faktoren, Gene, Umwelt und Immunsystem, eine große Rolle spielen. So kommt die Erkrankung in Familien gehäuft vor, ebenso steigt der Anteil der Patienten in den westlichen Industrieländern kontinuierlich an. Unbestritten ist auch, dass Raucher häufiger an Morbus Crohn erkranken als Nichtraucher und dass psychische Stresssituationen den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen, ohne dabei als Auslöser infrage zu kommen. Als gesichert gilt, dass bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen die Zusammensetzung der Darmflora eine große Rolle spielt. Die aber wird durch das zur Linderung der Beschwerden häufig von der Schulmedizin verordnete Cortison ungünstig beeinflusst.

 

Ernährung - der Schlüssel zur Darmgesundheit

Auf der Suche nach einem Ausweg aus der eigenen belastenden Situation hatte sich Regina schon damals diese Erkenntnisse zunutze gemacht und sich intensiver mit natürlicher Ernährung und dem Darm-Mikrobiom beschäftigt. "Mit Erfolg", erzählt die heutige Ernährungsberaterin, die damit das Darmimmunsystem stärken konnte.

Sehr geholfen habe ihr aber auch die Umstellung auf eine vegane Ernährung. "Das war vor gut 30 Jahren", erzählt sie weiter. "Seitdem bin ich nicht mehr erkrankt." Damit sie auch anderen Betroffenen helfen kann, hat sich Regina Jobelius als zertifizierte Ernährungsberaterin mit Schwerpunkt Magen-Darmgesundheit qualifiziert. Erfahren Sie mehr im Interview:

 

Frau Jobelius, Sie haben sich auf den Darm spezialisiert und gehen das Ernährungsproblem in umgekehrter Reihenfolge an. Warum?

Das ist ganz einfach zu erklären: Die meisten Kankheiten entstehen durch ein geschwächtes Immunsystem. Und der größte Teil davon, 80 Prozent, sitzt im Magen- Darm-Trakt. Mein Credo: Wir müssen das Darm-Mikrobiom pflegen, wenn wir Wert auf körperliche Gesundheit und emotionales Wohlbefinden legen.

 

Nennen Sie Beispiele für Erkrankungen, die mit Dysbalancen des Darm-Mikrobioms einhergehen.

Zu nennen ist zunächst das gesamte Spektrum der Darmerkrankungen wie Reizdarmsyndrom, Verstopfung, Durchfall, aber auch Migräne, Fatigue, schwaches Immunsystem, Blasenentzündungen, nicht-alkoholische Fettleber etc.. Nicht zu vergessen: Auch neuroinflammatorische Erkrankungen wie Alzheimer und andere Demenzerkrankungen oder auch Parkinson werden aktuell von der Wissenschaft mit Dysbalancen des Darm-Mikrobioms in Zusammenhang gebracht. Aus dieser wissenschaftlichen Erkenntnis heraus sind wir geradezu verpflichtet, unserer Ernährung eine größere Bedeutung zukommen zu lassen.

 

Die Lösung dieser Probleme liegt also in der Darmgesundheit?

Das wäre zu einfach gedacht. Richtig ist aber, dass ein gesunder Darm das jeweilige Krankheitsbild deutlich verbessern kann. Nehmen wir beispielsweise Übergewicht. Oft ist die Darmflora so geschädigt, dass die gewichtsregulierenden Bakterien in der Minderheit sind. Durch die Fehlbesiedlung des Darms werden falsche Signale eines dauerhaften Hungergefühls ausgesendet. Und dieser Hunger zielt nicht unbedingt auf gesunde Lebensmittel ab. Dieser fatale Kreislauf ist nur schwer zu durchbrechen, kann aber gut durch die Wiederherstellung einer intakten Darmflora gelingen. Dabei hilft eine gezielte Ernährungsumstellung.

 

Woher wissen Sie so genau, was fehlt?

Durch eine gezielte Testung der Stuhlprobe, bei der von einem Institut die DNA der im Darm vorhandenen Bakterien bestimmt wird. Exakt darauf ist dann der Ernährungsfahrplan ausgerichtet. Wenn die Ernährungsumstellung alleine nicht ausreicht, braucht der Darm Starthilfe, zum Beispiel durch probiotische Zugaben. Essen gehört doch zum Urinstinkt der Menschheit. Warum benötigen wir denn ausgerechnet dabei Hilfe? Weil Bakterien, welcher Art auch immer, an der eigenen Vermehrung interessiert sind und dadurch auch unser Verlangen nach bestimmten Nahrungsmitteln beeinflussen. Handelt es sich dabei um eine ausgewogene, gesunde Ernährung, ist das auch kein Problem. Essen wir aber vermehrt Fast Food, stark zucker- und fetthaltige Lebensmittel und zu wenig Obst und Gemüse, fehlen wichtige Nähr- und Ballaststoffe und auch Vitamine.

 

"Manchmal braucht der Darm eine Starthilfe."

Auf Dauer schwächt das unser Immunsystem, das ja, wie wir wissen, vorwiegend im Darm angesiedelt ist. Verschlechtert sich die Zusammensetzung der Darmflora und wird auch die Darmschleimhaut, die vor dem Eindringen von Bakterien und Toxinen schützt, durchlässig, können Nahrungsmittelallergien, Intoleranzen, Abgeschlagenheit, Hauterkrankungen, Migräne und einiges mehr entstehen.

 

Geben Sie uns doch eine Orientierungshilfe: Was sollten wir bevorzugt essen?

Wichtig ist die Optimierung der Darmflora durch eine gesunde, vielfältige und möglichst pflanzenbasierte Ernährung. Meine Faustregel lautet: So divers wie möglich. Das bedeutet, maximal viele verschiedene Gemüse- und Obstsorten zu verzehren, wobei dem Gemüse klar der Vorzug gegeben werden sollte. Auch Hülsenfrüchte und fermentierte Lebensmittel sollten wir nicht vergessen. Nüsse und Samen sind lecker und gesund. Bleiben Sie neugierig und bereiten Sie nicht immer das gewohnte Essen zu. Konventionell gezüchtetes Fleisch mit Antibiotikagaben sollte man meiden, ebenso stark verarbeitete Lebensmittel mit übermäßigem Zucker-, Salzund Fettgehalt. Kalt gepresste Öle empfehle ich gerne. Es gibt viele leckere Rezepte, die gesund sind und sich leicht nachkochen lassen. In meinen Kochkursen biete ich diese Gerichte an.

 

Erwarten Sie als Veganerin auch von Ihren Kunden eine fleischlose Ernährung?

Keinesfalls. Ich bin Veganerin aus persönlicher Überzeugung, weil ich Respekt vor dem Leben eines Tieres habe und weil ich seit meiner Ernährungsumstellung keinen Morbus-Crohn-Schub mehr hatte. Meine Ernährungsberatung hat die individuellen Bedürfnisse im Fokus. Wer Fleisch essen möchte, kann das auch weiterhin tun, sollte aber den Konsum einschränken, wenn Quantität und Qualität der Gesundheit bereits geschadet haben. Mir ist wichtig, dass meine Ernährungstipps nicht für eine bestimmte Phase des Lebens gedacht sind, sondern einen Leitfaden für ein längeres und gesundes Leben darstellen.

 

Das Darm-Universum

Acht Meter lang ist der menschliche Darm und mit über 39 Billionen Mikroorganismen dicht besiedelt. Sie bilden die Darmflora, auch Mikrobiom genannt. Dieses besteht aus Bakterien (95 %), Pilzen und Viren und verändert sich ständig, abhängig von Lebensalter, Ernährung und Umwelt. Jeder Mensch verfügt mit seinem individuellen Darm-Mikrobiom über ein einzigartiges Universum kleiner Mitbewohner. Auf dieser Grundlage können bei Beschwerden des Magen-Darm-Trakts Fehlbesiedlungen diagnostiziert und individuelle Therapiepläne erstellt werden.

Weitere Informationen finden Sie online unter www.ernaehrungsberatungjobelius.de 

 


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