Was würden wir ohne die „Blauen Engel“ machen?
Interview mit dem Leiter der Regionalstelle Trier, Markus Haier.
Was macht das THW für Sie persönlich aus?
„Für mich stellt es schon einen gewissen Lebensinhalt dar. Ich habe ehrenamtlich im THW gestartet, dann zum Hauptamt gewechselt und bin jetzt schon seit mehr als zehn Jahren Regionalstellenleiter, mit der Verantwortung für die Kolleginnen und Kollegen und die Ortsverbände im Regionalbereich Trier.“ 2
Warum sind Sie beim THW – und was ist sind Ihre Aufgaben?
„Meine Aufgabe ist die Leitung der Regionalstelle Trier. Wir sind mit circa 15 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die neun Ortsverbände im Regionalbereich Trier zuständig. Neben Koordinationsaufgaben im Einsatz, sind wir für die Unterstützung der Ortsverbände im Alltag da, stellen die Ausbildung sicher, beschaffen Ausstattung für die Ortsverbände und unterstützen bei der Verwaltung.“
Wie haben Sie die Flutkatastrophen im letzten Jahr mit erlebt?
„ Ich habe zu Hause noch den ein oder anderen Gegenstand in Sicherheit gebracht, weil nach den Ankündigungen seitens des Deutschen Wetterdienstes, Feuerwehr und Presse, nach den dauerhaften Niederschlägen, mit größeren Überschwemmungen zu rechnen war. Einige Ortsverbände wurden bereits für vorbereitende Maßnahmen, wie z.B. das Befüllen von Sandsäcken, alarmiert und eingesetzt. In der Regionalstelle haben wir einen Leitungs– und koordinierungsstab gebildet, um die laufenden Einsätze der Ortsverbände bestmöglich zu koordinieren. Die erste Nacht war schon sehr turbulent. Es wurde auf das gesamte Hilfeleistungspotential des THW zurückgegriffen und überörtliche Kräfte eingesetzt. Es war sehr beeindruckend, die vielen THW–Einheiten aus mehreren Bundesländern hier in unserer Region zu haben, um den Menschen in Not, die dringend erforderliche Unterstützung und Hilfe zukommen zu lassen.“
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des THWs?
„Dass dem THW weiter die erforderlichen Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden. Das ist wichtig, um die Helferinnen und Helfer weiter für ihre Arbeit zu motivieren, gut auszustatten und gut auszubilden, damit halt die Einsatzerfolge, auch in der Zukunft garantieren zu können.“
Wie kann das THW noch mehr Jugendliche für seine Arbeit begeistern?
„Wir haben viel zu bieten, um die Ausbildung zu gewährleisten, um Gruppenarbeiten in den Ortsverbänden und Jugendgruppen zu machen. Eine Herausforderung ist immer noch, dass THW bekannter zu machen, damit Kinder und Jugendliche den Einstieg bei uns finden und, dass wir natürlich auch die Betreuerinnen und Betreuer begeistern können, die für eine erfolgreiche Jugendarbeit unentbehrlich sind.“
Was würden wir eigentlich ohne die „Blauen Engel“ oder besser gesagt das THW machen? Denn genau so, wurden die Helferinnen und Helfer des THWs erstmals 1999 von der französischen Bevölkerung während den Einsätzen nach dem Orkan „Lothar“ genannt. Aber was genau macht die Helferinnen und Helfer des THW zu „Blauen Engeln“? Was sind die Aufgaben des THWs und wie würde eine Zukunft ohne dieses aussehen?
Vor rund 70 Jahren, am 22. August kam es, in Bonn zu ausschlaggebenden Gesprächen zwischen dem damaligen Bundesinnenministers Gustav Heinemann und Otto Lumnitzsch. Letzterer bekam den Auftrag, mit „den Arbeiten für die Aufstellung eines zivilen Ordnungsdienstes“ zu beginnen und somit eine wichtige Erneuerung im deutschen Zivil- und Katastrophenschutz zu schaffen. Seither gilt der 22. August 1950 als Gründungtag und Lumnitzsch als erster Direktor des THWs.
Als primäre Aufgaben machte sich das THW den Zivilschutz und die Hilfe im Notstand. Dies beinhaltet massive Stromausfälle, Überschwemmungen, vehemente Stürme, Bergungen, Versorgung und einiges mehr. Das THW agiert im Auftrag der Länder und Kommunen und auf Anforderung für die Gefahrenabwehr zuständige Stelle im Rahmen der Amtshilfe. Durch langjährige Zusammenarbeit mit dem örtlichem Katastrophenschutz konnte Vertrauen aufgebaut und ein gemeinsames Handeln, unterschiedlicher Organisationen ermöglicht werden.
Bei den Überflutungskatastrophen des letzten Jahres, im Ahrtal, aber auch direkt vor unserer Haustür hier in Wittlich, hat das THW Menschen gerettet, Keller leergepumpt, Deiche befestigt, Hochwasserschutz angebracht und kontaminierten Schlamm entsorgt. Diese Aufgaben geschahen unter anderen in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr.
Jedoch kann das THW durch sein Know-How auch in spezielleren Fällen aushelfen. So gelang es den Mitgliedern des THWs das Café „Pavillon“, welches direkt an der Lieser liegt, mit Hilfe von speziellen Geräten und Techniken zu sichern und vor größeren Schäden des Hochwassers zu schützen.
Abgesehen von diesen Einsätzen, hat sich das THW auch während der Corona – Pandemie vielseitig eingesetzt, im Besonderen im Punkt Logistik. Die Organisation hat auf Bundesebene Schutzausrüstung transportiert und verteilt, ebenso wie Test - und Impfzubehör. Aber auch die Errichtung von Test – und Impfzentren war im Einsatzgebiet des THWs inbegriffen.
Diese vielen Einsätze gelten jedoch nicht nur für Deutschland, sondern für die ganze Welt. Die Bundesanstalt, besteht aus rund 80.000 ehrenamtlich und 2.000 hauptamtlich Beschäftigten, agiert im Auftrag der Bundesregierung auch grenzübergreifend. Zum Beispiel eine Explosion in Beirut im Libanon vor zwei Jahren, löste einen solchen internationalen Einsatz des THWs aus. Kräfte der Schnell - Einsatz - Einheiten, welche aus allen 668 Ortsverbänden kommen, sind genau für solche Fälle speziell geschult und helfen im Ausland.
Neben dem Logistikzentrum in Hilden, welches für die Eigenversorgung des THWs zuständig ist, gibt es das Zentrum für Auslandslogistik in Mainz, welches die Mitglieder der Schnell - Einsatz - Einheiten mit Materialien für Auslandseinsätze ausstattet.
Die Vielfältigkeit des THWs spiegelt sich nicht nur in den Einsätzen, sondern auch im Team, den Aufgaben - und Ausbildungsbereichen wieder. Im Team sind Helferinnen und Helfern jeder Kultur, Religion, Herkunft, jedem Geschlecht und Alter.
Ein Erfolg ist, dass mittlerweile 11.000 weibliche Einsatzkräfte die Bundesanstalt in verschiedensten Bereichen unterstützen. Aber auch das Angebot für Jugendarbeit ist sehr umfangreich, bietet Kindern schon ab sechs Jahren einen Einstieg in das THW und ermöglicht es ihnen so, schon früh Verantwortung zu übernehmen. Doch kann man auch, unabhängig von seinem Alter, einen Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) beim THW absolvieren. Bei diesem bekommt man einen genaueren Einblick in die Bundesanstalt und kann sich verschieden einbringen, denn egal ob Technik, Menschen, Medien, IT oder Verwaltung, hier ist für jeden etwas dabei!
Abgesehen von intern angebotenen Programmen des THWs, wie die Grundausbildung in Ortsverbänden, spezifischen Fachausbildungen, Workshops, Weiterbildungen oder den THW - Bildungszentren, ist die THW - Stiftung auch ein wichtiger Unterstützer externer Bildungsprogramme. Eines dieser Bildungsprogramme ist die „young leaders Akademie“, bei welcher engagierte Jugendliche aus ganz Deutschland zusammenkommen über Politik und Zukunft sprechen.
Doch auch mit Themen wie: „Ethik, was ist Gut und Böse?, Kann eine KI (Künstliche Intelligenz) Entscheidungen treffen? Und was ist eigentlich Nachhaltigkeit?“, beschäftigen sich die rund 100 Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Mit der „young leaders Akademie“ arbeitet die THW – Stiftung zusammen, unterstützt sie und versucht auf einige offene Ohren zu treffen, welche ein weiteres Engagement angehen wollen.
Auf diesem Weg macht die Organisation auf eine ganz andere und neue Art und Weise auf sich aufmerksam und hofft, durch diesen direkten Kontakt zu jungen Menschen aus ganz Deutschland, Nachfolger/innen und Unterstützer/innen zu gewinnen.
Was wir machen können, ist dem THW mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung geben. Denn durch schon zu lange unbeachtete Dinge in unserer Welt begeben wir uns in prekärere Lagen und geraten ins Schwimmen. Und dies bei den nächsten Flutkatastrophen im wahrsten Sinne des Wortes. Damit solche Geschehnisse vermindert und ihnen vorgebeugt werden kann, ist gerade der Katastrophenschutz ein so wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Aus diesen Gründen müssen wir den Zivil – und Katastrophenschutz mit vielen (jungen) Mitgliedern unterstützen. Damit diese die Bevölkerung weiterhin unterstützen und beschützen können.
Deshalb werde jetzt Mitglied und helfe mit!